Felsenblümchen



Felsenblümchen

Immergrünes Felsenblümchen (Draba aizoides)

Systematik
Rosiden
Eurosiden II
Ordnung: Kreuzblütlerartige (Brassicales)
Familie: Kreuzblütengewächse (Brassicaceae)
Tribus: Arabideae
Gattung: Felsenblümchen
Wissenschaftlicher Name
Draba
L.

Die Felsenblümchen (Draba), oft auch Hungerblümchen genannt, bilden eine Pflanzengattung in der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae). Felsenblümchen-Arten besiedeln meist offenen, steinigen Boden: Felsen, Felsspalten, Felsschutt oder lückige Trockenrasen.

Beschreibung

Illustration von A Alpen-Felsenblümchen (Draba alpina) und B Schnee-Felsenblümchen (Draba nivalis).

Erscheinungsbild und Laubblätter

Draba-Arten wachsen meist als ein-, zwei- bis mehrjährige oder ausdauernde krautige Pflanzen, manchmal verholzen die Stängel an ihrer Basis und selten sind es Halbsträucher. Die Pflanzenteile sind kahl bis sehr unterschiedlich behaart: die Trichome können gestielt sein, sie sind einfach oder beispielsweise gegabelt, kreuzförmig, sternförmig und oft sind mehrere dieser Trichomformen an einer Art vorhanden. Die meist aufrechten bis aufsteigenden, selten liegenden bis niederliegenden Stängel sind unverzweigt oder, meist im oberen Bereich, verzweigt.[1]

Die Laubblätter stehen meist in grundständigen Rosetten und wechselständig am Stängel verteilt angeordnet, manchmal ist der Stängel unbeblättert. Die Grundblätter sind meist gestielt, selten sitzend und ihre einfachen Blattspreiten besitzen einen glatten oder gezähnten, selten gelappten Blattrand. Wenn Stängelblätter vorhanden sind, dann sind sie gestielt oder sitzend und ihre einfachen Blattspreiten mit meist keilförmiger oder selten geöhrter Spreitenbasis besitzen einen glatten oder gezähnten Blattrand.[1]

Blütenstände und Blüten

Draba-Arten besitzen meist schirmtraubige Blütenstände, deren Blütenstandsachsen sich bis zur Fruchtreife verlängern können und sich so zu traubigen Blüten-/Fruchtständen entwickeln. Manchmal sind Tragblätter vorhanden.[1]

Die zwittrigen Blüten sind vierzählig. Die vier selten haltbaren, aufrechten bis aufsteigenden oder selten spreizenden Kelchblätter sind eiförmig oder länglich, selten elliptisch. Die vier gelben, weißen, rosa- bis purpurfarbenen oder orangefarbenen Kronblätter sind verkehrt-eiförmig, spatelförmig, verkehrt-lanzettlich oder lineal, selten kreisförmig oder länglich, sie sind undeutlich bis deutlich genagelt und das obere Ende ist stumpf, gerundet, eingekerbt oder selten tief-zweigeteilt. Die Kronblätter sind meist länger, selten kürzer als die Kelchblätter. Von den sechs Staubblättern sind vier länger und zwei kürzer. Die Staubfäden können an ihrer Basis verbreitert sein und die Staubbeutel sind eiförmig oder länglich. Die ein, zwei oder vier (da die mittleren fehlen können) Nektardrüsen stehen einzeln oder sind zusammenfließend. Der durch ein vollständiges, falsches Septum zweigeteilte Fruchtknoten enthält 4 bis 70 (selten bis zu 88) Samenanlagen. Der kaum bis deutlich erkennbare Griffel endet in einer kopfigen Narbe. [1]

Früchte und Samen

Die dünnen Fruchtstiele sind aufrecht bis aufsteigend oder spreizend. Die kahlen Schoten oder Schötchen sind eiförmig, lanzettlich, elliptisch, länglich, lineal oder fast kreisförmig, flach oder spiralig gedreht. Die kahlen oder flaumig behaarten, papierartigen Fruchtklappen besitzen deutliche oder unscheinbare Mittel- und Seitennerven. Der Plazentar-Rahmen (Replum) ist gerundet. In der Frucht sind die Samen in zwei Reihen angeordnet.[1]

Die länglichen, ei- oder kreisförmigen Samen sind meist abgeflacht, bei Draba aleutica sowie Draba verna nur schwach abgeflacht, und meist ungeflügelt, aber bei Draba asterophora, Draba brachycarpa, Draba carnosula, Draba pterosperma geflügelt. Die winzig netzartige Samenschale (Testa) verschleimt im nassen Zustand.[1]

Chromosomenzahlen

Die Chromosomenbasiszahlen betragen x = 6-12, am häufigsten 8.[1] Der Ploidiegrad innerhalb der Gattung ist sehr unterschiedlich von diploid bis octadecaploid. Am häufigsten sind die untersuchten Arten mit 23 % aneuploid und am zweithäufigsten mit gut 20 % tetraploid.[2]

