Habitattrennung


Habitattrennung, auch Habitatteilung oder Habitatspaltung oder Lebensraumzerschneidung, ist ein Umweltveränderungsprozess, der einen entscheidenden Einfluss auf Evolution und Biodiversität hat. Es handelt sich dabei um eine Aufspaltung des Lebensraums von Tier- oder Pflanzenarten mit der Folge, dass ein genetischer Austausch zwischen den entstehenden Teillebensräumen unterbunden wird. Habitattrennung wird einerseits durch geologische oder klimatische Prozesse wie Grabenbrüche oder Vergletscherungen verursacht, andererseits aber auch durch menschliche Aktivitäten wie Rodungen und Verkehrswegebau. Im ersten Fall spricht man auch von geographischer Isolation. Diese Prozesse, die über einen langen Zeitraum ablaufen, gelten als wichtiger Faktor bei der Artbildung. Die auch als Landschaftszerschneidung bezeichneten, wesentlich rascheren Veränderungen durch menschliche Einflüsse werden dagegen als Ursache für das Aussterben vieler Arten angesehen.

Auswirkungen

Eine Habitattrennung ist meist mit folgenden Effekten verbunden, die Auswirkungen auf die Artenvielfalt haben:

  • Kleinere Habitatfläche: Die Populationsgrößen in den Teilhabitaten verringern sich zwangsläufig, im Extremfall wird die Mindestgröße stabiler Populationen unterschritten, was langfristig zum Aussterben der Population führt. Ebenfalls negativ wirkt sich die genetische Verarmung aus, die Verringerung des Genpools.[1]
  • Höherer Anteil von Randbereichen: Optimale Lebensbedingungen haben Arten meist nur ab einem bestimmten Abstand zum Rand ihres Habitats, abhängig von ihrem Aktionsraum. Durch Habitattrennung werden die „wertvolleren“ inneren Bereiche überproportional verringert, verschwinden eventuell auch ganz.
  • Habitatvernichtung: Im Bereich der Trennlinie kommt es zu einer direkten Habitatvernichtung, oft besonders wertvoller zentral gelegener Flächen.

Konsequenzen für den Artenschutz

Naturschützern sind die negativen Auswirkungen durchaus bewusst, die menschlich verursachte Habitattrennung schon bei relativ geringem Flächenverbrauch auf die Artenvielfalt hat, so dass oft Gegenmaßnahmen angestrebt werden.

Eine Möglichkeit im Vorfeld der Planung ist die Verlagerung von Eingriffen auf Randgebiete fernab von besonders wertvollen Kernzonen. Hierdurch wird zumindest eines der entstehenden Teilhabitate noch in weitgehend intaktem Zustand erhalten. Das gleiche Ziel der Erhaltung großer zusammenhängender Lebensräume wird durch Ausweisung von Ausgleichsflächen und deren entsprechende Gestaltung (z.B. Entsiegelung, Nutzungsaufgabe, Aufforstung) erreicht.

Andere Maßnahmen, um bestehende Trennungen zu überwinden, ist die Schaffung eines Biotopverbunds durch Einrichtung von überbrückenden Elementen zwischen den Teilhabitaten. Dazu gehören sogenannte „Trittsteine“, kleinere Biotope, die selbst keine stabile Population beherbergen können, aber ein Übersiedeln vom einen Lebensraum in den anderen ermöglichen. Die gleiche Funktion haben linienförmige Vernetzungselemente wie Hecken oder Ackerrandstreifen. Speziell zur Überbrückung von Verkehrswegen werden gelegentlich auch Grünbrücken angelegt. Diese Maßnahmen schaffen zwar keine neuen Kernzonen, wirken aber dem Populationssterben durch genetische Verarmung entgegen.

Alle Maßnahmen müssen aber, um Erfolg zu haben, auf das vorhandene Arteninventar abgestimmt sein, und die Erfordernisse der besonders von der Habitattrennung betroffenen Arten im Auge haben.

Einzelnachweise

  1. Funk W.C., Greene A.E., Corn P.S., Allendorf F.W.: High dispersal in a frog species suggests that it is vulnerable to habitat fragmentation. In: Biology Letters. 1. Jahrgang, Nr. 1, 2005, S. 13–6.

Siehe auch

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