Lorenz Heister


Lorenz Heister

Lorenz Heister (* 19. September 1683 in Frankfurt am Main; † 18. April 1758 in Bornum am Elm) war ein deutscher Botaniker und Anatom, der für seine Schriften über die Chirurgie bekannt wurde. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Heist.“.

Leben

Lorenz Heisters Vater Johann Heinrich Heister war Gastwirt in Sachsenhausen. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Frankfurt nahm Lorenz ein Medizinstudium auf, angeblich inspiriert durch eine Vorführung des berühmten Doktor Eisenbarth auf der Frankfurter Ostermesse im Jahr 1701.[1] Nach Studien in Gießen, Wetzlar sowie im niederländischen Leyden assistierte er Feldärzten im spanischen Erbfolgekrieg, studierte dann Mathematik, Optik und Mechanik. In Amsterdam promovierte er zum Dr. med., bevor er wieder als Feldarzt in den Krieg zog. Dann wurde er zum Professor an die Universität Altdorf berufen. Vor dem Amtsantritt am 11. November 1710 besuchte er Oxford und Cambridge, lernte auf dieser Reise auch Isaac Newton kennen. 1712 heiratete er Eva Maria Hildebrandt, die Tochter eines Nürnberger Juristen.

1719 erreichte Heister der Ruf der Universität Helmstedt. In Helmstedt übernahm Heister neben dem medizinischen auch noch den Lehrstuhl für Botanik, er baute einen botanischen Garten auf, der einer der größten und schönsten in ganz Deutschland gewesen sein soll. Heister sollte mehrmals abgeworben werden, sollte z. B. als Leibarzt von Peter dem Großen nach Petersburg gehen. Er blieb jedoch in Helmstedt. Anfang April 1758 wurde er in das 20 Kilometer entfernte Dorf Bornum am Elm gerufen, um einen Patienten zu operieren. Er erkrankte während der Reise und ist am 18. April 1758 im dortigen Pfarrhaus an einem hitzigen Brustfieber gestorben.

Ein Enkel von Lorenz Heister war der Bergrat und Chemiker Lorenz von Crell (1744–1816).

Ehrungen

Carl von Linné benannte ihm zu Ehren die Gattung Heisteria der Pflanzenfamilie der Kreuzblumengewächse (Polygalaceae).[2][3]. Heute ist damit die Pflanzengattung Heisteria Jacq. der Familie der Erythropalaceae gemeint.[4]

Im Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen wurde eine Straße nach ihm benannt, ebenso in der Stadt Altdorf bei Nürnberg.

Werke

Chirurgisches Gerät, Abbildung aus Heisters Institutiones chirurgicae, in quibus quicquid ad rem chirurgicam pertinet optima et novissima ratione pertractatur. Antonio Cervone, Neapel 1749

1712 erschien eine Schrift über das Wesen des Grauen Stars, der eine Trübung der Linse ist, die einen jahrelangen Gelehrtenstreit in ganz Europa nach sich zog. 1717 fasste er seine zahlreichen anatomischen Studien zusammen in dem Compendium Anatomicum. Dieses Buch war noch lange nach seinem Tod grundlegend für die Anatomieausbildung nicht nur an deutschen Universitäten. 1719 dann krönte er seine schriftstellerische Tätigkeit mit der „Chirurgie“. Das ist ein Buch, „worin alles, was zur Wund-Arztney gehöret nach der neuesten und besten Art gründlich abgehandelt und in vielen Kupfer-Tafeln die neu erfundenen und dienlichen Instrumente nebst den bequemsten Handgriffen der chirurgischen Operationen deutlich vorgestellet werden.“ Mit diesem Werk betrat Heister in zweifacher Hinsicht Neuland. Zum einen hat sich vorher, zumindest in Deutschland, kein seriöser Mediziner mit Chirurgie beschäftigt, dies war Sache der Wundärzte. Zum anderen wurden wissenschaftliche Bücher nicht in deutscher Sprache geschrieben. An diesen beiden Punkten lässt sich auch die enorme Bedeutung aufzeigen, die Heister für die Chirurgie gehabt hat. Das Buch erschien auch in einer vereinfachten Ausgabe für Wundärzte und Hebammen. Die zahlreichen Zeichnungen sind wahrscheinlich von Heister selbst, er hatte schon als Kind das Zeichnen gründlich gelernt, und weil er mit den Kupferstichen in seinen ersten Büchern nicht zufrieden war, hat er als Professor in Altdorf noch das Kupferstechen gelernt. Es wurde in viele Sprachen übersetzt, darunter Japanisch. Seine letzte Auflage erlebte es in Deutschland 1779, also 60 Jahre nach Erscheinen der Erstauflage.

1753 erschien sein Werk Medicinische Chirurgische und Anatomische Wahrnehmungen, verlegt bei Johann Christian Kerve in Rostock.

Außerdem verfasste er mehrere botanische Schriften, unter anderem:

  • Laurentii Heisteri Systema plantarum …. 1748.
  • Descriptio novi generis plantae rarissimae …. 1753.

Literatur

  • Ernst Julius Gurlt: Heister, Lorenz. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 11, Duncker & Humblot, Leipzig 1880, S. 672–676.
  • Georg B. Gruber: Heister, Lorenz. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8, Duncker & Humblot, Berlin 1969, ISBN 3-428-00189-3, S. 458 f. (Digitalisat).
  • Horst-Rüdiger Jarck (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon. 8. bis 18. Jahrhundert., Braunschweig 2006, S. 332–33
  • Robert Zander: Handwörterbuch der Pflanzennamen. Hrsg.: Fritz Encke, Günther Buchheim, Siegmund Seybold. 13. Auflage. Ulmer Verlag, Stuttgart 1984, ISBN 3-8001-5042-5.

Einzelnachweise

  1. Eike Pies: Ich bin der Doktor Eisenbarth. Arzt der Landstraße. Ariston Verlag, Genf 1977, S. 105, ISBN 3-7205-1155-3. Tatsächlich hat Heister 1753 vier dieser Operationen von Eisenbarth in seinem Werk Wahrnehmungen als fachlich mustergültig beschrieben.
  2. Carl von Linné: Critica Botanica. Leiden 1737, S. 93
  3. Carl von Linné: Genera Plantarum. Leiden 1742, S. 341
  4. Heisteria beim National Plant Germplasm System der USA

Weblinks

Commons: Lorenz Heister – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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