Pfriemenginster
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Pfriemenginster | ||||||||||||
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Pfriemenginster (Spartium junceum) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Spartium junceum | ||||||||||||
L. |
Der Pfriemenginster (Spartium junceum), auch Binsenginster oder Spanischer Ginster genannt, bildet die einzige Art der Gattung Spartium. Er gehört daher nicht zur Gattung der Ginster (Genista). Er zählt zu den sogenannten Rutensträuchern, die schon im Frühsommer ihre Blätter abwerfen. Die Photosynthese geschieht dann nur in den grünen Zweigen, um die Verdunstung von Wasser durch die Blätter zu verhindern.[1] Die Art ist stark giftig, Vergiftungen führen zu Erbrechen, Atemlähmung und Nierenschäden.[2]
Beschreibung
Der Binsenginster ist ein sommergrüner, 2 bis 3 Meter hoher aufrechter und reichverzweigter, im Alter breit buschiger Strauch mit grau berindeten Stämmen. Die jungen Zweige sind binsenartig, fein gerieft, kahl, rundlich und sehr biegsam. Sie werden später graubraun und haben grüne Längsstreifen. Die Winterknospen sind sehr klein. Die einfachen und sitzenden Blätter stehen wechselständig. Sie sind beidseitig grün, länglich-lanzettlich und 1,5 bis 3 Zentimeter lang und 3 Millimeter breit. Die Blattoberseite ist kahl, die Mittelrippe der Blattunterseite ist anliegend behaart. Sie werden früh abgeworfen. Nebenblätter fehlen. [3][1]
Die Blüten sind leuchtend gelb und stark duftend. Sie werden 2 bis 2,5 Zentimeter groß und stehen auf 5 Millimeter langen Blütenstielen in langen, lockeren Trauben endständig an jungen Trieben. Der Kelch ist einlippig und fünfzähnig und an der Oberseite scheidig aufgespalten. Die Fahne ist groß und mehr oder weniger zurückgebogen. Die Flügel sind kürzer als der einwärts gekrümmte Kiel. Schiffchen und Flügel sind außen silbrig behaart. Die zehn Staubblätter sind ungleich lang miteinander verwachsen. Das einzelne Fruchtblatt ist oberständig. Blütezeit ist von April bis Juni. Als Früchte werden 5 bis 10 Zentimeter lange, seitlich abgeflachte, leicht gebogene, schwarzbraune Hülsen gebildet, die sich zwischen den Samen verengen. Die Hülsen sind anfangs seidig behaart und später verkahlend. Sie enthalten 10 bis 20 glänzende, rotbraune Samen von 4 Millimeter Länge. Die Hülsen öffnen sich meist erst längere Zeit nach der Samenreife explosionsartig. Dabei werden die Fruchtblätter spiralig eingerollt, und die Samen weit weggeschleudert. [4][3]
Verbreitung und Standortansprüche
Der Pfriemenginster ist im ganzen Mittelmeerraum zu finden, in Europa ist er auf der Iberischen Halbinsel, in Frankreich, auf der Apenninenhalbinsel und auf dem Balkan verbreitet. Er fehlt jedoch auf den Balearische Inseln. In Asien erstreckt sich das Verbreitungsgebiet über Kleinasien, Syrien, Palästina und den Kaukasus. Außerdem findet man die Art in Nordwestafrika bis nach Libyen. Auf der Krim, auf den Kanarische Inseln und auf den Azoren ist er verwildert, aber auch in Kalifornien, Mexiko und in den Anden Boliviens. In Südafrika wird er als Gefahr für die dortige Flora gesehen. [4][5]
Der Pfriemenginster ist eine Charakterpflanze der Macchie und der Garigue. Man findet ihn auf Trockenhängen und Felsen, an Wegrändern und Brachen,[1] aber auch in lichten Wäldern und Korkeichen-Beständen[3]. Er bevorzugt trockene bis frische, nährstoffreiche, schwach saure bis stark alkalische, sandige, sandig kiesige oder sandig lehmige Böden[4], man findet ihn häufig auf Kalk[1]. Er fehlt jedoch der Urgesteinmacchie, wo er durch den Dornginster (Calicotome) ersetzt wird.[3] Der Pfriemenginster ist empfindlich auf Nässe und Frost und gedeiht meist an sonnig heißen Standorten.[4]
Ökologie
Bestäubung
