Morbus Hers


Klassifikation nach ICD-10
E74.0 Glykogenspeicherkrankheit (Glykogenose)
- Hers-Krankheit
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Der Morbus Hers, (dt. Hers-Krankheit), Glykogenose Typ VI, gehört zur Gruppe der Glykogenspeicherkrankheiten und ist eine autosomal-rezessiv respektive X-chromosomal vererbte Stoffwechselkrankheit. Ursache sind verschiedene Enzymdefekte im Phosphorylase/-Kinase-System der Leber und der Muskulatur. Bekannt sind der X-chromosomale Defekt der Phosphorylase-b-Kinase der Leber, der Defekt der Leberphosphorylase (autosomal-rezessiv) und der kombinierte Ausfall der Phosphorylase-b-Kinase in Leber und Muskulatur (autosomal-rezessiv). Für die Leberphosphorylase konnten Mutationen im PYGL-Gen mit dem Genlocus auf Chromosom 14q21-q22 identifiziert werden.[1] Für die kombinierte Leber- und Muskel-Phosphorylase-Defizienz wurde das PHKB-Gen (16q12-q13) beschrieben[2] und schließlich für den X-chromosomalen Erbgang der Leber-Phosphorylase-Kinase das PHKA2-Gen (Xp22.2-p22.1).[3] Störungen des Phosphorylase/-Kinase-System treten außerdem auf bei den Glykogenosen Typ VII, IX und X.

Die Krankheit ist nach Henri-Géry Hers benannt.

Klinik und Verlauf

Die Erkrankung, welche sich durchweg im Kindesalter manifestiert, ist durch einen blanden Verlauf gekennzeichnet. Leitsymptom sind die Hepatomegalie und die Wachstumsretardierung. Milde bis mäßige Hypoglykämien können auftreten, bilden sich aber ebenso wie die Hepatomegalie in zunehmendem Alter wieder zurück. Für einige de-Novo-Mutationen (z. B. G233D) konnten Enzymrestaktivitäten nachgewiesen werden, mit milderer Ketose, gering erhöhten Transaminasen, Cholesterol und Triglyzeriden.[4] Im Falle des X-chromosomalen Defektes der Leber-Phosphorylase-Kinase wurde in seltenen Fällen von Splenomegalie, Leberzirrhose, Osteoporose, neurologischen Erkrankungen, erhöhten Laktat-Werten mit metabolischer Azidose, renal tubulärer Azidose, stammbetonter Adipositas und einem "Puppengesicht" berichtet.[5]

Diagnose

Der Nachweis einer verminderten Enzymaktivität in der Leber (Phosphorylase) und in Leukozyten bzw. Erythrozyten (Kinasen) oder aber der molekulargenetische Nachweis einer Genmutation sichern die Diagnose in Zusammenschau mit dem klinischen Befund.

Therapie

Bei der Mehrzahl der Patienten mit Glykogenose Typ VI ist eine rein symptomatische Therapie mit Prävention der hypoglykämischen Phasen bei insgesamt guter Prognose des Krankheitsbildes ausreichend. In schwereren Fällen müssen die entsprechenden Stoffwechselstörungen ausgeglichen und Organdysfunktionen kompensiert werden.

Einzelnachweise

  1. N. J. Beauchamp, J. Taybert, M. P. Champion, V. Layet, P. Heinz-Erian, A. Dalton, M. S. Tanner, E. Pronicka, M. J. Sharrard: High frequency of missense mutations in glycogen storage disease type VI. J Inherit Metab Dis. 2007 Oct;30(5):722-34. PMID 17705025
  2. B. Burwinkel, A. J. Maichele, Ø. Aagenaes, H. D. Bakker, A. Lerner, Y. S. Shin, J. A. Strachan, M. W. Kilimann: Autosomal glycogenosis of liver and muscle due to phosphorylase kinase deficiency is caused by mutations in the phosphorylase kinase beta subunit (PHKB). Hum Mol Genet. 1997 Jul;6(7):1109-15. PMID 9215682.
  3. J. J. Davidson, T. Ozçelik, C. Hamacher, P. J. Willems, U. Francke, M. W. Kilimann: cDNA cloning of a liver isoform of the phosphorylase kinase alpha subunit and mapping of the gene to Xp22.2-p22.1, the region of human X-linked liver glycogenosis. Proc Natl Acad Sci U S A. 1992 Mar 15;89(6):2096-100. PMID 1372435.
  4. N. L. S. Tang, J. Huib, E. Youngc, V. Worthingtonc, K.-F. Tod, K.-L. Cheungb, C.-K. Lib, T.-F. Fok: A novel mutation (G233D) in the glycogen phosphorylase gene in a patient with hepatic glycogen storage disease and residual enzyme activity. Mol Genet Metab. 2003 Jun;79(2):142-5. PMID 12809646
  5. H. Özen: Glycogen storage diseases: New perspectives. World J Gastroenterol. 2007 May 14;13(18):2541-53. PMID 17552001.

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