Gewöhnlicher Erdrauch
Gewöhnlicher Erdrauch | ||||||||||||
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Gewöhnlicher Erdrauch (Fumaria officinalis) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Fumaria officinalis | ||||||||||||
L. |
Der Gewöhnliche Erdrauch (Fumaria officinalis), auch Gemeiner Erdrauch genannt, ist die in Mitteleuropa häufigste Pflanzenart der Gattung Erdrauch (Fumaria).
Merkmale
Es handelt sich um eine einjährige krautige Pflanze, die aufrecht bis aufsteigend, jedoch nicht kriechend oder kletternd wächst. Ihre Stängel erreichen Längen zwischen 10 und 50 cm.
Die Laubblätter sind fiedrig zusammengesetzt mit stumpf lanzettlichen Fiedern, die schmaler als bei den meisten anderen Erdraucharten sind. Wie der Stängel sind auch die Blätter kahl und bläulich-grün. Dadurch wirkt ein Bestand von weitem „rauchähnlich“ (Name!).
Der traubige Blütenstand ist 20- bis 40-blütig und einschließlich des Blütenstandschaftes 3 bis 7 cm lang. Die zwittrigen Blüten sind zygomorph. Die zwei Kelchblätter sind 1,5 bis 3,5 mm lang und 1 bis 1,5 mm breit, aber fallen leicht ab. Vier Kronblätter bilden die Krone, die rosa bis purpur, an der Spitze oft dunkelrot bis schwarz gekrönt und in der Regel 8 bis 9 mm lang ist. Der Sporn weist eine Länge von etwa 2,5 mm auf. Die Blütezeit reicht von Mai bis November.
Giftigkeit
Der Gewöhnliche Erdrauch ist in allen Teilen giftig. Hauptwirkstoffe sind Alkaloide wie Protopin, Sinactin, Cryptopin und einige andere zum Teil noch unbekannte Alkaloide.
Ökologie
Beim Gewöhnlichen Erdrauch liegt Thigmonastie vor d.h. die Blattstiele sind bei Berührung reizbar; dadurch können sie sich auf eine Unterlage stützen oder diese sogar umwinden. Ein Wachsüberzug über Teile der Pflanze wirkt wasserabstoßend. Wasserüberschüsse werden aber auch durch nächtliche Wasserabgabe d.h. durch Guttation abgeführt. Die Pflanze wurzelt 20-60cm tief.
Die zwittrigen Blüten werden in der Regel durch Insekten bestäubt, aber auch eine Selbstbestäubung ist möglich.
Statt der für die Familie Erdrauchgewächse typischen Schoten werden hier einsamige, 2(-3) mm lange Nussfrüchte auf einem aufrechten Stiel ausgebildet. Diese unterliegen zunächst der Schwerkraftausbreitung und können dann als Regenschwemmlinge weiter fortgetragen werden. Die Samen werden durch Ameisen verbreitet (Myrmechorie).
Entsprechend den ökologischen Zeigerwerten nach Ellenberg weist die Halbschattenpflanze auf warmgemäßigtes Seeklima und gleichmäßig leicht feuchte Gebiete hin. Außerdem lässt sie auf schwach saure, stickstoffreiche Böden schließen.
Es handelt sich bei dieser Art um einen Kulturbegleiter seit der jüngeren Steinzeit (Archäophyt).
Vorkommen
Ursprünglich war diese Art in den gemäßigten und mediterranen Zonen Eurasiens beheimatet. Heute ist sie fast kosmopolitisch.
Diese Art gilt als Nährstoffanzeiger. Sie wächst auf nährstoffreichem, bearbeitetem Boden wie in Gärten, auf Äckern oder Weinbergen oder an Ruderalstellen, wo sie überall häufig ist. Dabei tritt sie in kleinen Gruppen oder als Einzelexemplar auf.
Verwendung als Heilpflanze
Als Heildroge werden die getrockneten blühenden Pflanzen eingesetzt.
Als Inhaltsstoffe sind bekannt: Benzylisochinolin-Alakaloide wie Scoulerin, Protopin (auch Fumarin genannt) und Fumaricin, das teilweise an Fumarsäure gebunden ist; weiterhin Caffeoyläpfelsäure und Flavonoide.
Erdrauchkraut als Tee verwendet man als Spasmolytikum bei krampfartigen Beschwerden im oberen Verdauungstrakt, insbesondere im Bereich der Gallenblase und der Gallenwege. Für die Droge werden dabei neben krampflösenden auch regulierende Eigenschaften auf den Gallenfluss angegeben. Abführende Effekte wurden schon immer in der Volksheilkunde bei Verstopfung genutzt und eine gewisse harntreibenede Wirkung bei chronischen Hautleiden.
Diese Anwendung wurde in der Schulmedizin aufgegriffen und führte zum Einsatz synthetisch hergestellte Ester der Fumarsäure in der ( unter ärztlicher Aufsicht durchgeführten) Therapie von Psoriasis.
Abbildungen
Quellen
Literatur
- Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Ulmer Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
- Wolfgang Adler, Karl Oswald, Manfred A. Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Ulmer Verlag, Stuttgart/ Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.
- August Binz, Christian Heitz: Schul- und Exkursionsflora für die Schweiz. Schwabe & Co., Basel 1986, ISBN 3-7965-0832-4.
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Ulmer Verlag, Stuttgart 1990, ISBN 3-8001-3454-3.
- August Garcke: Illustrierte Flora. Verlag Paul Parey, 1972, ISBN 3-489-68034-0.
- R. Düll, H. Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. 7. Auflage. Quelle & Meyer-Verlag, 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
- Lutz Roth, Max Daunderer, Kurt Kormann: Giftpflanzen Pflanzengifte. 6. Auflage. Nikol, Hamburg 2012, ISBN 978-3-86820-009-6.
- Ingrid und Peter Schönfelder: Das neue Handbuch der Heilpflanzen, Franckh-Kosmos Verlagsgesellschaft, 2011, ISBN 978-3-440-09387-0.