Königstiger


Königstiger

Ein Königstiger

Systematik
Überfamilie: Katzenartige (Feloidea)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Großkatzen (Pantherinae)
Gattung: Panthera
Art: Tiger (P. tigris)
Unterart: Königstiger
Wissenschaftlicher Name
Panthera tigris tigris
Linnaeus 1758

Der Königstiger (Panthera tigris tigris), auch Bengal-Tiger oder Indischer Tiger, ist eine Unterart des Tigers, die zu den Festlandsunterarten zählt. Er ist auf dem Indischen Subkontinent verbreitet und wird von der IUCN als gefährdet (Endangered) eingestuft. Die gesamte Population wird auf weniger als 2.500 Individuen geschätzt.[1]

Merkmale

Wissenschaftliche Daten zum Königstiger gelten gemeinhin als sehr fundiert und gesichert. Er stellt, heute als auch historisch, die noch zahlenmäßig am weitesten verbreitete und wild lebende Subspezies dar. Des Weiteren leben in Gefangenschaft, wie in Zoos, Tierparks oder auch Privatbesitz, ebenfalls sehr viele Exemplare.

Körperbau

Der männliche Königstiger wird von der Schnauzen- bis zur Schwanzspitze gemessen zwischen 270 und 310 cm lang, in Ausnahmefällen über 360 cm, die Weibchen erreichen 240–270 cm. Das Gewicht der Männchen liegt zwischen 180 und 300 kg, das der Weibchen zwischen 100 und 180 kg. Die Schulterhöhe liegt zwischen 90 und 100 cm. Die Schädelform ist der des Indochinesischen und Malaysia-Tigers sehr ähnlich.

Fell

Weiße Tiger im Zoo von Singapur

Die Grundfarbe des Fells ist ein leuchtendes Rot-Gold. Die Bauchseite sowie die Beininnenseiten des Tigers sind weiß. Die relativ breiten, schwarzen Querstreifen ziehen sich vom Kopf über den ganzen Körper bis zur Schwanzspitze, und auch die Hinterbeine sind in gleicher Weise gestreift. Häufig sind die Streifen verdoppelt und auf den Seiten und Schenkeln besonders lang. Die Ringe am Schwanz des Tieres sind recht breit und ebenfalls oft verdoppelt. Die Anzahl liegt bei acht oder neun Ringen.

Nur beim Königstiger kommen in der Natur vereinzelt die sogenannten „Weißen Tiger“ vor. Dies sind Teilalbinos, die seit den 1950er Jahren in US-Zoos, später von Zirkussen und Schaustellern weitergezüchtet wurden. Die heute unter dem Namen „Weißer Tiger“ (weiß mit schwarzen Streifen), „Schneetiger“ (ganz weiß), „Goldener Tiger“ (gelb mit blassen Streifen) usw. bekannten Show-Tiere sind eigens gezüchtete Farbformen, in die teilweise Sibirische Tiger eingekreuzt wurden; sie stellen keine eigenen Arten dar.

Die Haarlänge des Königstigers beträgt am Rücken im Sommer 8 bis 15 mm, am Bauch zwischen 20 und 30 mm. Im Nacken weist das Haar keine größeren Unterschiede auf und liegt hier in der Messung bei 20 bis 66 mm. Der Backenbart hat eine Länge von 50 bis 90 mm. Im Winter ist das Fellkleid länger, so dass die Haarlänge am Rücken zwischen 17 und 25 mm beträgt. Auch Nacken- und Backenbarthaare sind länger als im Sommer, wobei der Unterschied zwischen 5 und 10 mm liegt.

Verbreitung

Verbreitungsgebiet des Tigers
Königstiger im Bannerghatta National Park Bengaluru

Königstiger waren einst von Pakistan bis Myanmar über den gesamten Indischen Subkontinent verbreitet. Vor 100 Jahren gab es allein in Indien noch ungefähr 40.000 Tiger.

