Krone der Schöpfung


Krone der Schöpfung ist eine heute häufig nur noch ironisch verwendete Bezeichnung für den Menschen. Ihr Entstehen kann bis ins antike Griechenland zurückverfolgt werden.

Antike

Das Entstehen der Redensart lässt sich bis zu den Scalae Naturae von Aristoteles, also auf ganz frühe Versuche, die belebte und die unbelebte Natur systematisch zu ordnen, zurückführen. Die am kompliziertesten erscheinenden Lebewesen wurden als die am höchsten stehenden Lebensformen eingestuft, und so setzte sich der Mensch als „Krönung“ der Schöpfung an die oberste Stelle des Systems.

Altes Testament

Dem 1. Buch Mose zufolge wurde zunächst das Gestein, dann die Pflanzen, die Tiere und schließlich – als Schlusspunkt der Schöpfung – der Mensch erschaffen, der sich – gleich einem gekrönten Haupt – die Erde „untertan“ machen und „herrschen“ soll „über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden kriecht.“

Eine der Formulierung Krone der Schöpfung ähnliche Bezeichnung des Menschen enthält auch das Alte Testament in Psalm 8,6, der als Lob des Menschen in Form einer Ansprache Davids an JHWH überliefert ist: „Du machtest ihn wenig geringer als Engel, mit Ehre und Hoheit kröntest du ihn.“

Nach der Lehre der katholischen Kirche ist „der Mensch [...] auf Erden die einzige von Gott um ihrer selbst willen gewollte Kreatur“ (GAUDIUM ET SPES 24,3).

18. und 19. Jahrhundert

Im neuzeitlichen Europa wurde diese von der biblischen Schöpfungsgeschichte gestützte Abstufung der Lebensformen aufgegriffen. Sie findet sich in abgewandelter Form in vielen evolutionären Stammbäumen des 18. und 19. Jahrhunderts wieder. Das ist wissenschaftshistorisch höchst aufschlussreich, lässt sich anhand des Formenwandels der Stammbaum-Darstellungen doch die allmähliche Emanzipation der naturwissenschaftlichen Evolutionstheorie aus den Armen der Theologie mitverfolgen – aus Sicht der Evolutionsforschung sind schließlich alle Arten, die heute leben, gleichwertig.

Gleichwohl haben auch aus heutiger Sicht viele der früheren Stammbäume und Stammbüsche insofern einen gewissen Wahrheitsgehalt, als sie häufig die Reihenfolge des Erscheinens bestimmter Tier- und Pflanzengruppen mitbedacht haben und die jüngeren Hervorbringungen der Evolution als höher sitzende Zweige dargestellt haben als die älteren.

Neuzeit

Nachdem im April 2007 in der Fachzeitschrift Science das Ergebnis der detaillierten DNA-Sequenzierung des Rhesusaffen-Genoms bekannt gegeben worden war, [1] wurde es erstmals möglich, die beiden zuvor schon sequenzierten Genome von Mensch und Schimpanse mit dem eines entfernter verwandten Primaten zu vergleichen. Demnach stimmen 93,5 % der DNA-Basenpaare des Rhesusaffen mit denen des Menschen überein und 98 % der Basenpaare von Mensch und Schimpanse. Ein Vergleich von 13.888 Genen des Menschen, des Schimpansen und des Rhesusaffen ergab jedoch, dass 233 Schimpansen-Gene, aber nur 154 Gene des Menschen sich so stark von den Rhesusaffen-Genen unterscheiden, dass sie veränderte Proteine kodieren. [2] Dies bedeutet, dass sich die Schimpansen im Verlauf der Stammesgeschichte quantitativ weiter von den gemeinsamen Vorfahren von Schimpansen und Menschen entfernt haben, als der Mensch. Die Fachzeitschrift New Scientist schrieb hierzu: „Tatsache ist, dass Schimpansen die höher entwickelte Art sind.“ [3]

Die Philosophen Paola Cavalieri und Peter Singer gehen als Initiatoren des Great Ape Project so weit, dass die Menschenrechte auf Orang-Utans, Gorillas und Schimpansen auszudehnen seien.[4]

Quellen

  1. Rhesus Macaque Genome Sequencing and Analysis Consortium: Evolutionary and Biomedical Insights from the Rhesus Macaque Genome. Science, Band 116, Heft 5822 vom 13. April 2007, S. 222-234, doi:10.1126/science.1139247
  2. Margaret A. Bakewell, Peng Shi, Jianzhi Zhang: More genes underwent positive selection in chimpanzee evolution than in human evolution. Proc. Natl. Acad. Sci. USA, published online before print, 20. April 2007 doi:10.1073/pnas.0701705104
  3. „The fact is, chimpanzees are the more highly evolved species.“ Who is the most refindes ape of them all? New Scientist, Band 195, Heft 2600, vom 21. April 2007, S. 17
  4. Cavalieri/Singer (1996): Menschenrechte für die Großen Menschenaffen: Das Great Ape Projekt.

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