Ghillie-Anzug


Ghillie-Anzug der US Marines
Heu-Ghillie-Anzug eines Scharfschützen
Ghillie-Anzug eines Airsoft-Scharfschützen

Der Ghillie-Anzug (engl. ghillie suit, auch yowie suit) ist ein Tarnanzug, der meistens von Scharfschützen und Jägern eingesetzt wird. Er verbirgt die Form des menschlichen Körpers und lässt ihn mit seiner Umgebung „verschmelzen“. In der Regel besteht ein Ghillie Suit aus einem Netzmaterial, entweder in Form eines Überwurfes oder als zweiteilige Ausführung. Zudem kann bestehende Tarnkleidung mit Hilfe von bis zu 80 cm langen, gefärbten Jutestreifen zu einem Ghillie Suit verwandelt werden. Die Streifen werden eingeknotet oder angenäht und je nach Material auch zusätzlich zerfasert, um die gewünschte Tarnwirkung zu erzielen.

Das Wort Ghillie stammt aus dem Schottischen und bezeichnet eine Art Jagdaufseher. Zu dessen Aufgaben gehörte unter anderem das Einfangen von Wild, welches dem Adel zu Vergnügungszwecken direkt vor die Flinte getrieben wurde. Zum Einfangen des Wildes musste sich der Ghillie im Wald verstecken und regungslos verharren, bis das Wild so nah herangekommen war, dass es mit der bloßen Hand gefangen werden konnte. Angeblich stellten sich die Ghillies hierzu Tarnkleidung aus Blättern, Stofffetzen und ähnlichem her, um nicht entdeckt werden zu können.

Eine weitere, selten dokumentierte Geschichte der Ghillies begann zwischen dem Ende des 17. und Anfang 18. Jahrhunderts. Sie betraf eigentlich nur ausgewählte, schottische Wildhüter, die nicht nur den Wildbestand kontrollierten, sondern auch zum größten Teil Wilderer auf frischer Tat ertappen mussten, um sie dem Gebietsherren vorzuführen und des Diebstahls beschuldigen zu können. Um nicht hingerichtet zu werden, entschlossen sich viele Gefangene, für ihren Gutsherren zu arbeiten, indem sie selber Wilddiebe fingen. Da sie ihre eigenen Tarntechniken dazu verwendeten, führte dies zwischen den beiden Gruppen zu einem Wettlauf um die beste Tarnung. Beispielsweise wurden auch die Kleidungsstücke mit großen Leinenfetzen benäht, deren Oberfläche, mit nassem Lehm, Erde und frischen Gräsern verschmiert, eine Erdbodentarnung wiedergeben sollte. Die Silhouette erschien nun als eine am Boden liegende Erderhöhung und somit eins mit der Natur. Hier begann dann die eigentliche Geschichte der von den „Ghillies“ (Wildhüter) benutzten „Suits“ (Anzug, Anzüge). Es gibt keine Bilder oder Zeichnungen davon, wie so ein Ur-Ghillie aussah.

Allerdings hat der Ghillie-Anzug auch seine Nachteile. In wärmeren Gegenden, beispielsweise im Dschungel oder in Wüsten, kann die Temperatur innerhalb des Anzugs auf 50 °C steigen. Aus diesem Grunde wurden Ghillie-Umhänge aus stabilem Netzmaterial entwickelt, die leicht und bequem zu tragen sind. Ebenso statten Scharfschützen ihre Ghillie-Anzüge oft mit diversen Lüftungsöffnungen aus.

Zudem sind die meisten Anzüge leicht entflammbar. Es gibt zwar flammenhemmende Sprays, mit denen der Ghillie-Anzug eingesprüht werden kann, sie sind jedoch nicht in jedem Fall zuverlässig. Inzwischen wurden Ghillie-Anzüge und Materialien entwickelt, die schmelzen anstatt zu brennen.

In der heutigen Zeit werden Ghillie-Anzüge hauptsächlich im Militär von Scharfschützen benutzt. Ebenso findet der Ghillie-Anzug Verwendung bei Jägern, Tierfotografen sowie Airsoft- und Paintball-Spielern.

Weblinks

Commons: Ghillie-Anzüge – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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