Myrmekophilie


Silberfischen der Art Malayatelura ponerophila unter Arbeiterinnen der Ameisenart Leptogenys distinguenda.

Mit Myrmekophilie bezeichnet man in der Ökologie die Bindung einer Art an Ameisen.

myrmekophile Pflanzen

In der Botanik wird Myrmekophilie als ein Oberbegriff für Assoziationen von Ameisen und Pflanzenarten gebraucht, bei der die Pflanze die Ameisen gezielt anlockt[1]. Myrmekophile Pflanzen profitieren auf verschiedene Weise von der Beziehung.

  • Schutz. Zahlreiche tropische Pflanzenarten bieten Ameisen besondere Hohlräume, die als Domatien bezeichnet werden, als Nistgelegenheiten. Außerdem bieten (dieselben oder andere) Pflanzen extraflorale Nektarien, die von Ameisen zur Nahrungsgewinnung aufgesucht werden. Die Pflanzenpartner der Gemeinschaft werden oft als Myrmecophyten bezeichnet.
  • Samenausbreitung. Viele Pflanzenarten besitzen Samen mit speziellen Organen, z.B. Elaiosomen, die speziell der Ausbreitung durch Ameisen dienen. Dies wird als Myrmekochorie bezeichnet.
  • Bestäubung. Im Gegensatz zu anderen Hautflüglern, vor allem den Bienen, ist Bestäubung von Pflanzen durch Ameisen eher selten[2][3]. Von Ameisen bestäubte Arten weisen nur wenige besondere Anpassungen auf, oft sind Ameisen eher opportunistische oder Zufallsbestäuber, können aber dennoch bei einer Reihe von Arten regional von Bedeutung sein[4]. Eine tropische Orchideenart lockt gezielt Ameisenmännchen an, indem sie Weibchen nachahmt. Das Männchen befruchtet die Blüte durch Pseudokopulation[5]. Aufgrund der Seltenheit und der meist unspezifischen Blütenform hat sich für Bestäubung durch Ameisen kein besonderer Fachausdruck etabliert.

myrmekophile Tiere

Bei einigen Tierarten besteht ebenfalls ein myrmekophiles Reproduktionsverhalten. Man unterscheidet dabei Arten, die Mimikry betreiben, also über ein ameisenähnliches Äußeres verfügen und andere, die über Lockstoffe (Pheromone) und die Abgabe zuckerhaltiger Ausscheidungen attraktiv für die Wirtsameisen scheinen. Bei beiden wäre ebenfalls zu unterscheiden nach symbiotischer und parasitärer Lebensweise. Meist hat das Ameisenvolk eine Schutzfunktion für die myrmekophile Spezies.

Am häufigsten sind Kurzflügler (Staphylinidae) als Ameisengäste zu finden.

Die Ameisengrille lebt in Ameisenbauten, ebenso verschiedene Ameisenspinnen.

Verschiedene Schmetterlinge aus der Familie der Bläulinge (Lycaenidae) sind teilweise von Ameisenarten und einer speziellen Pflanzenart abhängig, was sie in zwei Faktoren anfällig für Extinktion macht. Sie leben als Raupe symbiotisch oder parasitär in Ameisenbauten.

Kategorien

Man unterscheidet verschiedene Kategorien der Myrmekophilie, abhängig vom Verhältnis der Gastart zu den Ameisenwirten. Heutzutage sind diese Kategorien allerdings in der Diskussion, da myrmekophile Arten oft in mehrere dieser Kategorien passen.

  • Trophobiose: Die Ameisen leben von den Absonderungen der anderen Art (z. B. vom Honigtau der Läuse).
  • Symphilie: Gastverhältnis. Die Ameisen pflegen die Gastart (z. B. den Käfer), weil sie begehrte Sekrete absondert. Der Nutzen für die Ameisen ist allerdings zweifelhaft, da die Gastart sich häufig von den Ameisenwirten ernährt.
  • Probiose: Die beiden Arten leben ohne gegenseitigen Nutzen zusammen. Der myrmecophile Gast beachtet die Ameisen nicht weiter.
  • Synechthrie: Die Ameisen werden von ihren Gästen gejagt und gefressen (Feindverhältnis).

Einzelnachweise

  1. z.B.William Goitia & Klaus Jaffe (2009): Ant-Plant Associations in Different Forests in Venezuela. Neotropical Entomology 38(1):7-31online
  2. K. Faegri & L. van der Pijl: The principles of pollination ecology. Pergamon Press (Oxford), 1966
  3. James C. Hickman (1974): Pollination by Ants: A Low-Energy System. Science 21 Vol. 184 no. 4143: 1290-1292. doi:10.1126/science.184.4143.1290
  4. J. M. Gómez & R. Zamora (1992): Pollination by ants: consequences of the quantitative effects on a mutualistic system. Oecologia Volume 91, Number 3: 410-418, doi:10.1007/BF00317631
  5. R. Peakall, A.J. Beattie, S.H. James (1987): Pseudocopulation of an orchid by male ants: a test of two hypotheses accounting for the rarity of ant pollination. Oecologia Volume 73, Number 4: 522-524, doi:10.1007/BF00379410

Siehe auch

Ameisenpflanzen, Myrmekochorie, Myrmekophylaxis, Myrmekotrophie