Lächeln


Lächeln fröhlicher Kinder

Das Lächeln ist in der Physiologie ein Gesichtsausdruck, der durch das Spannen der Muskelpartien vor allem in der Nähe der Mundwinkel aber auch um die Augen erzeugt wird. Bei Menschen ist das Lächeln normalerweise ein Ausdruck der Freude, des guten Willens, und dient z. B. der Aufnahme von Kommunikation, kann aber auch ein unkontrollierter Ausdruck von Ängstlichkeit sein (nervöses Lächeln).

Studien haben gezeigt, dass das Lächeln eine normale Reaktion auf bestimmte Stimulationen ist, die unabhängig von der jeweiligen Kultur ist. Es ist keine lernbare Reaktion, sondern wird den Menschen schon von Geburt an mitgegeben. Bei Tieren wird ein Lächeln oft als Drohung verwendet (die Zähne zeigen) oder aber als Zeichen der Unterwerfung.

Lächeln bewirkt angeblich nicht nur eine Veränderung des Gesichtausdrucks, sondern führt auch dazu, dass das Hirn Endorphine produziert, die körperliche und seelische Schmerzen verringern und das Wohlbefinden steigern. Einem Lächeln kann sich kaum jemand entziehen, wenn das Lächeln ehrlich ist. Ein Lächeln ist ansteckend und somit ein Weg Fröhlichkeit und Wohlbefinden zu übertragen.

Philosophisch-anthropologische Deutung

Der Philosoph Helmuth Plessner hat dem Lächeln eine Sonderstellung innerhalb der mimischen Ausdrucksformen eingeräumt. Das Lächeln sei vieldeutig sowie unterschiedlichsten Anlässen zuzuordnen und besitze eine breite "Mannigfaltigkeit in affektiver Tönung". Er nannte es insofern eine "Mimik des Geistes", als eine natürliche Gebärde "bereits im Ausdruck vom Ausdruck Abstand wahrt" und so die - für ihn im Unterschied zum Tier spezifische - Distanziertheit des Menschen zu sich und seiner Umwelt wahre.[1]

Genetische Grundlagen

Selbst das sich vom „echten“ Duchenne-Lächeln unterscheidende soziale Lächeln gilt als angeboren, worauf beispielsweise Unterschiede des Lächelns von sehenden und blinden Olympia-Siegern hinwiesen. Sowohl blinde wie sehende Zweit- und Drittplazierte zeigten das soziale Lächeln.[2] Noch vor dem sozialen Lächeln sieht man bei Babys das Vorlächeln. Dieses so genannte Engelslächeln passiert typischerweise in den ersten Lebenswochen. Dahinter verbirgt sich nichts weiter als ein Reflex, der meist im Schlaf geschieht.

Lächeln in der Service-Kultur

Lächelndes Mädchen
Frans Hals: Laute spielender Narr

Lächeln gilt auch als Bestandteil von gutem Service und wird als entgegengebrachte Freundlichkeit aufgefasst.

Die Stadt Hamburg veranstaltet z. B. die Aktion Ein Lächeln für Hamburg, mit der Arbeitnehmer zu einem Lächeln, mit dem Kunden und Gäste viel öfter verwöhnt werden sollen, motiviert werden sollen.

In Wien trifft man (nicht nur) im Dienstleistungsbereich oft auf ein mit Wiener Schmäh kombiniertes Lächeln.

Der Emotionsforscher Dieter Zapf untersuchte 2006 die Folgen von beruflich verordnetem Dauerlächeln. Er stellte dabei fest, dass zwangsweises Lächeln, bei dem man seine tatsächlichen Emotionen unterdrücke, kurzfristig zu Kreislaufveränderungen, und auf die Dauer zu Stress und Krankheiten wie Depressionen, führe.[3]

Es gibt ferner die Ausdrucksarten „falsches (vorgetäuschtes) Lächeln“ (z. B. höhnisches Lächeln) und das „müde Lächeln“ (eine Reaktion auf eine nicht humoreske Äußerung).

Lächeln und Fremdheit

Der Verhaltensforscher Irenäus Eibl-Eibesfeldt beschrieb in seinem erstmals 1970 erschienen Buch Liebe und Hass das Lächeln als ein Mittel zur Milderung von Fremdheitserfahrungen und Feindschaft sowie zur möglichen „Entwaffnung“. So schrieb er:

„Unser wichtigstes freundliches Signal ist das Lächeln. Mit dieser angeborenen Verhaltensweise sind wir in der Lage, uns mit völlig Unbekannten anzufreunden. Ein Lächeln entwaffnet. Erst kürzlich las ich von einem amerikanischen Sergeanten, der sich plötzlich zwei Vietcong-Soldaten gegenüber befand. Sein Gewehr versagte, und da lächelte er, was seine Gegner hemmte. Misstrauen und Angst ließen den angebahnten Kontakt jedoch sofort wieder ersterben. Der Amerikaner lud durch und tötete seine Gegner. Kypselos, der spätere Tyrann von Korinth, entging der Sage zufolge als Säugling seinen Häschern, weil er sie anlächelte.“[4]

Der Philosoph Emil Cioran beschrieb dagegen den Auflösungsprozess: „›Das Lachen verschwand, dann das Lächeln.‹ Nichts bezeichnet so gut das Schema jedes Verfalls wie diese scheinbar naive Bemerkung eines Biographen von Alexander Blok.“[5]

Einzelnachweise

  1. Helmut Plessner, Das Lächeln, in: ders., Mit anderen Augen. Aspekte einer philosophischen Anthropologie, Stuttgart 1982, S. 183 ff.
  2. David Matsumoto, Bob Willingham, 29. Dezember 2008, Journal of Personality and Social Psychology
  3. Beruflich verordnetes Dauerlächeln macht krank. Handelsblatt, 16. März 2006
  4. Irenäus Eibl-Eibesfeldt: Liebe und Haß. Zur Naturgeschichte elementarer Verhaltensweisen. 16. Aufl., München 1993, S. 113 f. (Anpassung der Zitate an die ref. dt. Rechtschreibung.)
  5. Émile Michel Cioran: Vom Nachteil, geboren zu sein. Frankfurt a.M. 1979, S. 61, ISBN 3-518-37049-9.

Siehe auch


Commons: Smiling – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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