Verbreitung und Gefährdung

Die etwa 350 Draba-Arten sind hauptsächlich auf der Nordhalbkugel in Eurasien und Nordamerika sowie in Nordafrika verbreitet. Sie gedeihen besonders in arktischen, subarktischen, alpinen und subalpinen Regionen. Etwa 70 Arten kommen in Südamerika in den Anden von Kolumbien bis Patagonien vor. In Nordamerika gibt es etwa 121 Arten.[1] In China gibt es etwa 48 Arten, 16 davon nur dort.[3]

Etwa elf Draba-Arten sind in der Roten Liste der gefährdeten Arten der IUCN aufgelistet. [4]

Draba arctica
Draba cappadocica
Draba cuspidata
Draba fladnizensis
Draba lanceolata
Draba magellanica
Draba ossetica
Draba siliquosa mit beblätterten Stängeln.
Draba yunnanensis

Systematik

Die Gattung Draba wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Band 2, S. 642–643[5] aufgestellt. Als Lectotypusart wurde Draba incana L. durch M. L. Green in Bull. Misc. Inform., 1925, S. 51 festgelegt. Synonyme für Draba L. sind: Abdra Greene, Erophila DC., Holargidium Turczaninow ex Ledebour, Nesodraba Greene, Tomostima Raf.[1].[6]

Die Gattung Draba gehört zur Tribus Arabideae innerhalb der Familie Brassicaceae.[7]

Draba ist die größte und taxonomisch schwierigste Gattung der Brassicaceae. Es wurden über 950 Taxa und fast ein Viertel davon als infraspezifische Taxa veröffentlicht.[3]

Es gibt etwa 350 Arten in der Gattung Felsenblümchen (Draba) (Auswahl):[8][1]

  • Draba abajoensis Windham & Al-Shehbaz: Diese 2007 beschriebene Art gedeiht in Höhenlagen zwischen 1900 und 3800 Meter in Arizona, New Mexico und Utah.
  • Draba acaulis Boiss.
  • Draba adamsii Ledeb.
  • Immergrünes Felsenblümchen (Draba aizoides L.)
  • Draba albertina Greene: Sie gedeiht in Höhenlagen zwischen 900 und 3700 Meter in Nordamerika.
  • Draba aleutica Ekman: Sie kommt in Alaska und Russlands Fernen Osten vor.
  • Alpen-Felsenblümchen (Draba alpina L.)
  • Draba aprica Beadle
  • Draba arabisans Michx.
  • Draba araratica Rupr.
  • Draba arctica J.Vahl
  • Draba arctogena (E.Ekman) Ekman
  • Draba argyrea Rydberg
  • Raues Felsenblümchen (Draba aspera Bertol.)
  • Draba athoa (Griseb.) Boiss.
  • Draba bertiscea Lakusic & Stevanovic
  • Draba boueana O.E.Schulz
  • Draba brachystemon DC.
  • Draba bruniifolia Steven
  • Draba bryoides DC.
  • Draba cana Rydb.
  • Draba cantabriae (M.Laínz) M.Laínz
  • Draba cappadocica Boiss. & Balansa
  • Draba cinerea Adams
  • Draba compacta Schott
  • Draba corymbosa DC.
  • Draba crassifolia Graham
  • Draba cretica Boiss. & Heldr.
  • Draba cuspidata M. Bieb.
  • Draba dedeana Boiss. & Reut.
  • Dolomiten-Felsenblümchen (Draba dolomitica Buttler)
  • Draba dorneri Heuff.
  • Draba dovrensis Fr.
  • Eis-Felsenblümchen (Draba dubia Suter)
  • Draba elegans Boiss.
  • Flattnitz-Felsenblümchen (Draba fladnizensis Wulfen)
  • Draba glabella Pursh
  • Draba glacialis Adams
  • Draba gredinii E.Ekman
  • Draba haradjianii Rech. f.
  • Draba haynaldii Stur
  • Draba hederifolia Coss.
  • Draba heterocoma Fenzl
  • Draba hispanica Boiss.
  • Draba hispida Willd.
  • Hoppe-Felsenblümchen (Draba hoppeana Rchb.)
  • Draba huetii Boiss.
  • Draba imeretica Rupr.
  • Graues Felsenblümchen (Draba incana L.)
  • Draba incerta Payson
  • Draba insularis Pissjauk. non Goodd. 1940
  • Draba kjellmanii E. Ekman
  • Draba korabensis Jáv.
  • Draba kotschyi Stur
  • Draba lacaitae Boiss.
  • Lappländisches Felsenblümchen (Draba lactea Adams)
  • Engadin-Felsenblümchen (Draba ladina Braun-Blanq.)
  • Draba lanceolata Royle
  • Karpaten-Felsenblümchen (Draba lasiocarpa Rochel, Syn.: Draba aizoon Wahlenb.)
  • Draba loiseleurii Boiss.
  • Draba lutescens Coss.
  • Draba magellanica Lam.
  • Draba meskhetica L.C.Khintibidze
  • Draba mingrelica Schischk.
  • Draba montbretiana Sommier & Levier
  • Mauer-Felsenblümchen (Draba muralis L.): Sie bildet vielleicht als Drabella muralis die monotypische Gattung Drabella Nábelek[2].
  • Draba nana Stapf
  • Busch-Felsenblümchen oder Hain-Felsenblümchen (Draba nemorosa L.)
  • Schnee-Felsenblümchen oder Arktisches Felsenblümchen (Draba nivalis Lilj.)
  • Norwegisches Felsenblümchen (Draba norvegica Gunnerus)
  • Draba oblongata DC.
  • Draba ochroleuca Bunge
  • Draba olympicoides Strobl
  • Draba oreadum Maire
  • Draba ossetica (Rupr.) Sommier & Levier
  • Draba oxycarpa Boiss.
  • Draba oxycarpa Sommerf.
  • Tauern-Felsenblümchen oder Pacher-Felsenblümchen (Draba pacheri Stur)
  • Draba parnassica Boiss. & Heldr.
  • Draba pauciflora R.Br.
  • Draba polytricha Ledeb.
  • Draba rigida Willd.
  • Draba rosularis Boiss.
  • Sauters Felsenblümchen (Draba sauteri Hoppe)
  • Draba scabra C.A.Mey.
  • Draba scardica (Griseb.) Degen & Dörfl.
  • Draba sibirica (Pall.) Thell.
  • Kärntner Felsenblümchen (Draba siliquosa M.Bieb.)
  • Draba simonkaiana Jáv.
  • Draba spathulata Spreng.
  • Sternhaar-Felsenblümchen (Draba stellata Jacq.)
  • Draba stenocarpa Hook. f. & Thomson
  • Draba strasseri Greuter
  • Draba subcapitata Simmons
  • Draba subnivalis Braun-Blanq.
  • Draba subsecunda Sommier & Levier
  • Draba supranivalis Rupr.
  • Schweizer Felsenblümchen (Draba thomasii)
  • Draba thylacocarpa (Nábelek) Hedge
  • Filziges Felsenblümchen (Draba tomentosa Clairv.)
  • Draba valida Pissjauk. non Goodd. 1940
  • Frühlings-Hungerblümchen (Draba verna L., Syn.: Erophila verna (L.) Chevall.)
  • Draba vesicaria Desv.
  • Draba winterbottomii (Hook. & Thomson) Pohle
  • Draba yueii Al-Shehbaz: Diese Art wurde 2007 in Harvard Papers in Botany, 11, S. 278 erstbeschrieben. Dieser Endemit kommt in Höhenlagen zwischen 4100 und 4200 Meter nur in Jiulong Xian in Sichuan vor.
  • Draba yunnanensis Franchet
  • Draba zangbeiensis L.L.Lou

