Heinrich Kuhl


Zeichnung von Heinrich Kuhl aus seinem Werk: Genera et species orchidearum et asclepiadearum quas in itinere per insulam Java

Heinrich Kuhl (* 17. September 1797 in Hanau; † 14. September 1821 in Bogor) war ein deutscher Zoologe.

Herkunft und Ausbildung

Heinrich Kuhl wurde in Hanau als zweites von neun Kindern von Johann Heinrich Kuhl (* 1757, Marburg, † 1830, Hanau) und Maria Judith Walther (* 1770, Hanau, † 1810, Hanau) geboren. Schon im Elternhaus bestanden Kontakte zu zahlreichen Naturforschern und bei Johann Philipp Achilles Leisler, einem Sammler und Händler von naturhistorischem Material in Hanau, lernte er präparieren, während er zugleich die Hohe Landesschule in Hanau besuchte. Als Leisler nach der Schlacht bei Hanau starb, betreute Kuhl dessen Sammlung bis zu deren Versteigerung 1816 und führte dessen Geschäft und auch seine Forschungen über einheimische Fledermäuse weiter. Letzteres beendete er mit einer Monografie, die 1816 erstmals veröffentlicht wurde.[1]. Mit einer Reihe von Naturforschern stand er in brieflichem Kontakt. Johann Wolfgang von Goethe erwähnt seine Forschungen[2], nachdem Goethe am 14. Juli 1814 die Sammlungen der Wetterauischen Gesellschaft für die gesamte Naturkunde in Hanau besucht, wo Heinrich Kuhl – in der Nachfolge Leislers - als Kurator tätig war.

Studium

1816 beendete er die Schule und sollte nach dem Wunsch des Vaters zunächst Rechtswissenschaft studieren. Angesichts seiner naturwissenschaftlichen Talente wurde dann aber Medizin als Studienfach gewählt. Anvisiert war ein Studium an der Universität Heidelberg. Bevor es jedoch dazu kam, lernte er Theodurus van Swinderen (1784–1851), Professor für Naturgeschichte an der Reichsuniversität Groningen, kennen, der ihm dort ein Studium und eine bezahlte Assistentenstelle am dortigen Naturhistorischen Museum anbot. Am 6. November 1816 immatrikulierte er sich an der Reichsuniversität Groningen. Van Swinderen besorgte Heinrich Kuhl eine Unterkunft direkt im Museum, so dass er jederzeit Zugang zu den Sammlungen hatte. Hier lernte er Johan Conrad van Hasselt (1797-1823) kennen, mit dem zusammen er nun gemeinsam forschte und veröffentlichte. Auch unternahm er Forschungsexkursionen an die Nordseeküste und auf die Insel Rottumeroog und ergänzte die Museumssammlung und zahlreiche Sammlungen in Deutschland mit Präparaten aus diesen Biotopen. Kuhl zeichnete sich bereits in seinem ersten Jahr an der Universität so aus, dass er – ebenso wie sein Freund van Hasselt – Ehrenmitglied der Gesellschaft für naturwissenschaftliche Forschungen in Groningen wurde. Im Jahr darauf wurde Heinrich Kuhl Ehrenmitglied der Wetterauischen Gesellschaft für die gesamte Naturkunde und der Kaiserlichen Leopoldinischen-Carolinischen Akademie der Naturforscher. Im Sommer 1818 unternahmen Kuhl und van Hasselt eine dreimonatige Studienreise durch Deutschland. Im darauf folgenden Winter wurde er von Coenraad Jacob Temminck an das Naturhistorische Museum in Leiden eingeladen, um Sammlungsteile zu klassifizieren.

Expedition nach Ost-Indien

Vorbereitung

Dort erreichte ihn die Einladung der niederländischen Regierung, eine wissenschaftliche Expedition nach Java, damals ein Teil der Kolonie Niederländisch-Indien, zu unternehmen, um die Tiere der Insel zu studieren. Verbunden war das Angebot mit vorangehenden Studienreisen nach London und Paris, um die dortigen Sammlungen kennenzulernen. Er besuchte außerdem die Sammlungen in Brüssel. In Vorbereitung seiner Reise traf er sich auch mit den tropenerfahrenen Naturforschern Alexander von Humboldt und Prinz Maximilian zu Wied-Neuwied. Ebenfalls 1819 wurde ihm der Doktortitel der Universität Groningen verliehen.

Am 2. Mai 1820 wurden Kuhl und Hasselt seitens der Regierung offiziell beauftragt, die naturwissenschaftlichen Untersuchungen in Niederländisch Ost-Indien durchzuführen. Der Auftrag lautete auf 4-6 Jahre. Für die Ausstattung der Expedition wurden ihnen 4.000 Gulden zur Verfügung gestellt und im Anschluss über drei Jahre ein jährliches Stipendium über 1.200 Gulden zugesagt, um die Ergebnisse der Expedition aufzuarbeiten. Am 11. Juli 1820 bestiegen sie das Schiff Nordloh, das sie in den Fernen Osten bringen sollte.

Reise

Die Forscher nutzten bereits die Reise um marine Lebensformen zu untersuchen. Einen fünftägigen Aufenthalt auf Madeira nutzten sie um ca. 1.000 Sammlungsstücke zusammen zu tragen. Gleiches wurde bei einem 14-tägigen Aufenthalt in Kapstadt unternommen. Ende Dezember 1820 erreichten sie Batavia.

Java

Der Generalgouverneur Godert Alexander Gerard Philip van der Capellen brachte sie in Buitenzorg / Bogor unter, wo sie sich an das Klima gewöhnen konnten und ihre Sammlertätigkeit zunächst auf die dortige Umgebung erstreckten. Nach etwa vier Monaten begannen sie, auch weiter auszugreifen, insbesondere die Berge südlich der Stadt zu erforschen. Der Plan nach West-Java, nach Bantam (heute: Banten), zu reisen, wurde vereitelt, weil dort die Cholera ausbrach.

Sammlungsergebnisse

An das Museum in Leiden schickten die Forscher rund 200 Skelette und Felle von 65 Säugetierarten, 2.000 Vogelbälge, 1.400 Fische, 300 Reptilien und Amphibien, viele Insekten und Krebstiere.

Tod

Im Sommer 1821 erkrankte Heinrich Kuhl zunächst an Durchfall, dann an einer Hepatitis. Am 14. September starb er. Beigesetzt wurde er im botanischen Garten von Buitenzorg / Bogor. Die Arbeit wurde von Johan van Hasselt fortgeführt, der aber auch zwei Jahre später starb und neben seinem Freund bestattet wurde.

Werke

Bibliografie in: Klaver, S. 59ff.

Literatur

  • Charles Klaver: Inseparable friends in life and death. Ingen 2007.
  • Werner Kurz: Von der Hanauer Altstadt ins ferne Holländisch-Ostindien. In: Hanauer Anzeiger vom 6. September 2008, S. 33.
  • Wilhelm Heß: Kuhl, Heinrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 17, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 318.

Nachweise

  1. Heinrich Kuhl: Die deutschen Fledermäuse. Hanau 1816. Zweitveröffentlichung in: Neue Annalen der Wetterauischen Gesellschaft für die gesamte Naturkunde 1819, S. 11-49, 185-215.
  2. Johann Wolfgang von Goethe: Über Kunst und Alterthum in den Rhein und Mayn Gegenden. Stuttgart 1816, S. 109.

Weblinks