Die Bestäubung erfolgt ähnlich wie beim Besenginster durch Großbienen, in Mitteleuropa vor allem durch Holzbienen (Xylocopa). Landet ein Insekt auf den Flügeln der Blüte, drücken diese auf das Schiffchen, worauf sich das Schiffchen durch den Druck von Griffel und Staubblättern zu spalten beginnt. Ist etwa die Hälfte des Schiffchens gespalten, schnellen die fünf kürzeren Staubblätter hervor und schleudern dabei den Pollen auf die Bauchseite des Insekts. Wenn das Ende des Schiffchen gespalten ist, schnellt der Griffel hervor und belädt sich mit den Pollen am Rücken des Insekts, worauf die längeren Staubblätter ebenfalls ihren Pollen am Rücken des Insekts unterbringen. Der Vorgang kann nicht wiederholt werden, die Bestäubung erfolgt nur einmal. Honigbienen können den Mechanismus aufgrund des geringeren Gewichts nicht auslösen, sie sammeln jedoch Restpollen, der sich noch im Schiffchen befinden kann. [6]
Trockenheit
Der Binsenginster ist gut an Trockenstandorten angepasst. Die schon kleinen Laubblätter werden im Frühsommer abgeworfen. Die Photosynthese erfolgt danach nur in den grünen Sprossachsen, wodurch der Wasserverlust durch Verdunstung vermindert wird. [3]
Systematik und Etymologie
Der Pfriemenginster (Spartium junceum) ist die einzige Art in der daher monotypischen Gattung Spartium.[4] Die Gattung wird der Tribus Genisteae in der Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae) zugeordnet.[7]
Der Gattungsname Spartium leitet sich vom griechischen Wort sparton für Seil ab, was sich auf die Verwendung der rutenförmigen Zweige bezieht.[8] Das Epitheton junceum leitet sich vom lateinischen juncus für Binse ab.[9]
Giftigkeit
Alle Teile des Pfriemenginsters sind stark giftig. Hauptwirkstoffe sind Cytisin in allen oberirdischen Teilen und besonders in den Samen, Methylcytisin, Anagyrin und in den Blüten Spartein. Vergiftungserscheinungen sind Erbrechen, Nierenschädigungen und Atemlähmung.[2]
Verwendung
Der Pfriemenginster wird wegen seiner ansehnlichen Blüten schon seit dem 16. Jahrhundert in Mitteleuropa als Zierstrauch gepflanzt, wobei auch Sorten mit gefüllten Blüten gezüchtet wurden. Im Weinbauklima ist er völlig winterhart, erweist sich aber auch in anderen Gebieten Deutschlands als erstaunlich hart.[3] Früher wurde die Art auch als Heilpflanze verwendet und aus jungen Blättern und Samen ein Brech– und Abführmittel gewonnen.[10] Die Triebe wurden zum Flechten von Körben[11] und auch für Schuhe eingesetzt. Aus den Bastfasern wurden im Altertum Seile und Taue gefertigt.[6]
Nachweise
Literatur
- Andreas Roloff, Andreas Bärtels: Flora der Gehölze. Bestimmung, Eigenschaften und Verwendung. 3., korrigierte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2008, ISBN 978-3-8001-5614-6, S. 617.
- Bruno P. Kremer: Strauchgehölze. Erkennen & bestimmen. In: Steinbachs Naturführer. Mosaik, Niedernhausen 2002, ISBN 3-576-11478-5, S. 120.
- Ingrid Schönfelder, Peter Schönfelder: Die Kosmos-Mittelmeerflora. 3. Auflage. Franckh, Stuttgart 1999, ISBN 3-440-07803-5, S. 106.
- Ulrich Hecker: Bäume und Sträucher. BLV Handbuch. BLV Buchverlag, München 2006, ISBN 3-8354-0021-5, S. 384–385.
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Bruno P. Kremer: Strauchgehölze, S. 120
- ↑ 2,0 2,1 Lutz Roth, Max Daunderer, Kurt Kormann: Giftpflanzen – Pflanzengifte. Giftpflanzen von A-Z. Notfallhilfe. Vorkommen. Wirkung. Therapie. Allergische und phototoxische Reaktionen. 4. Auflage. Nikol, Hamburg 2000, ISBN 3-933203-31-7, S. 675 (Nachdruck von 1994).
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 Hecker: Bäume und Sträucher, S. 384
- ↑ 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 Roloff et al.: Flora der Gehölze, S. 617
- ↑ Hecker: Bäume und Sträucher, S. 384–385
- ↑ 6,0 6,1 Hecker: Bäume und Sträucher, S. 385
- ↑ Spartium junceum. Germplasm Resources Information Network (GRIN), abgerufen am 28. August 2010 (englisch).
- ↑ Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3. Auflage. Nikol, Hamburg 2005, ISBN 3-937872-16-7, S. 316 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche – