Milzfarn



Milzfarn

Milzfarn (Asplenium ceterach)

Systematik
Farne
Klasse: Echte Farne (Polypodiopsida)
Ordnung: Tüpfelfarnartige (Polypodiales)
Familie: Streifenfarngewächse (Aspleniaceae)
Gattung: Streifenfarne (Asplenium)
Art: Milzfarn
Wissenschaftlicher Name
Asplenium ceterach
L.
Blattunterseite
Asplenium ceterach 030208d.jpg

Der Milzfarn (Asplenium ceterach, syn. Ceterach officinarum) wird auch Schriftfarn oder Apothekerfarn genannt und ist eine Art der Familie der Streifenfarngewächse (Aspleniaceae), die in Mitteleuropa anzutreffen ist. In Deutschland steht sie unter Naturschutz. Sie gehört zu den poikilohydren Pflanzen (Wechselfeuchte Pflanzen, so genannte „Auferstehungspflanzen“). Nach längerer Trockenheit sehen die Pflanzen eingerollt und vertrocknet aus; sobald es feucht wird, ergrünen sie.

Merkmale

Die Pflanze erreicht eine Wuchshöhe von 6 bis 20 cm. Die Spreite sind im Umriss linealisch bis lineal-lanzettlich, glanzlos, fiederschnittig, mit beiderseits jeweils neun bis zwölf halb-kreisrunden bis eiförmigen, ganzrandigen Abschnitten. Die Blattunterseite ist mit bleibenden, einander ziegeldachig deckenden, hellbraunen, eiförmigen Spreuschuppen bedeckt. Diese stehen am Blattrand etwas vor und verleihen so dem Wedel einen silbrigen Saum. Bei Trockenheit rollen sich die Blätter zusammen. Die spreuschuppige Seite schützt dann die Pflanze vor Verdunstung. Die Sporen erlangen ihre Reife zwischen Juni und August.

Vorkommen

Das Hauptverbreitungsgebiet des Milzfarns befindet sich in mediterranen Gebieten von der Ebene bis in höhere Gebirgslagen steigend. In Frankreich wurden mehrere interessante Fundstellen im Süden des Savoyen in Höhenlagen zwischen 1100 und 1600 m bestätigt. Ohne Schaden zu nehmen, widersteht die Pflanze in dieser Region Trockenheitsperioden und beträchtlichen Temperaturunterschieden. In Österreich ist sie sehr selten im Burgenland und vom Aussterben bedroht; in Vorarlberg gilt sie als ausgestorben. In Deutschland findet man sie in wintermilden Lagen und insbesondere in Weinbaugebieten der Flusstäler, wie z. B. dem Rheintal. Der Milzfarn gedeiht in Fels- und Mauerspalten. Im gemäßigten Europa werden diese eher in sonnigen Lagen, in Südeuropa vorzugsweise an schattigen Stellen besiedelt[1].

Ökologie

Als Xerophyt ist der Milzfarn in verschiedener Weise an trockene Standorte angepasst. Bei Wasserverlust schränkt diese wechselfeuchte Pflanze ihre Stoffwechselprozesse ein, stirbt jedoch nicht ab. Bei Trockenheit schrumpfen die Zellen auf der Wedeloberseite stärker ein, wodurch sich die mit Spreuschuppen besetzte Blattunterseite nach oben wendet und sich das Blatt schließlich nach innen einrollt. Die Verdunstungsrate wird hierdurch reduziert. Die rostbraunen Spreuschuppen reflektieren das einfallende Sonnenlicht in hohem Maße, wodurch das Chlorophyll geschützt wird. Sie unterstützen auch eine rasche Wasseraufnahme, da sie bereits bei kurzfristiger Feuchte, wie beispielsweise Nachttau, eine schnelle kapillare Wasserleitung fördern[1].

Systematik

Der Milzfarn wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum erstveröffentlicht.[2]

Es gibt zwei Unterarten, die sich nur durch ihre Chromosomenzahl und ihre Sporengröße unterscheiden:

  • Asplenium ceterach subsp. bivalens (D.E. Meyer) Greuter & Burdet, Syn. Asplenium javorkeanum Vida, Ceterach javorkeanum (Vida) Soó.

Diese Unterart ist mit 2n = 72 Chromosomen diploid, die Größe der Sporen reicht von 32 bis 39 µm[3]. Sie ist selten und kommt in Italien, Ungarn, Südosteuropa und in der Türkei vor.

  • Asplenium ceterach L. subsp. ceterach

Dies ist die verbreitete Unterart; sie ist tetraploid mit 2n = 144 Chromosomen, die Größe der Sporen reicht von 41 bis 48 µm[3]. Sie kommt in Europa (vor allem im Mittelmeergebiet), in Nordafrika, in Vorderasien bis Ostasien vor.

Besonderheiten

Im Mittelalter wurde der als "Cheterak" bezeichnete Farn als Arznei gegen Milzerkrankungen verwendet.

Quellen

  • Gerhard K. F. Stinglwagner, Ilse E. Haseder, Reinhold Erlbeck: Das Kosmos Wald-und Forstlexikon, Kosmos, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-10375-7.
  • Botanik im Bild – Flora von Österreich
  • Philippe Julve: Baseflor. Index botanique, écologique et chorologique de la flore de France. Zugriff: 23. April 2004 (online).
  • Tadeus Reichstein: Aspleniaceae. In: Gustav Hegi [Begr], Karl Ulrich Kramer (Hrsg.): Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Band I. Teil 1. Pteridophyta. Pteridophyta, Spermatophyta. 3., völlig neubearb. Auflage. Paul Parey, Berlin/Hamburg 1984, ISBN 3-489-50020-2, S. 221–224.
  • Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. Ein botanisch-ökologischer Exkursionsbegleiter zu den wichtigsten Arten. 6. völlig neu bearb. Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2005, ISBN 3-494-01397-7.

Einzelreferenzen

  1. 1,0 1,1 Ruprecht Düll, Irene Düll: Taschenlexikon der Mittelmeerflora. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2007, ISBN 978-3-494-01426-5, S. 95f
  2. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 2, Impensis Laurentii Salvii, Holmiae 1753, S. 1080, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fopenurl%3Fpid%3Dtitle%3A669%26volume%3D2%26issue%3D%26spage%3D1080%26date%3D1753~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D
  3. 3,0 3,1 Sandro Pignatti (Hrsg.): Flora d'Italia. Vol. 1–3. Edagricole, Bologna 1982 (Nachdruck 2002), ISBN 88-506-2449-2, S. 59.

Weblinks

Commons: Asplenium ceterach – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien