Lazzaro Spallanzani


Lazzaro Spallanzani

Lazzaro Spallanzani (* 12. Januar 1729 in Scandiano, heute Provinz Reggio Emilia; † 12. Februar 1799 in Pavia) war ein italienischer Priester, Philosoph und Universalwissenschaftler.

Leben

Spallanzani wurde zunächst von seinem Vater, einem Anwalt, ausgebildet. Mit 15 Jahren wurde er an ein Jesuitenkolleg in Reggio Emilia geschickt und eingeladen, dem Orden beizutreten. Er ging allerdings zur Universität Bologna, wo seine Verwandte Laura Bassi Professor für Physik war; gewöhnlich ist sein wissenschaftlicher Anstoß ihrem Einfluss zugeschrieben worden. Mit Bassi studierte er Naturphilosophie und Mathematik; er widmete sich sowohl alten als auch modernen Sprachen, gab aber bald das Studium der Rechtswissenschaft auf und trat in den Orden ein. Im Alter von 25 Jahren wurde er Doktor der Philosophie.

Sein Ansehen wuchs bald, und 1754 wurde er Professor für Logik, Metaphysik und Griechisch an der Universität Reggio. Im Jahre 1762 erhielt er die Priesterweihe. Ein Jahr darauf wurde er nach Modena berufen,[1] wo er mit großer Gewissenhaftigkeit und mit großem Erfolg an der Universität lehrte, aber seine ganze Freizeit der Naturwissenschaft widmete. Er lehnte viele Angebote von anderen italienischen Universitäten und von Sankt Petersburg ab, bis er 1768 das Angebot Maria Theresias auf den Lehrstuhl für Naturgeschichte an der philosophischen Fakultät der Universität Pavia annahm.

Zur selben Zeit wurde er auch Direktor des Naturhistorischen Museums von Pavia, das er mit seinen Sammlungen aus vielen Reisen entlang der Mittelmeerküsten bereicherte. Neben seinen Vorlesungen und seinen naturwissenschaftlichen Experimenten las er in seiner Eigenschaft als Priester noch immer täglich die Heilige Messe. 1785 wurde er nach Padua eingeladen, aber sein Souverän verdoppelte sein Gehalt, um ihn zu behalten, und erlaubte ihm einen Besuch im Osmanischen Reich. Dort blieb er fast ein Jahr und machte er viele Beobachtungen, unter anderem einer Kupfermine in Chalki und einer Eisenmine in Principi. Seine Rückkehr nach Hause glich fast einem Triumphzug: in Wien wurde er herzlich von Joseph II. empfangen, und als er Pavia erreichte, wurde er außerhalb der Stadttore von den Studenten der Universität mit Beifall begrüßt. Während des folgenden Jahres überstieg die Zahl seiner Studenten 500. Seine Integrität bei der Führung des Museums wurde in Frage gestellt, aber eine gerichtliche Untersuchung stellte, sogar zur Zufriedenheit seiner Ankläger, seine Ehre wieder her.

1788 besuchte er den Vesuv, die Vulkane auf den Liparischen Inseln und Sizilien. Er stellte die Ergebnisse dieser Forschungen in seinem großen Werk Viaggi alle due Sicilie ed in alcune parti dell'Apennino dar, das vier Jahre später veröffentlicht wurde. Der Tod traf ihn durch einen Schlaganfall.

Denkmal in Scandiano

Sein unermüdlicher Einsatz als Reisender, sein Geschick und Glück als Sammler, seine Begabung als Lehrer und Kommentator und seine Leidenschaft in Kontroversen trugen zweifellos wesentlich dazu bei, den außergewöhnlichen Ruhm Spallanzanis unter seinen Zeitgenossen zu begründen; jedoch fehlte es ihm keineswegs an größeren Qualitäten. Sein Leben war von unablässigem Eifer geprägt, die Natur in jeder Hinsicht zu hinterfragen, und seine vielen und verschiedenartigen Werke tragen allesamt den Stempel eines originellen Genies, fähig, Probleme in allen Zweigen der Wissenschaft darzulegen und zu lösen. So half er unter anderem, die Fundamente der modernen Vulkanologie und Meteorologie zu legen.

Seine wichtigsten Entdeckungen liegen auf dem Gebiet der Physiologie: er schrieb wertvolle Abhandlungen über die Atmung, über die Sinnesorgane von Fledermäusen, etc., während er Experimente machte (1768), um das Vorkommen von Urzeugung zu widerlegen, indem er im Gegensatz zu John Turberville Needham (1713-1781) nachwies, dass Mikroben nicht in organischen Flüssigkeiten entstehen können, wenn diese abgekocht und in luftdicht verschlossenen Gefäßen aufbewahrt werden. Sein berühmtestes Werk ist Dissertazioni di fisica animale e vegetale (2 Bände, 1780). Darin deutet er erstmals den Verdauungsvorgang; er zeigt, dass dieser kein rein mechanischer Prozess zur Zerkleinerung, sondern ein chemischer ist und hauptsächlich durch das Wirken des Magensafts vorangeht. Er führte auch wichtige Forschungen über die Befruchtung von Tieren durch (1780). 1768 entdeckte er die Regenerationsfähigkeit des Salamanders in Hinsicht auf abgerissene Gliedmaßen.

E. T. A. Hoffmann war von diesen Forschungen fasziniert. Er lässt die Figur Spallanzanis mehrmals (in der weniger üblichen Schreibweise Spalanzani) auftreten.

Der Mondkrater Spallanzani und der Marskrater Spallanzani sind nach ihm benannt.

Werke

  • Dissertazioni di fisica animale e vegetale (1780)
  • Viaggi alle due Sicilie ed in alcune parti dell' Appenino (1792)
  • De lapidibus ab aqua resilentibus (~1750)

Weblinks

Commons: Lazzaro Spallanzani – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. Spallanani - Uomo e scienziato (italian) Il museo di Lazzaro Spallanani. Abgerufen am 7. Juni 2010.