Hessisches Landesmuseum Darmstadt


Das Hessische Landesmuseum in Darmstadt
Haupteingang Hessisches Landesmuseum

Das Hessische Landesmuseum in Darmstadt (kurz HLMD) ist ein Universalmuseum mit umfangreichen ständigen Sammlungen; daneben finden Sonderausstellungen statt.

Das Hauptgebäude des Museums (in Darmstadt am Friedensplatz) ist bis voraussichtlich 2013 wegen umfassender Bau- und Sanierungsarbeiten geschlossen. Die Werkstätten und die Verwaltung des Museums befinden sich im Interimsquartier SCHENCK Technologie- und Industriepark.

Die wichtigsten Exponate

Prachtkäfer mit noch schillernder Färbung aus der Grube Messel
Das Hessische Landesmuseum in Darmstadt.

Das Museum verfügt über eine Sammlung großer Wirbeltier-Fossilien aus der Grube Messel. In einer langfristig angelegten Sonderausstellung werden ferner fossile Pflanzen und Insekten ausgestellt; zum Teil bunt schillernd, vermitteln sie zugleich einen Eindruck von ihrer individuellen Schönheit. Weiterhin wird ein komplett erhaltenes Skelett eines Mastodons aus den USA gezeigt.

Raritäten sind auch fossile Säugetierreste aus etwa zehn Millionen Jahre alten Ablagerungen (Dinotheriensande) des Ur-Rheins in Rheinhessen. Als wissenschaftlich besonders wertvoller Fund gilt der 1820 entdeckte etwa 28 Zentimeter lange Oberschenkelknochen eines Menschenaffen (Paidopithex rhenanus) aus Eppelsheim. Dieser gilt weltweit als der historisch erste Fund eines fossilen Menschenaffen.

Das Landesmuseum beherbergt auch die europaweit größte Sammlung der Menschheitsgeschichte in Modellen, unter anderem ist seit 2005 eine Rekonstruktion des Urmenschen Kenyanthropus platyops zu sehen.

Die zoologische Abteilung ist besonders durch ihre zehn historischen Dioramen bekannt, welche mit der Errichtung des Museumsbaus konzipiert und konstruiert wurden. Sie zeigen sowohl europäische Lebensräume (z.B. Nordseeküste, Alpen, Flußufer), als auch die Faunen von Kontinenten (Afrika, Asien, Australien, Südamerika). Letztere Kontinental-Dioramen sind in ihrer Konstruktion weltweit einzigartig, weil sie die Fauna eines gesamten Kontinents in einer stark abstrahierten Landschaft darstellen. Aufgrund ihres hohen historischen Werts, werden die Dioramen zur Zeit restauriert. Der Ursprungszustand soll erhalten, bzw. wieder hergestellt werden.

Herausragende zoologische Exponate sind zudem Präparate verhältnismäßig rezent ausgestorbener Tierarten, wie z.B. Quagga, Beutelwolf, Stellersche Seekuh, Elfenbeinspecht, Riesenmoa, Solitär, Lappenhopf und Paradiessittich. Zudem besitzt die zoologische Abteilung eine große Zahl montierter Wirbeltierskelette, u.a. ein an der Decke montiertes Skelett eines Zwergwals.

Der Älteste Darmstädter, das Skelett eines in der typischen Hockerstellung beigesetzten jungen Mannes, wurde 1926 gefunden und wird der Glockenbecherkultur zugeordnet, die ab 2000 v. Chr. durch Funde im Darmstädter Raum zu belegen ist.

Zu den bedeutendsten Funden der Römerzeit gehört das Oceanus-Mosaik aus den Römischen Thermen Bad Vilbel, das einen kompletten Raum einnimmt. Ebenfalls in der römischen Abteilung befindet sich der Leugenstein aus Kleestadt sowie eine Ritzinschrift auf einem Hypokaustziegel von der Römischen Villa Haselburg.

Block Beuys ist eine umfangreiche Sammlung von Plastiken und Arbeiten auf Papier des deutschen Künstlers Joseph Beuys im HLMD, die sieben Räume umfasst. Der Künstler installierte diesen Werkkomplex 1970.

Bis 30. September 2007 war die Wanderausstellung Messel on Tour, die im Hessischen Landesmuseum Darmstadt konzipiert wurde, zu sehen. Hier wurden mit licht- und klangtechnischer Untermalung eine Vielzahl von Fundstücken der Sammlung Behnke ausgestellt.

Geschichte

Das Museum geht auf eine Stiftung des damaligen Großherzogs Ludwig I. von Hessen-Darmstadt aus dem Jahre 1820 zurück, der seine Kunst- und Naturaliensammlung in das Eigentum des Staates übergab. Die Sammlungen waren seit dem 17. Jahrhundert von den Landgrafen von Hessen-Darmstadt kontinuierlich aufgebaut worden und konnten in den Folgejahren durch Ankäufe und Schenkungen bedeutend erweitert werden.

1817 wurde die Sammlung vom alten Residenzschloss in das Neue Schloss verlegt. Ab 1828 arbeitete der Naturforscher Johann Jakob Kaup (1803–1873) im Museum. Er gilt als ein Pionier der Paläontologie und untersuchte und beschrieb zahlreiche Fossilienfunde.

