Peter Berthold


Peter Berthold (* 19. April 1939 in Zittau) ist ein deutscher Ornithologe und Verhaltensforscher. Er war von 1991 bis Januar 2005 Leiter der Vogelwarte Radolfzell, einer Zweigstelle des Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Seewiesen.

Werdegang

Nach seinem Studium der Biologie, Chemie und Geographie erfolgte 1964 mit einer Fortpflanzungsstudie zu Staren die Promotion an der Eberhard Karls Universität Tübingen. 1972 folgte seine Habilitation in Biologie an der Universität Konstanz, und seit 1981 ist er Professor an der Universität Konstanz. Berthold war von 1998 bis zu seiner Emeritierung Direktor und Wissenschaftliches Mitglied an der „Forschungsstelle für Ornithologie der Max-Planck-Gesellschaft“ (jetzt: Max-Planck-Institut für Ornithologie).

Berthold beschäftigt sich mit der Vogelzugforschung und den Bereichen Populationsdynamik, Artenschutz und Umwelteinflüsse in der Ornithologie. Hauptforschungsgebiete sind die Genetik und die experimentelle Evolutionsbiologie des Vogelzugs, vor allem die Umwandlung von Zug- in Standvögel, langfristige Veränderungen der Vogelwelt und die Einflüsse der gegenwärtigen Klimaerwärmung. Besonders bekannt sind Berthold und seine Mitarbeiter an der Vogelwarte für ihre Untersuchungen an der Mönchsgrasmücke.

Peter Berthold verfasste mehrere Bücher, darunter ornithologische Standardwerke wie Vogelzug und zusammen mit Hans-Günther Bauer Die Brutvögel Mitteleuropas. Bestand und Gefährdung (1996). Er veröffentlichte insgesamt mehr als 350 Aufsätze in Fachzeitschriften und ist seit 1970 Mitherausgeber des Fachorgans Die Vogelwarte.

Darüber hinaus ist er u. a. Mitglied in der AG zur Erstellung Roter Listen gefährdeter Vogelarten in Deutschland. Um das durch Nahrungsmangel verursachte massive Singvogelsterben aufzufangen, empfiehlt er die angepasste Ganzjahreszufütterung von Singvögeln. 2001 war Berthold Berater für den Kinofilm Nomaden der Lüfte – Das Geheimnis der Zugvögel.

Peter Berthold wurde für seine Arbeiten 2002 mit dem Philip Morris Forschungspreis ausgezeichnet.[1]

Im Januar 2005 wurde er in den Stiftungsrat der Heinz Sielmann Stiftung berufen. Auf seine Initiative hin und mit maßgeblicher Unterstützung durch die Heinz Sielmann Stiftung entstand in seiner Wahlheimat Owingen 2005 im Ortsteil Billafingen, in dem Berthold lebt, die Einrichtung des Heinz-Sielmann-Weihers - Pilotprojekt des Sielmanns Biotopverbund Bodensee.[2]

Seit 2006 ist er korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.

Auszeichnungen und Mitgliedschaften

  • 1988 – Ornithologen-Preis der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft
  • 1989 – Elliot Coues Award der American Ornithologists’ Union
  • 1990 – Goldener Nistkasten der Stadt Ludwigshafen
  • 1990 – Ehrenmitgliedschaft der American Ornithologists’ Union
  • 1991 – Bruno H. Schubert-Preis der Schubert-Stiftung
  • 1991 – Mitglied der Academia Scientiarum Artium Europaea
  • 1995 – Ehrenmitgliedschaft der British Ornithologists’ Union
  • 1998 – Mitglied der Academia Europaea
  • 1998 – Wissenschaftspreis und Karl Ritter von Frisch Medaille der Deutschen Zoologischen Gesellschaft
  • 1998 – Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft
  • 2002 – Philip Morris Forschungspreis für Zoologie
  • 2003 – Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften
  • 2004 – Heinz Sielmann Ehrenpreis
  • 2006 – Korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
  • 2010 - Felix-von-Hornstein-Medaille
  • 2012 – Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg

Schriften (Auswahl)

  • Über den Fortpflanzungszyklus südwestdeutscher Stare <Sturnus vulgaris L.> und über bedingende Faktoren der Brutreife beim Star, Dissertation, Tübingen 1965 (im Druck in Die Vogelwarte, Band 22, Heft 3/4 1964)
  • als Mitarbeiter: Grundriß der Vogelzugskunde, 2., völlig neubearbeitete Auflage, Berlin und Hamburg 1971 (ISBN 3-489-75534-0)
  • als Mitherausgeber: Praktische Vogelkunde. Empfehlungen für die Arbeit von Avifaunisten und Feldornithologen, Greven 1974 (2. Auflage 1980 unter ISBN 3-921427-31-2)
  • als Mitverfasser: Evolutionsprozesse im Tierreich, Basel, Boston und Berlin 1990 (ISBN 3-7643-2436-8)
  • Vogelzug. Eine kurze, aktuelle Gesamtübersicht, Darmstadt 1990 (5. Auflage, Darmstadt 2007 als Vogelzug. Eine aktuelle Gesamtübersicht, ISBN 3-534-20267-8 oder ISBN 978-3-534-20267-6)
  • zusammen mit Ulrich Querner und Rolf Schlenker: Die Mönchsgrasmücke = Sylvia atricapilla, Die neue Brehm-Bücherei (Band 603), Wittenberg Lutherstadt 1990 (ISBN 3-7403-0237-2)
  • als Herausgeber: Orientation in Birds, Basel, Boston und Berlin 1991 (ISBN 3-7643-2618-2 oder ISBN 0-8176-2618-2)
  • zusammen mit Hans-Günther Bauer: Die Brutvögel Mitteleuropas. Bestand und Gefährdung. Mit zahlreichen Tabellen, Wiesbaden 1996 (2., durchgesehene Auflage 1997 unter ISBN 3-89104-613-8)
  • als Herausgeber: Avian Migration. With 32 Tables, Berlin, Heidelberg, New York, Hong Kong, London, Milan, Paris und Tokyo 2003 (ISBN 3-540-43408-9)
  • als Erzähler: Faszination Vogelzug: Von Aristoteles bis zur globalen Klimaerwärmung. Konzeption und Regie: Klaus Sander. Erzähler: Peter Berthold, 2-CD-Set, 130 Minuten, Booklet 24 Seiten, Köln: supposé 2004, ISBN 3-932513-58-4; Hörprobe + weitere Informationen)
  • als Mitverfasser: Faszination Biologie. Von Aristoteles bis zum Zebrafisch, München und Heidelberg 2005 (ISBN 3-8274-1581-0)
  • zusammen mit Gabriele Mohr: Vögel füttern - aber richtig. Anlocken, schützen, sicher bestimmen, Stuttgart 2006 (ISBN 3-440-10800-7)

Literatur

  • Peter Berthold. In: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 2003. 19. Ausgabe. Band I: A – J. Bio-bibliographisches Verzeichnis deutschsprachiger Wissenschaftler der Gegenwart. K. G. Saur, München 2003, ISBN 3-598-23607-7, S. 224

Einzelnachweise

  1. Ivo Marusczyk: „Der Lotse der Lüfte“ In: DIE ZEIT, 18/2002, S. 28
  2. Eva-Maria Bast: Owingen. „Ich fühle mich hier pudelwohl“. In: Die Region stellt sich vor. Wir sind hier. Sonderbeilage des Südkurier vom 19. November 2010, S. 8.

Weblinks

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