Henry Fairfield Osborn


Henry Fairfield Osborn

Henry Fairfield Osborn (* 8. August 1857 in Fairfield (Connecticut); † 6. November 1935) war ein US-amerikanischer Geologe, Paläontologe und Eugeniker. Er war bis zu seinem Tod einer der weltweit einflussreichsten Anthropologen und Paläoanthropologen.

Leben

Osborn wurde in Fairfield (Connecticut) geboren, und studierte an der Princeton University. Zwischen 1883 und 1890 war er Professor für Vergleichende Anatomie. 1891 bekam er eine von der Columbia University und dem American Museum of Natural History gestellte Stelle und wurde Professor der Biologie an der Columbia University. Ab 1896 dann Professor für Zoologie. Im Museum folgte er 1908 Morris Ketchum Jesup als Präsident nach. Seine Amtszeit währte hier bis 1933. Sein Sohn, der Biologe Henry Fairfield Osborn, Jr., (1887–1969) war zeitweise Präsident der New York Zoological Society (heute Wildlife Conservation Society) und Autor des Bestsellers Our Plundered Planet (1948).[1]

Forschungsthemen

Osborn beschrieb und benannte einige der bekanntesten Dinosaurier, unter anderem Ornitholestes (1903), Tyrannosaurus rex (1905), Pentaceratops (1923) und Velociraptor (1924).

Das zweibändige Werk Proboscidea: A Monograph of the Discovery, Evolution, Migration and Extinction of the Mastodonts and Elephants of the World (1936), in welchem er den Fossilbericht und die Evolution der damals bekannten Rüsseltiere (Proboscidea, Elefanten und Verwandte) darstellte, gilt heute als sein bekanntestes Werk.

Obwohl Osborn grundsätzlich ein energischer Befürworter der Evolutionstheorie war, setzte er gegen die von Charles Darwin vertretene Herleitung des Menschen von schimpansen-artigen Vorfahren seine Theorie des Dawn-Man („Mensch der Morgendämmerung“ oder „Frühzeit-Mensch“). Im Unterschied zu Darwins „Ape-Man“ sei dieser Dawn-Man schon von Beginn an dem Jetzt-Menschen sehr ähnlich gewesen. Roger Lewin beschrieb diesen Ansatz als „enigmatic“ (rätselhaft), „denn selbst wenn man Äonen zurück geht, bleibt die Erscheinung des Dawn-Man stets überraschend modern. Welche primitivere Gestalt dem Dawn-Man vorausging, wurde niemals eindeutig beschrieben. Es scheint, als ob Osborn sich nie eingestehen wollte, dass ein primitives, affenähnliches Lebewesen ein unmittelbarer Vorfahre der frühen echten Menschen war.“[2]

Osborns zahlreiche Veröffentlichungen zur Stammesgeschichte des Menschen sind auch deshalb nur noch von wissenschaftsgeschichtlicher Bedeutung, da er seine Hypothesen in erheblichem Maße auf den gefälschten Piltdown-Menschen stützte. Zudem vertrat er die Ansicht, dass der moderne Mensch (Homo sapiens) sich in Asien entwickelt habe. Er argumentierte, dass die frühen Vorfahren des Menschen in offenem Gelände lebten und sich dort fortentwickelten, da man an der „Zurückgebliebenheit“ der rezenten, in Wäldern lebenden indigenen Völker sehe, dass dies die Entwicklung nicht fördere. Ferner behauptete er, das Gehirn des Menschen sei ein derart komplexes Organ, dass seine Herausbildung mindestens 30 Millionen Jahre gedauert habe.[3] Diese – damals in Fachkreisen mehrheitsfähige – Fehleinschätzung hatte u. a. zur Folge, dass er in seinem 1927 erschienenen Werk Man Rises to Parnassus: Critical Epochs in the Prehistory of Man den im Januar 1925 in Nature beschriebenen Fund des Kindes von Taung (des ersten entdeckten Exemplars eines Australopithecus africanus) mit keinem Wort erwähnte: Ein „nur“ zwei Millionen Jahre alter Vorfahre des Menschen hätte seiner Auffassung zufolge bereits ein viel größeres Gehirn haben müssen. Auch zahlreiche andere Paläoanthropologen, die sich seine Weltsicht zu eigen gemacht hatten, weigerten sich jahrzehntelang, Afrika als Ursprungskontinent des modernen Menschen anzuerkennen.

Auszeichnungen

1918 wurde er von der Royal Society mit der Darwin-Medaille ausgezeichnet; 1926 wurde er als Mitglied („Fellow“) in diese Wissenschaftsgesellschaft gewählt. Bereits seit 1910 war er korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. 1912 wurde er Ehrenmitglied der Paläontologischen Gesellschaft.

Ehrentaxa

Samuel Wendell Williston benannte den Plesiosaurier Dolichorhynchops osborni und Robert Wilson Shufeldt junior die fossile Vogelart Creccoides osbornii zu Ehren von Henry Fairfield Osborn.

Werke

  • The Origin and Evolution of Life on the Theory of Action, Reaction and Interaction of Energy. 1917 (Volltext)
    auf deutsch erschienen unter dem Titel: Ursprung und Entwicklung des Lebens, auf Grund einer Theorie von der Wirkung, Gegenwirkung und Zwischenwirkung der Energie dargestellt. Stuttgart: E. Schweizerbart, 1930
  • Man Rises to Parnassus: Critical Epochs in the Prehistory of Man. 1927 Volltext
  • Proboscidea: A Monograph of the Discovery, Evolution, Migration and Extinction of the Mastodonts and Elephants of the World. 1936

Weblinks

Einzelnachweise

  1. www.wku.edu Kurzbiographie
  2. Roger Lewin: Bones of contention. Controversies in the search for human origin. Touchstone, 1988, S. 57
  3. Roger Lewin, S. 57. – Osborns Hypothese, die Vergrößerung des Gehirns sei den anderen anatomischen Veränderungen beim Menschen vorausgegangen, war auch der Grund für das jahrzehntelange Nicht-Erkennen der Piltdown-Fälschung, da diese genau den Erwartungen Osborns und anderer Forscher seiner Zeit entsprach.

Die News der letzten Tage