Giacomo Rizzolatti


Giacomo Rizzolatti (* 28. April 1937 in Kiew) ist ein italienischer Neurophysiologe. Er wurde 1961 an der Universität Padua promoviert und schloss drei Jahre später dort seine neurologische Weiterbildung ab. Rizzolatti ist heute Professor an der Universität Parma und leitet eine Forschungsgruppe zum Thema Spiegelneurone[1]. Er ist seit 1989 Mitglied der Academia Europaea.

Leben

Giacomo Rizzolatti gilt als einer der bedeutendsten Hirnforscher unserer Zeit. Seit den 1980er Jahren beschäftigt sich Rizzolatti mit der Erforschung von Nervenzellen, die Handlungen steuern und daher „Handlungsneurone“ genannt werden. Im Jahr 1992 erreichte Rizzolatti mit einem einfachen Experiment mit Affen einen wissenschaftlichen Durchbruch auf diesem Gebiet. Rizzolatti wies nach, dass im Gehirn eines Affen die gleichen neuralen Prozesse ablaufen, egal, ob er eine Handlung selbst ausführt oder diese nur beobachtet. Hierfür wurden die Hirnströme von Affen gemessen, wenn sie eine Nuss finden und verspeisen oder nur durch eine Glasscheibe beobachten, wie ein Artgenosse dies tut. In beiden Fällen kam es zu identischen Abläufen im Gehirn der Affen. Noch nie zuvor war experimentell gemessen und verglichen worden wie ein Gehirn reagiert, wenn eine Handlung selbst ausgeführt oder nur geistig nachvollzogen wird. Die Nervenzellen, die beim Beobachten die gleichen Reaktionen zeigen wie beim selbständigen Handeln nannte Rizzolatti Spiegelneurone. Seit Rizzolattis Erfolg erforschen verschiedene Wissenschaftler mehrerer Fachrichtungen und überall auf der Welt die Spiegelneurone. Rizzolatti selbst forscht bis heute an der Universität Parma auf diesem Gebiet. Die Erforschung der Spiegelneurone gilt als wichtiger Baustein zur Erforschung der Fragen, warum der Mensch empfindungsfähig ist, sich sozial verhält und wie die menschliche Moral an sich entstanden ist.[2][3]

Ehrungen

  • 1982 Golgi Preis der Physiologie, Accademia Nazionale dei Lincei
  • 1999 George A. Miller Award, Cognitive Neuroscience Society (USA)
  • 2000 Feltrinelli-Preis für Medizin, Accademia Nazionale dei Lincei[4]
  • 2005 Herlitzka Preis der Physiologie, Accademia delle Scienze di Torino (Italien)[5]
  • 2007 Neuronal Plasticity Prize
  • 2010 Jean-Louis-Signoret-Preis
  • 2011 Prinz-von-Asturien-Preis in der Kategorie Wissenschaftliche und technische Forschung, gemeinsam mit Joseph Altman und Arturo Álvarez-Buylla

Werke

  • Giacomo Rizzolatti, Corrado Sinigaglia: Empathie und Spiegelneurone: Die biologische Basis des Mitgefühls. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 2008. ISBN 3-518-26011-1. (Originaltitel: So Quel che fai - Il cervello che agisce e i neuroni specchi, 2006. 9788860300027)
  • Giacomo Rizzolatti, Lisa Vozza: Nella mente degli altri. Neuroni specchio e comportamento sociale. 2007, Zanichelli. 9788808066718

Weblinks

Quellen

  1. Uni Padua
  2. Im Kapitel „Ich fühle was, was du auch fühlst - Lohnt es sich, gut zu sein?“ in *Richard David Precht: Wer bin ich - und wenn ja wie viele? Eine philosophische Reise. Goldmann, München 2007, ISBN 978-3-442-31143-9. werden Rizzolattis Forschungen detailliert beschrieben.
  3. *Joachim Bauer: Warum ich fühle, was du fühlst. Hamburg 2005. Auszüge hier
  4. http://www.lincei.it/premi/assegnati_feltrinelli.php
  5. http://www.accademiadellescienze.it/premi/herlitzka