Joran
Der Joran ist ein abendlicher, schwacher, zuweilen auch stürmischer Fallwind am Südrand des Jura in der Schweiz. Die Auswirkungen des Joran betreffen das Gebiet von Genf bis Grenchen und erstreckt sich über den Genfersee, den Neuenburgersee und den Bielersee. Es handelt sich um einen schwer vorhersehbaren Wind, der heftig auf die Seen niedergehen kann.
Bouët unterscheidet zwei verschiedene Arten des Joran, welche durch verschiedene Ursachen entstehen:
Joran dynamique
Der Joran dynamique (auch "Le Joran de front froid") entsteht, wenn ein Tiefdruckgebiet von Norden aus Frankreich kommend über die Franche-Compte auf die Höhenzüge des Jura aufsteigen muss. Diese Wetterlage entsteht meist, wenn in Nordspanien ein Hochdruckgebiet liegt oder von Schottland nach Südosteuropa eine Tiefdruckrinne besteht. Es können auch beide Wetterfronten bestehen. Der Joran dynamique kann mehrere Tage vorherrschen und hat makroklimatische Ursachen. Er kommt in erster Linie in stürmischen Wetterlagen und bei vorbeiziehenden Störungen vor und geht einher mit Temperaturstürzen.
Joran statique
Der Joran statique, auch "Le Joran d'orage" genannt, ist ein katabatischer Fallwind, der meist zwischen Mai und Juli am frühen Abend zu beobachten ist. Die Bedingungen, die zum Joran statique führen, sind bis anhin noch wenig erforscht und es existieren nur wenige Veröffentlichungen dazu. Da der betroffene Südfuss des Jura sich über 170 km erstreckt, kann nicht von einem normalen, kleinräumigen Bergwind gesprochen werden. Für Entstehung und Ausprägung sind bestimmte Temperatur- und Luftdruckgegensätze zwischen den Juranordfuss und dem Jurasüdfuss ausschlaggebend. Insbesondere die Temperaturunterschiede zwischen Jurahöhen und Jurasüdfuss sind bestimmend für Stärke der Böengeschwindigkeit, wie auch die mittlere Windgeschwindigkeit. Diese werden durch die Beschattung der Jurahänge durch die sinkende Sonne am Abend, aber auch durch Bewölkung (Vorzeichen sind u.a. große, schwarze Cumulus-Wolken sowie Gewitter und die dadurch bedingte Abkühlung durch Niederschläge) hervorgerufen. Es ist zu vermuten, dass dieses Phänomen durch inverse Temperaturschichtungen in der Höhe verstärkt wird. Diese labilen Luftmassen in 1500m - 2500m Höhe verhindern zusätzlich den vertikalen Austausch der Luftmassen. Bei Bise (starker Ostwind) kommt es seltener zu Joran. Nach den Untersuchungen von Ferenc Baki entsteht Joran statique meistens, wenn tagsüber ruhige Wetterlagen vorherrschend waren (schwachwindig oder kein Wind). Typischerweise beginnt er mit schweren Böen aus wechselnder Richtung, bevor er sich nach einer gewissen Zeit bei drei bis sechs Beaufort aus Nordwest verstetigt und schließlich über den südlichen Ufern der Juraseen abklingt.
Stand der Forschung und Erfahrungen der Bevölkerung
Wie bereits erwähnt, existieren nur wenige Studien und Untersuchungen zu diesen Wetterphänomen. Dementsprechend gibt es keine offiziellen Sturmwarnungen für "Joran statique". Ortsfremde Wassersportler und Sportfischer wird deshalb geraten, Berufsschiffer, ortsansässige Wassersportler und Fischer zu den lokalen Gegebenheiten zu befragen. Je nach den Gegebenheiten der Topologie können auch andere Effekte auftreten.
Beispiele:
- Bei Bise kommt es seltener zu Bergwind. Wenn dies geschieht, wird oft im Bereich Biel/Bielersee scherzhaft von "Taubenlöchler" gesprochen, weil dieser Wind eher aus Nordost (von der Taubenlochschlucht her) als aus Nordwest bläst.
Weblinks
Quellen
- ''Bouët, M.'': "Climat et météorologie de la Suisse romande." S. 76-88. Editions Payot Lausanne. (1985)
- ''Boinay, M.'': Boinay, M. "Le joran. Travail personnel pour l'obtention du Brevet d'enseignement secondaire, Geographisches Institut Universität Bern.(1996)