Jean Ruel
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- Botaniker (16. Jahrhundert)
- Mediziner (16. Jahrhundert)
- Namensgeber für eine Pflanzengattung
- Humanist
- Philologe (Mittelalter und Frühe Neuzeit)
- Franzose
- Geboren 1474
- Gestorben 1537
- Mann
Jean Ruel (auch Jean Du Ruel, de la Ruelle, Rueil, Ruell, lateinisch Ruellius, a Ruella; * 1474 in Soissons; † 24. September 1537 in Paris) war ein französischer Humanist, Arzt und Botaniker.
Leben
Ruel studierte Medizin in Paris (Bakkalaureus 1500, Lizentiat 1502). 1506 wurde er Professor der medizinischen Fakultät, 1508-1509 amtierte er als deren Dekan. Franz I. ernannte ihn zu einem seiner Leibärzte, ihm widmete Ruel mehrere seiner Schriften, darunter auch sein heute noch bekanntestes Werk De natura stirpium (1536).
Nach dem Tod seiner Frau empfing Ruel die niederen Weihen und wurde am 12. Dezember 1526 als Kanoniker in das Domkapitel von Notre Dame gewählt.
Ruel, der nach Darstellung älterer Biographien seine Latein- und Griechischkenntnisse autodidaktisch erworben haben soll, stand in Beziehung zu führenden Humanisten seiner Zeit wie Erasmus von Rotterdam und Guillaume Budé und war ein gefragter Sammler griechischer und lateinischer Manuskripte. Er besaß unter anderem eine Handschrift der Elemente Euklids, die zusammen mit einer weiteren Handschrift von Lazare de Baïf die Grundlage für die von Simon Grynaeus d.Ä. herausgebene Editio princeps (Basel 1533 bildete). Seine eigene Editio princeps der Compostiones von Scribonius Largus (Paris 1528), die in ihrem Prolog das älteste bekannte Zeugnis des Hippokratischen Eides enthalten, beruhte auf einer seither verschollenen Handschrift, die in der Wiedergabe von Ruels Druck neben der Sekundärüberlieferung bei Marcellus Empiricus bis in die jüngste Zeit den einzigen Zeugen des Scriboniustextes bot.
Großes Ansehen erwarb er sich bei den Zeitgenossen zunächst durch seine lateinische Ausgabe der Materia medica des Dioscurides (1516), die wesentlich dazu beitrug, das Studium dieses Werkes im Universitätsunterricht zu verankern. Aus dem byzantinischen Schrifttum übersetzte er das Therapeutikon von Johannes Aktuarios (De medicamentorum compositione, 1539 postum herausgegeben von Ruels Freund und Mitarbeiter Dionysius Coronius) sowie, im Auftrag Franz' I., die Hippiatrika, eine Kompilation zur Veterinärmedizin (Veterinariae medicinae libri II, 1530), die später auch in einer auf Ruels lateinischer Fassung beruhenden deutschen Übersetzung von Gregorius Zechendorfer erschien (Von mancherley Gebrechen und Krankheiten der Roß, Eger 1574; Roßarzney, Nürnberg 1575).
Die nachhaltigste Wirkung erzielte er jedoch mit seinem dreibändigen botanisch-pharmazeutischen Lexikon De natura stirpiium (1536), das zu rund 600 Pflanzen in alphabetisch nach deren lateinischen Namen geordneten Artikeln, unter Beifügung der französischen Trivialnamen, Angaben aus griechischen, arabischen und lateinischen Quellen nebst eigenen Beobachtungen zusammenfaßt. De natura stirpium blieb in der Folgezeit das wichtigste Referenzwerk dieser Art in der vorlinnéischen Botanik.
Auf der Grundlage seiner Glossen zum Moretum aus der Appendix Vergiliana veröffentlichte später sein Landsmann Hubert Sussaneau einen Kommentar (1542).
Ehrentaxon
Charles Plumier benannte ihm zu Ehren die Gattung Ruellia[1] der Pflanzenfamilie der Akanthusgewächse (Acanthaceae). Carl von Linné übernahm später diesen Namen.[2][3]
Werke
- Pedacii Dioscoridis Anazarbei de medicinali materia libri quinque De virulentis animalibus, et venenis canerabioso, et corum notis, ac remediis libri quattuor (Henri Étienne, Paris, 1516; Digitalisat bei Google Books, letzter Aufruf 25. Februar 2009)
- Scribonii De compositionibus medicamentorum liber unus (Silvius, Paris 1528; Digitalisat bei Google Books, letzter Aufruf 25. Februar 2009)
- Avrelii Cornelii Celsi De re medica libri octo (beigefügt der Scriboniustext; Wechel, Paris 1529)
- Veterinariae medicinae libri duo (Simon de Colines, Paris, 1530; Digitalisat bei Google Books, letzter Aufruf 25. Februar 2009)
- De Natura stirpium libri tres (Simon de Colines, Paris, 1536)
Postum:
- Actuarii De medicamentorum compositione (Conrad Neobarius, Paris 1539; Digitalisat bei Google Books, letzter Aufruf 25. Februar 2009)
- Hubert Sussaneau: In P. Virg. Maronis Moretum scholia, ex praestantissimis quibusque scriptoribus, maxime ex Jo. Ruellii (...) lucubrationibus huc transposita (Simon de Colines, Paris 1542)
Literatur
- Jean Chrétien Ferdinand Hoefer: Nouvelle biographie générale, Band 42, Paris, Firmin Didot, 1863, Sp. 864f.
- Peter Krivatsy: Erasmus' Medical Milieu. In: Bulletin of the History of Medicine 47,2 (1973), S. 113-154, S. 131 (fehlerhaft)
- Jean-Bernard Michault: Mêlanges historiques et philologiques, Avec des notes, 2. Ausg., Band I, Tilliard, Paris 1770, S. 299-301
- Michel Reulos / Peter G. Bietenholz: Art. Jean Du Ruel of Soissons, in: Peter G. Bietenholz [u.a.]: Contemporaries of Erasmus: A Biographical Register of the Renaissance and Reformation, Band I, University of Toronto Press, Toronto 1985, ISBN 0-8020-2507-2, S. 415
Einzelnachweise
Weblinks
- Werke im Katalog der Bibliothek der Universität Göttingen
- Literatur von und über Jean Ruel bei SUDOC (Verbund französischer Universitätsbibliotheken)
- Scan von Pedacii Dioscoridis Anazarbei...
- Scan von De Natura stirpium...
- Scan von Ruel/Zechendorffer: Von mancherley Gebrechen...
Personendaten | |
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NAME | Ruel, Jean |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Arzt und Botaniker |
GEBURTSDATUM | 1474 |
GEBURTSORT | Soissons |
STERBEDATUM | 24. September 1537 |
STERBEORT | Paris |