Die meisten Königstiger leben in Indien. Kleinere Populationen kommen in Bangladesch, im Terai Nepals und in Bhutan vor.[1]

In Indien wurden in der Vergangenheit Populationszählungen auf der Basis von Fußabdrücken durchgeführt, eine Methode, die als inakkurat und unzureichend kritisiert wurde.[2] Nach Schätzungen, die auf dieser Methode beruhten, gab es in Indien 3642 Individuen im Jahr 2002.[3]

Im Jahr 2008 wurden in Indien zum ersten Mal Kamerafallen und geographische Informationssysteme eingesetzt, um die Größe der indischen Populationen in geschützten Gebieten zu ermitteln. Anhand dieser Daten wurde die gesamte Population auf 1165 bis 1657 Individuen geschätzt, die älter als 18 Monate waren.[4] Im Jahr 2011 wurde die Population auf 1520 bis 1909 Individuen geschätzt.[5] Demnach zeigen die Ausweisung von Tiger-Schutzgebieten sowie die Bekämpfung der Wilderei positive Effekte.[6]

In Bangladesch leben nach Schätzungen aus dem Jahr 2004 zwischen 200 und 419 Individuen, die meisten davon in den Mangroven der Sundarbans und einige wenige im Nordosten.[7]

In Nepal gibt es drei Populationen, die durch landwirtschaftlich genutzte Flächen und dicht besiedelte Gebiete isoliert sind. Die größte Population lebt im Chitwan-Nationalpark und im benachbarten Parsa-Wildreservat, die zusammen eine Fläche von 2543 km² Primärwald einnehmen. Diese Population ist isoliert von einem Bestand, der weiter westlich lebt, im Bardia-Nationalpark und in daran angrenzenden ungeschützten Gebieten. Die kleinste Population lebt im Sukla Phanta-Wildreservat im äußersten Südwesten Nepals.[8] Im Jahr 2010 wurden diese drei Populationen auf 124 bis 229 Individuen geschätzt. [9]

In Bhutan wurden im Jahr 2005 zwischen 67 und 81 Individuen geschätzt.[10]

In Pakistan ist der Tiger ausgestorben. Allerdings existieren Pläne, ihn im Kirthar-Nationalpark wieder anzusiedeln.

Lebensweise

Ernährung

Ein Königstiger benötigt ca. 8 kg Fleisch am Tag. Seine Hauptnahrung sind große Säuger wie Nilgauantilopen, Gaure, Sambarhirsche, Barasinghas, Axishirsche und Wildschweine. Seltener frisst er kleinere Beutetiere wie Affen, Hasen, Kaninchen und Wasservögel. Der Tiger schleicht an seine Beute heran, springt sie an und drückt sie mit den kräftigen Vorderpfoten auf den Boden. Die Weite der Sprünge kann bis zu 6 Meter betragen. Zum Töten beißt er in die Kehle seines Opfers oder bricht dessen Genick durch einen Biss in den Nacken.

Normalerweise gehören Menschen nicht zum Beutespektrum von Tigern. Trotzdem kommt es immer wieder zu Angriffen auf Menschen; manche Tiger werden aus unbekannten Gründen zu spezialisierten „Menschenfressern“. Tiger dringen allerdings nicht in menschliche Siedlungen ein, sondern töten Menschen, die ihre Dörfer verlassen, etwa Holzfäller oder Bauarbeiter. In manchen Gegenden ist es aus diesem Grund üblich, dass Menschen, die ihr Dorf verlassen, eine Maske auf dem Hinterkopf tragen, da Tiger immer von hinten angreifen. Eine besonders hohe Dichte an menschlichen Opfern ist in den Mangrovenwäldern Sundarbans auffällig.[11][12]

Fortpflanzung und Lebensdauer

Der Königstiger hat eine Tragzeit von 95 bis knapp über 110 Tagen. Ein Tigerweibchen kann zwei bis sechs Junge mit einem Wurf zur Welt bringen, die in den ersten zwei Wochen blind sind und nach frühestens zwei Monaten den gemeinsamen Unterschlupf verlassen. Die Lebensdauer eines Königstigers beträgt in freier Wildbahn bis zu 17 Jahre, in Gefangenschaft können einzelne Exemplare über 20 Jahre alt werden.

Bedrohung

Königstiger im Ranthambhore-Nationalpark

Obwohl der Königstiger von allen Unterarten des Tigers noch den größten Bestand aufweist, ist dieser auch bei ihm aufgrund von Wilderei, Habitatverlust und Beutemangel stark rückläufig.[1]