Ein Neubau wurde ab 1855 immer notwendiger, da die Sammlungen stetig weiter wuchsen. Ein 1892 durchgeführter Architektenwettbewerb brachte keine befriedigenden Ergebnisse. Das Gebäude, das heute die Sammlungen beherbergt, wurde schließlich 1897 auf Veranlassung von Großherzog Ernst Ludwig durch den Architekten Alfred Messel, der sich in Berlin mit Ideen zur Planung eines Idealmuseums profiliert hatte, erbaut und konnte 1906 seiner Bestimmung übergeben werden. Unter der Einflussnahme des Großherzogs übernahm Messel von Louis Remy de la Fosse die nicht ausgeführte Idee eines Turmentwurfs für das Schloss. Im Inneren des Baus sollten die historischen Zusammenhänge durch Schauräume wie den Romanischen Gang, die Gotische Kirche und den Mittelalterlichen Hof veranschaulicht werden.

1924 stiftete Freiherr Maximilian von Heyl, der dafür zum Ehrenbürger Darmstadts ernannt wurde, eine bedeutende Sammlung von Gemälden Arnold Böcklins, die zum Schwerpunkt der Galerie des 19. Jahrhunderts wurde.

Die Kunsthistorischen Sammlungen, insbesondere die Graphische Sammlung und der Bestand an deutschen Gemälden des Expressionismus, erlitten in der Zeit des Nationalsozialismus empfindliche Einbußen. Das Gebäude wurde während des Zweiten Weltkriegs durch Bombardierung schwer beschädigt (siehe auch Geschichte der Stadt Darmstadt, Brandnacht), die wichtigsten Exponate waren allerdings vorher ausgelagert und somit gerettet worden.

Symbol zur Sanierung des Museums

1955 wurde das Museum wiedereröffnet. Es folgten weitere bedeutende Erweiterungen der Sammlung, beispielsweise der Block Beuys von Joseph Beuys sowie eine umfangreiche Sammlung von Werken seines Schülers Blinky Palermo. Die geologisch-paläontologische Sammlung wurde mit Funden aus der Grube Messel grundlegend erneuert. Anfang der 1970er Jahre wurde das Dachgeschoss ausgebaut. 1984 wurde das Museum um einen Erweiterungsbau für die Kunst des 20. Jahrhunderts ergänzt. Der 1. Preis eines Architektenwettbewerbes aus dem Jahr 2004 zur Sanierung und Erweiterung des HLMD sieht den Abriss und Ersatz dieses Erweiterungsbaus vor. Das HLMD ist wegen dieses Umbaus vom 30. September 2007 bis voraussichtlich 2013 geschlossen. [1]

Übersicht der ständigen Sammlungen

Kunstgeschichte

  • Ur- und Frühgeschichte
  • Griechische und römische Archäologie
  • Mittelalterliche Kunst und Glasmalerei
  • Mittelalterliche Elfenbeinarbeiten und Altargemälde unter anderen die Sammlung Adolf von Hüpsch
  • Kunsthandwerk
  • Kunst des Barock
  • Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts
  • Werkkomplex Joseph Beuys (Block Beuys)
  • Sammlung Simon Spierer: Ein Wald der Skulpturen
  • Graphische Sammlungen
  • Physikalisches Kabinett und historische Musikinstrumente

Geologie/Paläontologie

  • Mastodon
  • Paul Ruppenthal
  • Burgess Schiefer
  • Rudistenriff
  • Grube Messel
  • Dinotheriensande
  • Evolution des Menschen

Zoologie

  • Dioramen (heimische Lebensräume + tiergeografische Gruppen)
  • Ausgestorbene Tiere (z.B. Quagga, Beutelwolf, Elfenbeinspecht, etc.)
  • Systematische Sammlung mit Schwerpunkten bei Vögeln und Säugetieren
  • umfangreiche Skelettsammlung

Mineralogie

  • Mineralogische Sammlungen

Projekte/Kooperationen

Die Schader-Stiftung und das Hessische Landesmuseum Darmstadt zeigen seit Februar 2007 gemeinsame Ausstellungen unter dem Titel Bilder gesellschaftlichen Wandels. Die auf die Verbindung von Gesellschaftswissenschaften und Praxis zielenden Fragestellungen und Forschungsfelder der Schader-Stiftung stehen im Dialog mit der Geschichte, den Themen und Motiven der Kunst. Basis dieser Ausstellungen sind die reichen Bestände an Gemälden,Skulpturen und Arbeiten auf Papier des Hessischen Landesmuseums. Erarbeitet wurden bislang folgende Ausstellungen: Die fremde Landschaft (2007), Feldforschung Stadt: 29 Antworten (2007/2008), Skulptur Raum Darmstadt (2008), Stadtmensch - Zeitsprung (2008/2009), Stadt - Bild - Konstruktion (2009), verborgen : gesehen (2009/2010), Anny und Sibel Öztürk. from inner to outer shadow (2010), Gegen den Krieg (2010) und Ansichten des Ich (2011/2012).

Leitung

Museumsdirektor ist derzeit (2012) Theo Jülich.

Außenstellen

Das HLMD hat mit der Volkskundlichen Sammlung und der Abteilung für Volkskunde eine Außenstelle im Museumszentrum Lorsch sowie die Außenstelle für Schriftguss, Satz- und Druckverfahren in Darmstadt.

Literatur

Gerhard Bott: Das Museum der Zukunft = Festschrift zur 150-Jahrfeier der Verkündung der Stiftungsurkunde des Hessischen Landesmuseums Darmstadt 1820 – 1970. Darmstadt 1970.

Kunst in Hessen und am Mittelrhein = Inklusive Festschrift von Dr. Lutz Fichtner 50-Jahre Freunde des Landesmuseums Darmstadt, NF 6, 2011.

Einzelnachweise

  1. Süddeutsche Zeitung, Freitag 7. September 2007 (Feuilleton)

Weblinks

Commons: Hessisches Landesmuseum Darmstadt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 49° 52′ 29″ N, 8° 39′ 11″ O

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