Mosbacher Sande


Die Mosbacher Sande oder Mosbach-Sande sind Ablagerungen des Rheins, Mains und von Taunusbächen aus dem Eiszeitalter (Pleistozän) im Gebiet des ehemaligen Dorfes Mosbach zwischen Wiesbaden und Biebrich, das später in Wiesbaden eingemeindet wurde. Die Mosbach-Sande gelten als eine der bedeutendsten Fossilfundstätten Europas mit Resten von Eiszeittieren.

Forschungsgeschichte

Die ersten Reste von Tieren aus dem Eiszeitalter wurden 1845 in Mosbach entdeckt. 1882 bildeten die Dörfer Biebrich und Mosbach die Stadt Biebrich-Mosbach. In der Folgezeit gewann Biebrich durch Schloss, Rheinverkehr, Industrie und Kaserne eine solche Dominanz, dass man 1893 den Namen Mosbach wegließ. 1926 wurde Biebrich und somit auch Mosbach in Wiesbaden eingemeindet. Das Naturhistorische Museum Mainz besitzt mit mehr als 25000 Funden aus den Mosbach-Sanden die größte Sammlung von Eiszeittieren im Rhein-Main-Gebiet. Die historisch erste Sammlung mit etwa 1.090 Stücken lagert im Museum Wiesbaden. Laut einer Empfehlung der Deutschen Stratigraphischen Kommission von 1977 für Ablagerungen bzw. Schichtkomplexe spricht man jetzt von Mosbach-Sanden statt von Mosbacher Sanden.

Bildungsalter

Die Mosbach-Sande wurden in der Cromer-Warmzeit vor etwa 850.000 bis 475.000 Jahren abgelagert. Der Cromer-Komplex ist nach einem englischen Fundort bei Cromer in Norfolk benannt und umfasst vier Warmzeiten und vier Kaltzeiten. Reste einer Tierwelt, die an heutige Verhältnisse in Afrika erinnert, kommen in Schichten zum Vorschein, die einer Warmzeit innerhalb des Cromer vor etwa 600.000 Jahren entsprechen. Ähnlich alt sind Ablagerungen des Neckars in Mauer bei Heidelberg, in denen der Unterkiefer von Mauer, das Typusexemplar des Homo heidelbergensis zum Vorschein kam.

Auswahl von Fossilien

In den Mosbach-Sanden wurden die Reste zahlreicher großer Wirbeltiere entdeckt:

  • Geier Gyps melitensis
  • Steppenmammut (Mammuthus trogontherii)
  • Nashorn Stephanorhinus etruscus
  • Wisent Bison schoetensacki
  • Mosbacher Pferd (Equus mosbachensis)
  • Mosbacher Bär (Ursus deningeri)
  • Mosbacher Wolf (Canis lupus mosbachensis)
  • Hyäne Hyaena perrieri
  • Tüpfelhyäne Crocuta crocuta praespelaea
  • Luchs Lynx issiodorensis
  • Mosbacher Löwe (Panthera leo fossilis)
  • Europäischer Jaguar (Panthera onca gombaszoegensis)
  • Gepard Acinonyx pardinensis
  • Säbelzahnkatze Homotherium crenatidens
  • Makaken-Affe (Macaca)

Der Mosbacher Löwe gilt mit einer Gesamtlänge bis zu etwa 3,60 Metern als der größte fossile Löwe Deutschlands und Europas. Nur der Amerikanische Höhlenlöwe (Panthera leo atrox) ist mit bis zu 3,70 Metern noch etwas größer.

Literatur

  • Thomas Keller: Die eiszeitlichen Mosbach-Sande bei Wiesbaden. Paläontologische Denkmäler in Hessen, Wiesbaden 1994
  • Helmut Hemmer / Ralf-Dietrich Kahlke / Thomas Keller: Panthera onca gombaszoegensis (Kretzoi, 1938) aus den frühmittelpleistozänen Mosbach-Sanden (Wiesbaden, Hessen, Deutschland) - Ein Beitrag zur Kenntnis der Variabilität und Verbreitungsgeschichte des Jaguars. - N. Jb. Geol. Paläont. Abh. 229 (1), 31-60, 2003
  • Helmut Hemmer / Ralf-Dietrich Kahlke / Thomas Keller: Geparde im Mittelpleistozän Europas: Acinonyx pardinensis (sensu lato) intermedius (Thenius, 1954) aus den Mosbach-Sanden (Wiesbaden, Hessen, Deutschland).- N. Jb. Geol. Paläont. Abh., 2008

Weblinks

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