Isarmündung


Die Isar etwa 2 km vor der Mündung in die Donau

Die Isar ist ein Zufluss der Donau. Das Isarmündungsgebiet liegt im Bereich der Gemeinde Moos, südlich von Deggendorf und östlich von Plattling. An 18 km der Isar liegt hier eine vielfältige Auenlandschaft, in der die Natur großenteils sich selbst überlassen wird. Um sie dennoch Besuchern zugänglich zu machen, wurde das Infohaus Isarmündung mit seinen Außenanlagen und Wanderwegen eingerichtet.

Flora und Fauna

Im Isarmündungsgebiet finden sich beispielhaft die verschiedenen Lebensräume einer Auenlandschaft:

Fließgewässer

Untersuchungen in den Jahren 1990/91 wiesen 35 verschiedene Fischarten nach. Leitfisch ist hier die Barbe, dieser Abschnitt der Isar wird eine Barbenregion genannt. Kiesbänke und kiesige, flachere Uferzonen nutzen die Fische als Laichplatz, die strukturreichen Ufer als Schutz und Nahrungsstätte. Hier leben die im gesamten Donauraum vom Aussterben bedrohten Arten Schneider, Frauennerfling und die drei Barscharten Schrätzer, Streber und Zingel.

Altwässer

Durch die Verlagerung des Flussbetts der Isar, die innerhalb der Deiche an ihren letzten 10,5 km frei fließen kann, bilden sich Altwässer, in denen verschiedene, an stilles/stehendes Wasser angepasste Tierarten leben. So sind im Isarmündungsgebiet 10 verschiedene Amphibienarten nachgewiesen, wie z. B. der Moorfrosch oder der Springfrosch. Die so entstandenen Tümpel und halb abgeschnittenen Flussteile bieten auch Lebensraum für eine Vielzahl von Insekten wie der Großen Königslibelle. Von diesem Nahrungsangebot profitiert z. B. der Schilfrohrsänger. Der sehr seltene Eisvogel, der sich hauptsächlich von kleinen Fischen ernährt, findet in Steilufern der Auengewässer Platz für seine Bruthöhlen. Häufige, stilles Wasser bevorzugende Fische sind die Rotfeder und das Rotauge.

Weichholzauwald

Winterliche Uferlandschaft im Isarmündungsgebiet

Das Merkmal des Weichholzauwalds - im Gegensatz zum Hartholzauwald - ist die regelmäßige Überflutung durch Hochwässer. Die hier wachsenden Weichhölzer wie Weiden und Pappeln nutzt der sehr häufig vorkommende Biber. Das Weißsternige Blaukehlchen hat hier eines der bedeutendsten Vorkommen in Mitteleuropa.

Hartholzauwald

Den jenseits der Deiche liegenden und seltener überschwemmten Hartholzauwald dominieren Eschen, Stieleichen, und Bergahorn. Der sehr seltene Mittelspecht findet hier Nahrung und, in altem Holz, Platz für seine Bruthöhlen. Ebenfalls ein Baumhöhlenbrüter ist der Halsbandschnäpper. Durch die dichten Baumkronen und die Strauchschicht dringt wenig Licht zum Boden durch, was schattenliebende Pflanzen gedeihen lässt. Lianenartige Gewächse wie Waldrebe, Hopfen und Wilder Wein ranken sich an Bäumen in die Höhe. Große Seltenheiten sind Frauenschuh und Becherglocke.

Feucht- und Nasswiesen

Diese, vor allem im 17. und 18. Jahrhundert als Streuwiesen genutzten Flächen bieten Lebensraum für den Großen Brachvogel und das Braunkehlchen, das seine Nester in dichtem Bewuchs am Boden baut. Amphibien dienen diese Wiesen als Teillebensräume, besonders wenn geeignete Laichgewässer angrenzen.

Brennen, Trocken- und Magerrasen

Die Isar als Gebirgsfluss mit starkem Gefälle bringt eine hohe Geschiebefracht (vorwiegend Kies) aus den Alpen in den Mündungsbereich. Auf ehemaligen Kies- und Sandbänken, die jetzt an Land liegen, wachsen an Trockenheit besonders angepasste Pflanzen, die unter dem Konkurrenzdruck einer normalen, stark gedüngten und deswegen sehr nährstoffreichen Wiese von schneller wachsenden Arten verdrängt würden. Insekten, wie der hier noch häufige Warzenbeißer und der Silbergrüne Bläuling, sind auf diesen sogenannten Brennen dominierend. Besonders hervorzuheben ist die „Sammerner Heide”, ein Rest, der von der bis ins 19. Jahrhundert hinein um Moos noch typischen, parkartigen Landschaft übriggeblieben ist: Trockenrasen mit einzeln darauf stehenden Bäumen bestimmen hier das Bild. Sie entstand dadurch, dass die Bauern ihr Vieh dorthin trieben und weiden ließen, was die Verstrauchung verhinderte.

Bedeutung

Das Isarmündungsgebiet als einziges intaktes Mündungsgebiet eines Alpenflusses in die Donau genießt besonderen Schutzstatus als:

  • Landschaftsschutzgebiet „Untere Isar”: 3436 ha, ausgewiesen 1973 vom Landkreis Deggendorf
  • Naturschutzgebiet „Isarmündung”: 808 ha, ausgewiesen 1990 von der Regierung von Niederbayern
  • FFH-Gebiet (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie): 1181 ha
  • Europäisches Vogelschutzgebiet: 2077 ha
  • Bundesprojekt „Mündungsgebiet der Isar”: 2800 ha, seit 1989

Gefährdung

Die Isar mündet bei Moos zwischen Straubing und Vilshofen in die Donau. Dieser etwa 70 km lange Donauabschnitt zwischen Straubing und Vilshofen gehört zu den letzten frei fließenden und noch nicht verbauten Donauabschnitten in Europa. Für diesen Bereich bestehen Pläne, die als Bundeswasserstraße ausgewiesene Donau für die Schifffahrt auszubauen. Hier stehen sich zwei Ausbauvarianten gegenüber, die sog. Variante A und die Variante C 2,80. Die mit Bundestagsbeschluss aus dem Jahr 2002 gewünschte Variante A beschränkt sich auf flussbauliche Maßnahmen und erhält das für das ökologische Gleichgewicht notwendige Fließen. Variante C 2,80 sieht das Abschneiden der Donauschlinge "Mühlhamer Schleife" bei Aicha mit einer Staustufe (Stützschwelle) und einem Durchstichkanal vor. Diese Variante wird vom Land Bayern gefordert. Bei Verwirklichung von Variante C 2,80 würde es zu einem Rückstau des Wassers bis in das Isarmündungsgebiet kommen. Weite Bereiche würden dadurch Überschwemmt. Aufgrund der politischen Pattsituation zwischen Bund und Land ist es bisher zu keiner einvernehmlichen Einigung für eine Ausbauvariante gekommen.

Siehe auch

  • Parlamentarische Gruppe Frei fließende Flüsse

Weblinks

Commons: Isarmündung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 48° 46′ 31,1″ N, 12° 57′ 27,1″ O