Gewöhnliche Waldrebe



Gewöhnliche Waldrebe

Gewöhnliche Waldrebe (Clematis vitalba), Illustration

Systematik
Ordnung: Hahnenfußartige (Ranunculales)
Familie: Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae)
Unterfamilie: Ranunculoideae
Tribus: Anemoneae
Gattung: Waldreben (Clematis)
Art: Gewöhnliche Waldrebe
Wissenschaftlicher Name
Clematis vitalba
L.

Die Gewöhnliche Waldrebe (Clematis vitalba) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Waldreben (Clematis). Sie ist auch als Echte oder Gemeine Waldrebe bekannt, in Österreich wird sie auch als Lüln, Lün, Lian, Ulischwidn, Waschl, Liasch bezeichnet, im Schweizerdeutschen ist die Bezeichnung Niële geläufig.

Aussehen

Die Pflanze, die zu den Lianen gezählt wird, besitzt verholzende, kletternde Sprossachsen, die einen Durchmesser von bis zu 6 cm erreichen können. Die Pflanze klettert an Bäumen bis in eine Höhe zwischen einem und zehn Metern empor. Die Stiele und Spindel der Fiederblätter sowie Blättchenstiele fungieren als Ranken. Die Blüten duften unangenehm, ähnlich wie die der Weißdorne. Die Perigonblätter sind beiderseits weißfilzig. Die Pflanze ist durch Protoanemonin giftig. Bei der Samenbildung bleiben die haarigen Stempel erhalten und dienen, wenn die Früchte reif sind, als Flugapparat.

Blütezeit ist von Juli bis September.

Auswirkung auf Wirtspflanze

Die Waldrebe kann die bewachsenen Pflanzen durch ihr Gewicht und Lichtentzug bis zum Absterben schädigen. [1]

Vorkommen

Die Pionierpflanze bevorzugt frische bis feuchte, lichte Edellaubwälder und Gebüsche, besonders Auwälder, Waldränder. Sie gilt als Stickstoffanzeiger. In Österreich ist sie sehr häufig in allen Bundesländern.

Hauptverbreitung nach Oberdorfer: submediterran-subatlantisch (submediterrane, auch in den Küstenregionen vorkommende Arten)

Ökologie

Die Gewöhnliche Waldrebe ist ein sommergrüner Kletterstrauch (Liane). Die Stämme können Armstärke erreichen und erhalten ihre Zugfestigkeit durch ein zentrales Festigungsgewebe. Charakteristisch sind die weiten Gefäße (Tracheen) des Holzteils. Die Pflanze ist ein Linkswinder und Blattstielkletterer d.h. die zunächst bleibenden (und verholzenden) Blattstiele und Spindeln umklammern nach Berührung ihre Stützten. Sehr ähnlich wie bei der Weinrebe entwickelt sich als Anpassung an die Drehbeanspruchung eine Streifenborke. Die Wurzeln gehen eine Symbiose mit Pilzen ein, die aber keine Fruchtkörper bilden (VA-Mykorrhiza).

Die Blüten sind vorweibliche „Scheibenblumen“ bzw. „Pinselblumen“ und stehen in Trugdolden. Die Blütenhülle ist ein einfaches Perigon. Neben Pollen wird angeblich an der Basis der Staubblätter auch ein zäher Nektar produziert. Amine als (fischartig riechende) Duftstoffe locken Zweiflügler und Käfer an. Die Blüten werden auch gerne von Honigbienen, seltener von Wildbienen aufgesucht. Blütezeit ist von Juli bis September.

Je Blüte entstehen zahlreiche Nüsschen. Die schwanzartig verlängerten, lang behaarten Griffel dienen als Flugorgan; es liegt also ein Federschweifflieger vor. Zur Ausbreitung sind aber starke Winde ebenso nötig wie die hygroskopischen und damit nur bei Trockenheit abstehenden Haare des Griffels. Bei Nässe erfolgt Klettausbreitung als Wasserhafter oder auch eine Ausbreitung am Boden als Bohrfrucht. Einige Früchte werden auch dadurch ausgebreitet, dass sie von Vögeln für den Nestbau genutzt werden; in diesem Fall liegt Zufallsausbreitung vor. Die Fruchtreife beginnt im September, ist aber erst in den Wintermonaten abgeschlossen. Die Früchte bleiben über Winter stehen, denn sie können überwiegend erst bei den starken Winden im Frühjahr fortgeweht werden. Die langlebigen Samen sind Kältekeimer.

Ökologische Zeigerwerte

Die ökologischen Zeigerwerte nach Ellenberg für Clematis vitalba sind:

  • L7 Halblichtpflanze
  • T6 Mäßigwärme- bis Wärmezeiger
  • K3 ozeanisch bis subozeanisch
  • F5 Frischezeiger
  • R7 Schwachsäure- bis Schwachbasenzeiger
  • N7 an stickstoffreichen Standorten häufiger
  • S0 nicht salzertragend


  • Leb Phanerophyt, Liane, sommergrün
  • Soz Prunetalia

Toxikologie

Die Pflanze ist durch Protoanemonin giftig. Der Pflanzensaft reizt die Haut und führt zur Blasenbildung. Im Mittelalter entstellten sich Bettler ihre Haut mit dem Pflanzensaft, um durch ihr Aussehen Mitleid zu erregen und die Spendenfreudigkeit der Bürger zu fördern. Deshalb nannte man die Pflanze damals „Teufelszwirn“.

Sonstiges

In Österreich werden alte trockene Stängel gerne von Kindern angezündet und als „Lianentschik“ (Tschick = Zigarette(n)) geraucht. In der Schweiz ist das gleiche Verhalten auch bekannt als „Niele-rauche“.

Bilder

Literatur

  • Wegweiser durch die Natur Wildpflanzen Mitteleuropas, ADAC München 1989, ISBN 3-87003-352-5
  • Manfred A. Fischer: Exkursionsflora von Österreich, Stuttgart 1994, ISBN 3-8001-3461-6
  • Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. 7. Auflage, Quelle & Meyer-Verlag, 2011, ISBN 978-3-494-01424-1

Weblinks

Commons: Gewöhnliche Waldrebe (Clematis vitalba) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise