Kosobaum



Kosobaum

Kosobaum (Hagenia abyssinica), Illustration.

Systematik
Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Unterfamilie: Rosoideae
Tribus: Sanguisorbeae
Gattung: Hagenia
Art: Kosobaum
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Hagenia
J.F.Gmel.
Wissenschaftlicher Name der Art
Hagenia abyssinica
(Bruce) J.F.Gmel.

Der Kosobaum oder Kossobaum (Hagenia abyssinica) ist die einzige Art der monotypischen Pflanzengattung Hagenia innerhalb der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Die Heimat liegt in den Gebirgen Ost-, Zentral- und des Südlichen Afrikas (Eritrea, Äthiopien, Sudan, Kenia, Tansania, Uganda, Burundi, Zentralafrikanische Republik, Ruanda, östliches Zaire, Malawi, Sambia[1]), meist in Höhenlagen oberhalb von 2000 Meter.

Beschreibung

Erscheinungsbild und Rinde

Hagenia abyssinica wächst als schlanker, kleiner bis mittelgroßer Baum und erreicht Wuchshöhen von bis zu 20 Meter und Stammdurchmesser von meist 60 bis selten 220 Zentimeter. Er bildet einen kurzen, selten geraden Stamm und dicke Äste. Die Baumkrone ist weit und schirmförmig. Die durch ringförmige lange haltbare Blattnarben gezeichnete Rinde der Zweige ist anfangs dicht mit kurzen, zottigen und langen, weichen silbrigen Haaren bedeckt; oft werden die drüsigen Haare später rötlich-grün oder braun Die dicke, braune oder rötlich-braune Borke blättert schnell ab. Es sind keine Dornen und keine Brettwurzeln vorhanden.[2]

Blatt

Die wechselständig und in Büscheln an den Zweigenden gehäuften Laubblätter sind etwa 40 bis 50 cm lang. Der etwa 12 bis 15 cm lange Blattstiel ist mit den zwei bis zu 1,5 cm breiten, dünnen Nebenblättern verwachsen und dadurch geflügelt. Diese unterseits dicht behaarten Blattflügel umgeben mit ihrer Basis den Zweigen scheidenartig. Die unpaarig gefiederte Blattspreite besitzt an der Blattrhachis wechselständig bis fast gegenständig angeordnet drei bis sechs (bis zu acht) Paare fast sitzender Fiederblätter und das Endfiederblatt. Die Fiederblätter sind bei einer Länge von 9 bis 15 cm und einer Breite von 2 bis 5 cm schmal-länglich bis elliptisch mit schiefer, stumpfer Basis und zugespitztem oberen Ende. Der Rand der Fiederblätter ist gezähnt und besitzt lange, seidige Haare, wobei die Blattzähne meist in einer verdickten Drüse enden. Die Oberseite der Fiederblätter ist hell oder leuchtend gründ und auf der Blattunterseite befinden sich silbrige Haare. Die Fiederblätter sind fiedernervig und auf der Unterseite sind die Blattnerven erhaben und besitzen lange, silbrige Haare. Es können abwechselnd mit den normalen Fiederblättern viel kleinere Fiederblätter vorkommen, die bei einem Durchmesser von bis zu 2,5 cm fast kreisförmig sind.[2]

Blütenstand und Blüte

Hagenia abyssinica ist polygamo-diözisch. Die endständigen, vielverzweigten, überhängenden, rispigen Blütenstände weisen eine Länge von bis zu 60 Zentimeter und einen Durchmesser von etwa 30 Zentimeter auf und enthalten viele Blüten. Die gelbliche oft leuchtend rot getönte Blütenstandsrhachis ist meist zickzackförmig und die über laubblattartigen Tragblättern stehenden Verzweigungen sind zottig bis lang seidig behaart sowie klebrig. Die bis zu 3,5 Millimeter langen, dicht behaarten Blütenstiele werden an ihrer Basis von nierenförmigen Deckblättern umfasst.[2] Die weiblichen Blütenstände sind rosarot und die männlichen orange-lederfarben bis weiß.

Die eingeschlechtigen Blüten sind radiärsymmetrisch und selten vier-, meist fünfzählig. Der seidig behaarte Blütenbecher (Hypanthium) ist bei einer Länge von 2 bis 3 Millimeter konisch. Nebenkelch und Kelch sind grün oder rötlich getönt und selten vier-, meist fünfzipfelig. Bei den männlichen Blüten sind die Zipfel des Nebenkelches kleiner als die des Kelches. Bei den weiblichen Blüten sind die Zipfel des Nebenkelches größer als die des Kelches und vergrößern sich bis zur Fruchtreife bis auf eine Länge von bis zu 10 Millimeter. Die selten vier, meist fünf Kronblätter sind bis zu 1,5 Millimeter lang. In männlichen Blüten sind 15 bis 20 fertile Staubblätter mit bis zu 3 Millimeter langen Staubfäden vorhanden. In weiblichen Blüten sind rudimentäre Staubblätter und in den männlichen ein funktional steriles Gynoeceum vorhanden. Frei vom Blütenbecher stehen in den weiblichen Blüten meist zwei Stempel, der Fruchtknoten besitzt am oberen Ende ein Haarbüschel und der fast fadenförmige Griffel endet in einer kopfigen Narbe. Meist nur einer der beiden Fruchtknoten entwickelt sich zu einer Frucht.[2]

