Mammutsteppe


Das Wollhaarmammut war das Charaktertier der Mammutsteppe

Die Mammutsteppe oder Steppentundra[1] war eine besondere Form der Grassteppe, die während der Kaltzeiten des Pleistozäns – vor allem Saale-Kaltzeit und Weichsel-Kaltzeit – über weite Teile des nördlichen Eurasiens von Mitteleuropa bis Ostasien, aber auch in Nordamerika verbreitet war. Der Aufbau mächtiger Inlandeisschilde und der dadurch bedingte Rückzug der Meere hatten ein trockenes kontinentales Klima zur Folge. Durch die Schleiftätigkeit der Gletscher und anschließender Deflation entstand außerdem ein feiner Löß- und Sandstaub, der sich in ausgedehnten Arealen besonders entlang der saisonal trockenen Flussläufe als Lehmschicht ablagerte.

Dies bot den idealen Raum zur Entwicklung der Mammutsteppe, eine Steppenform, bei der sich Steppen- und Tundrapflanzen vermischen. Die Landschaft war nahezu baumfrei, zu den vorherrschenden Pflanzenarten zählten Gräser, Riedgräser, Kräuter, Zwerg-Birken und Polar-Weiden. Häufig wird die Mammutsteppe aufgrund dieser Mischung mit der heutigen Tundra verglichen, stimmte aber nur bedingt überein. Trennende Merkmale sind vor allem die unterschiedlichen Sonnenstände und die damit verbundenen Jahreszeitzyklen, die die Mammutsteppe mit ihren in weiten Teilen vorherrschenden Lichtverhältnissen der mittleren Breiten von der nördlichen Tundra mit ausgeprägten Polarsommern und -wintern absetzt. Dadurch entstand eine arten- und vor allem nährstoffreiche Vegetation, zusätzlich begünstigt durch die aufgrund der nahen Gletscher auftretenden lang andauernden Hochdrucklagen.[2]

Zu den Bewohnern dieser Steppe zählten neben dem Charaktertier dieses Lebensraums, dem Wollhaarmammut (Mammuthus primigenius), auch andere Großsäuger wie das Wollnashorn (Coelodonta antiquitatis), der Moschusochse (Ovibos moschatus), das Ren (Rangifer tarandus), die Saiga-Antilope (Saiga tatarica) aber auch der ausgestorbene Steppenbison (Bison priscus) und die eiszeitliche Wildpferdeunterart Equus caballus lenensis.[1] Nicht geklärt ist, ob durch die Weideaktivitäten dieser Megaherbivoren diese spezifische Landschaftsform entstand und sie verschwand, nachdem die Tiere ausstarben oder ob das Verschwinden dieser Landschaftsform dazu führte, dass die typischen Großsäuger ausstarben.[3][4]

In den heutigen Landschaftsräumen existiert kein direkter Vergleich zum Biotop der Mammutsteppe. Am nächsten kommen ihr noch die baumlosen Hochgebirgslagen, wie etwa die Alm oder zentralasiatische Hochgebirgstäler.[2][5] Ein Projekt, das helfen könnte, diese Frage zu klären, wird in Nordostsibirien in Form eines Pleistozän-Parks durchgeführt. Hier versucht man die Tundra durch Beweidung mit großen Pflanzenfressern in eine Mammutsteppe zurück zu verwandeln.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Ralf-Dietrich Kahlke und Dick Mol: „Eiszeitliche Großsäugetiere der Sibirischen Arktis. Die Cerpolex/Mammuthus-Expeditionen auf Tajmyr.“ E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2005
  2. 2,0 2,1 Wighart von Koenigswald: Lebendige Eiszeit. Klima und Tierwelt im Wandel. Stuttgart, 2002, S. 140-152
  3. Axel Beutler: Die Großtierfauna Europas und ihr Einfluß auf Vegetation und Landschaft. In: B. Gerken und C. Meyer (Hrsg.): Wo lebten Pflanzen und Tiere in der Naturlandschaft und der frühen Kulturlandschaft Europas?. Natur- und Kulturlandschaft 1, 1996, S. 51-106
  4. Margret Bunzel-Drüke, Joachim Drüke & Henning Vierhaus: Der Einfluß von Großherbivoren auf die Naturlandschaft Mitteleuropas. Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz Kreis Soest e.V. 2001
  5. Russel Dale Guthrie: The frozen fauna of the mammoth steppe: The stoy of Blue Babe. Chicago, 1990

Literatur

R. Dale Guthrie: Frozen Fauna of the Mammoth Steppe: The Story of Blue Babe. University of Chicago Press, 1990 Vorschau in der Google Buchsuche

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