Labyrinthorgan


Das Labyrinthorgan, kurz Labyrinth der Labyrinthfische (Ananbantoidei), einer Unterordnung der Barschartigen (Perciformes), dient der Luftatmung dieser meist kleinen, in stagnierenden und eutrophierten Gewässern lebenden Fische. Die Tümpel der Kletterfische und Buschfische (Anabantidae) sind mitunter sogar von Austrocknung bedroht, so dass diese Fische dann imstande sein müssen, über Land zu kriechen, um noch Gewässer zu erreichen. Bei Welsen (Clariidae) gibt es ähnliche Suprabranchialorgane zur Atmung, die ebenfalls Überlandkriechen ermöglichen zum Aufsuchen von noch vorhandenen Tümpeln.

Dieses Labyrinth liegt (paarig) im Schädel knapp hinter dem Ohr-Labyrinth (siehe Innenohr), das allen Wirbeltieren zukommt. Die Kiemenhöhle ist dorsorostral erweitert zur Aufnahme einer „geknüllten“ Knochenplatte, die vom Epibranchiale II (der Knochenstütze des oberen Astes des zweiten Kiemenbogens) ausgeht. Die Knochenplatte ist (wie die Höhle selbst) mit respiratorischer (blutgefäßreicher) Schleimhaut überzogen. Infolge der festen Stütze kann sie nicht wie die Kiemenblättchen kollabieren. Die Blutversorgung entspricht der des 2. Kiemenbogens. Der Suprabranchialraum dient der Aufnahme einer Luftblase von der Wasseroberfläche mit dem Maul - die „verbrauchte“ Blase wird (meist) zugleich über die Kiemen(deckel)spalte abgegeben. Obwohl das Volumen der Blasen an das der Schwimmblase heranreichen kann, haben die Anabantoiden alle auch eine enge, langgestreckte Schwimmblase und dazu ein gut entwickeltes, schweres Skelett. Das Labyrinth ist verschieden gut entwickelt, fehlt aber fast völlig nur bei Sandelia. Es wird erst im Laufe der Jungfisch-Entwicklung funktionell.

Manche Labyrinthfische (z. B. Paradiesfische) ersticken auch in „sauberem“ Wasser ohne die Möglichkeit dieser Luftatmung. Anfangs dachte man, die Schleimhautvergrößerung diene dem Riechen (Ähnlichkeit mit den Conchae unserer Nase) - der Riesengurami erhielt deshalb den wissenschaftlichen Namen Osphromenus („Riecher“). Lacépède (1801) verschrieb sich aber, so dass der gültige Name nun Osphronemus lautet. Der Zufall will es, dass auch dieser Name Sinn hat, sogar mehr als der ursprüngliche: Osphronemus könnte „[Fisch mit] Riechfäden, -strahlen“ bedeuten - und in der Tat hat sich (viel später) herausgestellt, dass die langen Bauchflossenstrahlen dem Erschmecken von Nahrung am Boden dienen. Der Gesichtsnerv (Nervus facialis), der beim Menschen hauptsächlich die Zunge innerviert, entsendet nämlich bei Fischen auch Zweige zur Haut (bes. von Flossen).

Literatur

  • Westheide, W.; Rieger, R. (Hrsg.): Spezielle Zoologie. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2004 ISBN 3-8274-0307-3