Frucht und Samen

Die Frucht ist vom haltbaren Blütenbecher umgeben und der Nebenkelch bildet Flügel. Die relativ kleine, trockene, einsamige, bei einem Durchmesser von bis zu 2,5 mm kugelige bis eiförmige Achäne ist geflügelt und asymmetrisch. Das papierartige und dünne Perikarp ist bleich bis braun. Auf der Frucht befinden sich weiße Haare. Der fast kugelige bis fast eiförmige Same ist nur etwas kleiner als die Frucht. Die Samenschale (Testa) ist meist runzelig, braun und kahl.[2]

Systematik

James Bruce veröffentlichte 1790 in Travels, 5, S. 73 ungültig den Namen Banksia, der schon 1775 von Johann Reinhold Forster und Johann Georg Adam Forster in Characteres Generum Plantarum, 4 für die Gattung der Banksien gültig verwendet wurde. Johann Friedrich Gmelin ersetzte 1791 in Systema Naturae ... editio decima tertia, aucta, reformata, Band 2, Seiten 600 und 613 den ungültigen Namen durch Hagenia[3].[4]

Synonyme für Hagenia abyssinica (Bruce) J.F.Gmel. sind: Banksia abyssinica Bruce, Brayera anthelmintica Brayer, Hagenia abyssinica var. viridifolia Hauman, Hagenia anthelmintica (Kunth) Eggleling. Synonyme für Hagenia J.F.Gmel. sind Banksia Bruce (ein ungültiges Homonym von Banksia J.R.Forst. & G.Forst.) und Brayera Kunth[1]. Der Gattungsname Hagenia ehrt den Königsberger Universalgelehrten Karl Gottfried Hagen (1749–1829). Das Artepitheton abyssinica bedeutet aus Äthiopien.

Hagenia abyssinica ist die einzige Art der monotypischen Gattung Hagenia und ist nah verwandt mit der ebenfalls monotypischen Gattung Leucosidea. Die Gattung Hagenia gehört zur Subtribus Agrimoniinae aus der Tribus Sanguisorbeae in der Unterfamilie Rosoideae innerhalb der Familie Rosaceae[1].

Nutzung

Auf Grund der vielen rötlichen Blüten wird Hagenia abyssinica als Zierpflanze verwendet.[2]

Im Hochland von Tansania wird Hagenia abyssinica in der Forstwirtschaft in den montanen Wäldern angepflanzt. In Tansania verwendet man Hagenia abyssinica vielseitig, beispielsweise als Feuerholz, die Laubblätter als Tierfutter und Gründünger und die Samen als Speisezusatz oder Gewürz. Im Kilimandscharo-Gebiet wird die Borke verwendet um Textilien gelblich-rot zu färben (Färberpflanze).[2]

Verwendung des Holzes

Das schön aussehende Holz wird zur Herstellung von Möbeln, Fußböden, Werkzeugen, Zäunen und als Bauholz verwendet. Aus ihm werden Furniere hergestellt.[2]

Das Splintholz ist creme-gelb. Das Kernholz ist dunkelrot bis rot-braun, weich und mittelschwer (560 bis 750 kg/m³ bei einer Holzfeuchte von 12 %). Die Fasern sind meist gerade. Das Kosso-Holz ist nicht haltbarund wird von Bohrkäfern und Termiten befallen. Während des Trocknens kann es zu Verformungen kommen. Das Holz ist leicht zu sägen und Nägel halten gut.[2][5]

Pharmazeutische Verwendung

Die frischen Blüten werden wegen der enthaltenen Gerbstoffe als Bandwurmmittel genutzt[6]. Als Droge: Kosoblüten = Flores Koso werden die weiblichen Blütenstände verwendet[7]. Die Wirkung von Hagenia abyssinica als Anthelminthikum wurde in der Heilkunde in Äthiopien und anderen Teilen Afrikas schon sehr lange genutzt. In der äthiopischen Volksheilkunde verabreichte man Extrakte aus getrockneten Blüten zum Trinken einmal alle ein bis drei Monate gegen Bandwürmer, die in Äthiopien durch dem Genuss von rohem Fleisch häufige Parasiten waren und noch sind. Das Kosso-Extrakt wird vor dem Frühstück getrunken und etwa 0,5 bis 3 Stunden später beginnt die abführende Wirkung. Der Kopf des Bandwurmes (Scolex) wird selten ausgeschieden und so kann der Bandwurm erneut wachsen, deshalb ist die Wiederholung alle ein bis drei Monate erforderlich. Neben anderen Pflanzenarten wurde Hagenia abyssinica zum wichtigsten Behandlungsmittel gegen Bandwürmern in Äthiopien.[2]

Im 19. Jahrhundert wurde die Droge Kosso in Europs weitverbreitet als Anthelminthikum verwendet. Es wurde auch oft in Mixturen zusammen mit Pflanzenteilen anderer Arten als Medizin verwendet um Syphilis, Skrofulose, Malaria, Fieber und Husten zu behandeln.[2] Die Droge Kosso-Puder kann leicht durch jeden anderen bräunlichen Puder gestreckt werden, dagegen können intakte Blütenstandsteile leicht erkannt werden und sind so relativ fälschungssicher.[2]

Quellen

Einzelnachweise

Weblinks

Ergänzende Literatur

  • Biruktayet Assefa, Gerhard Glatzel & Christine Buchmann: Ethnomedicinal uses of Hagenia abyssinica (Bruce) J.F. Gmel. among rural communities of Ethiopia, In: Journal of Ethnobiology and Ethnomedicine, 6, 2010, S. 20. doi:10.1186/1746-4269-6-20