Etymologie

Der Begriff „Königstiger“ (royal tiger) stammt ursprünglich aus der englischen Jägersprache und bezeichnete keine eigene Unterart, sondern besonders große Exemplare, die begehrte Jagdtrophäen darstellten. Die Bezeichnung ist vergleichbar mit „Zwölfender“, womit im Deutschen ein kapitaler Hirsch mit mächtigem, zwölfendigem Geweih bezeichnet wird und ebenfalls keine eigene Rasse ist. Diese royal tigers hatten nicht nur eine besonders kräftige Fellfärbung, sondern auch eine sehr regelmäßige Zeichnung der schwarzen Streifen, die nicht unterbrochen waren. Diese Individuen stellten deshalb einen besonderen und sehr seltenen Typ in der Ausbildung des Streifenmusters dar und sind nicht häufig unter den Königstigern anzutreffen. Neben diesen Tieren waren alle anderen Königstiger ganz „gewöhnliche“ Tiger. Die Tiger-Unterart wurde bis dahin einfach „indischer“ beziehungsweise „bengalischer“ Tiger genannt. Später wurde der Begriff auf alle indischen Tiger übertragen.[13]

Filme

  • Zwei Brüder – Zwei junge Bengaltiger-Brüder werden im Kindesalter bei ihrer Flucht vor Jägern im Dschungel getrennt. Jahre später treffen sie als Tiger wieder aufeinander, die in einer Arena gegeneinander kämpfen sollen.
  • Natural Killers Tiger der Sümpfe – Mike Herd filmte sechs Monate den Königstiger in Bangladesh.
  • Tigerspuren – Broken Tail bricht aus – Colin Stafford-Johnson verfolgt die Spuren eines Königstigers auf Wanderschaft durch Indien. (Indien, Irland, 2009)
  • Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger – Nach einem Schiffbruch im pazifischen Ozean muss der Inder Piscine Molitor Patel, genannt Pi zusammen mit dem Bengaltiger "Richard Parker" auf einem Rettungsboot überleben.

Literatur

  • Vratislav Mazák: Der Tiger. Nachdruck der 3. Auflage von 1983. Westarp Wissenschaften Hohenwarsleben, 2004 ISBN 3-89432-759-6, S. 139-144.
  • Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. Johns Hopkins University Press, Baltimore 1999, ISBN 0-8018-5789-9.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 R. S. Chundawat, J. A. Khan, D. P. Mallon (2008): Panthera tigris ssp. tigris. IUCN 2011. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2011.2.
  2. K. U. Karanth, J. D. Nichols, J. Seidensticker, E. Dinerstein, J. L. D. Smith, C. McDougal, A. J. T. Johnsingh, R. S. Chundawat, V. Thapar (2003): Science deficiency in conservation practice: the monitoring of tiger populations in India. Animal Conservation (2003) 6: 141–146.
  3. Erika Check (2006): The Tiger's Retreat. Nature, Band 441: 927–930.
  4. Y. V. Jhala, R. Gopal, Q. Qureshi (Hrsg.) 2008: Status of the Tigers, Co-predators, and Prey in India. TR 08/001. National Tiger Conservation Authority, Govt. of India, New Delhi; Wildlife Institute of India, Dehradun
  5. Y. V. Jhala, Q. Qureshi, P. R. Sinha (2011): Status of tigers, co-predators and prey in India. National Tiger Conservation Authority, Govt of India and the Wildlife Institute of India, New Delhi and Dehra Dun, India.
  6. eurekalert.org vom 28. März 2011: „India releases tiger numbers as experts convene.“
    World Wide Fund for Nature, Pressemitteilung vom 28. März 2011: „Mehr Tiger in Indien.“ – In die im Vergleich zu 2007 um ca. 300 Individuen erhöhte Zahl ging 2011 allerdings auch eine 70 Tiere umfassende Population ein, die 2007 nicht berücksichtigt worden war.
  7. Ministry of Environment and Forests. (2004) Report on Sundarbans Tiger Census. Ministry of Environment and Forests, Bangladesh.
  8. J. L. D. Smith, S. C. Ahern, C. McDougal (1998): Landscape Analysis of Tiger Distribution and Habitat Quality in Nepal. Conservation Biology 12 (6): 1338–1346.
  9. The Economic Times (2010). Nepal has 155 adult tigers, 5% of world population. Times Internet Limited
  10. T. Sangay, T. Wangchuk (2005): Tiger Action Plan for Bhutan 2006-2015. Nature Conservation Division, Department of Forests, Ministry of Agriculture, Royal Government of Bhutan and WWF Bhutan Programme, Thimphu.
  11. www.20min.ch - Alltag mit den Menschenfressern
  12. Wie Menschen in Indien mit dem Tiger leben auf RP-online
  13. Vratislav Mazák: Der Tiger

Weblinks

Commons: Königstiger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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