Einige Arten wie Draba verna wurden von manchen Autoren früher zu den Hungerblümchen (Erophila) gestellt, aber beispielsweise wird in der Flora of North America 2010 und bei Ingrid Jordon-Thaden 2010[2] Draba verna L. als akzeptiert gewertet, da sie alle Erophila-Arten in die Gattung Draba stellen.

Quellen

  • Ihsan A. Al-Shehbaz, Michael D. Windham & Reidar Elven: Draba, S. 269-346 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico, Volume 7 - Magnoliophyta: Salicaceae to Brassicaceae, Oxford University Press, New York und Oxford 2010, ISBN 978-0-19-531822-7 (Abschnitt Beschreibung, Verbreitung und Systematik)
  • S. G. Aiken, M. J. Dallwitz, L. L. Consaul, C. L. McJannet, L. J. Gillespie, R. L. Boles, G. W. Argus, J. M. Gillett, P. J. Scott, R. Elven, M. C. LeBlanc, A. K. Brysting, H. Solstad: Flora of the Canadian Arctic Archipelago: Draba L. Online bei DELTA. (Abschnitt Beschreibung)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 1,9 Ihsan A. Al-Shehbaz, Michael D. Windham & Reidar Elven: Draba, S. 269-346 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico, Volume 7 - Magnoliophyta: Salicaceae to Brassicaceae, Oxford University Press, New York und Oxford 2010, ISBN 978-0-19-531822-7
  2. 2,0 2,1 2,2 Ingrid Jordon-Thaden: Species and Genetic Diversity of Draba. Phylogeny and Phylogeography. Dissertation, Universität Heidelberg 2010 (Volltext)
  3. 3,0 3,1 Tai-yien Cheo, Lianli Lu, Guang Yang, Ihsan A. Al-Shehbaz & Vladimir Dorofeev: Brassicaceae: Draba, S. 66-84 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-Yi, Peter H. Raven & Deyuan Hong (Herausgeber): Flora of China, Volume 8 - Brassicaceae through Saxifragaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2001. ISBN 0-915279-93-2
  4. Suche nach „Draba“ in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN.
  5. Erstveröffentlichung eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
  6. Eintrag bei Tropicos. zuletzt eingesehen am 25. Januar 2012
  7. Eintrag bei GRIN, zuletzt bearbeitet 2010. zuletzt eingesehen am 25. Januar 2012
  8. Eintrag bei The Euro+Med Plantbase Project - Taxon Summary Page, zuletzt bearbeitet 21. Juli 2010. zuletzt eingesehen am 25. Januar 2012

Weiterführende Literatur

  • Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Eugen Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.

Weblinks