Krummholz
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Als Krummholz oder Knieholz bezeichnet man natürlich krumm gewachsenes Holz.
Der Ausdruck wird in der Botanik für die verkrüppelten und niedrigen Baumformen wie etwa der Bergkiefer (Legföhre) an der Waldgrenze (Krummholzzone) verwendet; man spricht bei Extremform auch von Krüppelwuchs. Eine andere Form ist der krummwüchsige Baum unter Windeinfluss, sowie am Hang, besonders, wenn dieser instabil ist und wandert. Areale mit gleicher anomaler Krümmung sind ein geodynamischer Zeiger.
Forstlich gesehen ist Krummholz heute weitgehend wertlos, und wird als Wuchsfehler klassiert (Krummschäftigkeit).
Historisch gesehen waren geeignete Krummhölzer aber gesuchtes Werkmaterial, anfangs für sonst technisch nicht umsetzbare Lösungen, später, weil das natürlich krumm gewachsene Holz mit seinem belastbaren Faserverlauf in einigen Spezialanwendungen nicht durch aus geradwüchsigem Holz geschnittene krumme Bauteile ersetzt werden konnte. Anwendung findet sich etwa:
- schon seit dem Anbeginn der menschlichen Werkzeugherstellung als ein knieförmig gekrümmtes Stück Holz, verwendet etwa als Grabstock und Waffe oder beim Bau bronzezeitlicher Geräte wie Randleistenbeil oder Pflug. Bedeutung verlieren die Knieholzgeräte erst, als man das An- und Einschäften von Stein- und Bronzeklingen entwickelt
- für Werkzeugstiele (etwa Spaten, Sensen) aber bis in die Moderne
- gewachsene Spanten, die aus Knieholz herausgearbeitet worden sind, fanden einst im Segelschiffbau Verwendung
- krummes Holz findet sich auch regional im Fachwerkbau, für Zierwerk
- auch in der Wagnerei (für Radreifen, Wasserräder, u.ä.), im Schlittenbau (Kufen) und verwandten Handwerken wurde bis in das 20. Jahrhundert mit natürlich gekrümmten Hölzern gearbeitet
- Alphörner werden noch heute aus an Steilhängen gewachsenen, im unteren Stammbereich krummen Fichten gefertigt.
Endgültig verloren hat das Krummholz seinen technischen Einsatz erst mit der Erfindung des Holzbiegens (Bugholz), dem dauerhaften Umformen von mit Wasserdampf behandeltem Holz – an und für sich seit alters her bekannt und eingesetzt, etwa in der Küferei, aber erst um 1850 zum industriellen Einsatz weiterentwickelt (Thonetmöbel). Heute wird Bugholz für Träger im modernen Holzbau wieder zunehmend eingesetzt, wenn auch meist in Form von Leimbindern, natürliches Krummholz sehr selten.
Berufsbezeichnung
Als Krummholz wurde auch ein auf der Wanderschaft befindlicher Wagnergeselle bezeichnet.[1]
Literatur
- Dietrich Böhlmann: Warum Bäume nicht in den Himmel wachsen – Eine Einführung in das Leben unserer Gehölze. Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim 2009, ISBN 978-3-494-01420-3.