Naegleria fowleri



Naegleria fowleri

Naegleria fowleri

Systematik
Domäne: Eukaryoten (Eucaryota)
ohne Rang: Excavata
ohne Rang: Heterolobosea
ohne Rang: Vahlkampfiidae
Gattung: Naegleria
Art: Naegleria fowleri
Wissenschaftlicher Name
Naegleria fowleri
Carter, 1970

Naegleria fowleri ist ein amöbenähnlicher Flagellat (Geißeltier), der als fakultativer (nicht auf einen Wirt angewiesener) Parasit den Menschen befallen kann.

Merkmale

Als Trophozoit hat er Ähnlichkeit mit Amöben, da er sich mit Pseudopodien (Scheinfüßchen) fortbewegt. Fällt jedoch der Elektrolytwert seiner Umwelt, so bildet der Organismus Geißeln aus, mit denen er aus dem ungünstigen Milieu flüchten kann. Der Trophozoit hat eine Größe von bis zu 30 Mikrometer, seine Cysten nur bis 15 Mikrometer.

Lebenszyklus

Stadien von Naegleria fowleri

Naegleria fowleri bildet Kolonien aus, in denen mehrere Hundert Trophozoiten zusammen leben. Sie ernähren sich hauptsächlich von Bakterien und Detritus (abgestorbenen Pflanzen). Wenn Trophozoiten beim Schwimmen oder anderen Tätigkeiten in die Nase gelangen, dringen sie entlang des Riechnervs ins Gehirn vor.

Verbreitung

Naegleria fowleri ist auf der ganzen Welt mit Schwerpunkt in Australien und den USA verbreitet. Da N. fowleri auf Feuchtigkeit angewiesen ist, kommt er vor allem im feuchten Erdreich und in stehenden Gewässern vor. Er kann sich optimal in warmen Gewässern ausbreiten und bildet dort kleinere Kolonien. Sein Vorkommen ist daher meist auf Schwimmbäder, Badeseen und Industrieabwässer beschränkt. Seit 1995 starben in den USA 23 Menschen daran.[1] 2011 wurde von zwei Todesfällen durch das Durchführen von Nasenspülungen mit Leitungswasser berichtet.[2] 2012 starben in Pakistans größter Stadt Karachi innerhalb von sechs Monaten neun Männer und ein vierjähriges Kind an einer Infektion mit Naegleria fowleri. Der Infektionsweg ist nicht geklärt, z.B. hatte nur einer der Betroffenen vorher in einem Gewässer gebadet.[3]

Pathogenität

Histopathologie der Amöben-Meningoenzephalitis.

Naegleria fowleri erzeugt die eitrige Hirnhautentzündung PAME (Primäre Amöben-Meningoenzephalitis), vorwiegend bei Kindern und jungen Erwachsenen. PAME wird auch als Naegleriasis beziehungsweise Schwimmbadamöbose bezeichnet. Drei bis sieben, spätestens 14 Tage nach einer Infektion kann PAME plötzlich ausbrechen. Nach massivem Auftreten von Fieber, Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen und Nackensteifheit kommt es zu einer pyogenen Meningoenzephalitis, gefolgt von Koma und dem Tod innerhalb einer Woche. Es sind nur wenige Fälle bekannt, bei denen eine frühzeitige Behandlung zum Überleben geführt hat. In Endemiegebieten sind bei vielen Jugendlichen spezifische Antikörpertiter nachweisbar, weswegen viele Naegleria-Infektionen wahrscheinlich symptomlos verlaufen.

Eine Vorbeugung kann durch Desinfektion von Schwimmbädern, Meidung von Abwässern und Flachwässer vor allem in wärmeren Gebieten erfolgen. Es gibt keine gesetzlichen Regelungen (wie Meldepflicht) für diese Krankheit. Die Diagnose kann durch Nachweis von schnell beweglichen Amöben im Liquor erfolgen.

Literatur

  • S. C. Parija, S. R. Jayakeerthee (1999): Naegleria fowleri: a free living amoeba of emerging medical importance. In: J. Commun. Dis. 31(3):153-159. PMID 10916609

Weblinks

Commons: Naegleria fowleri – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise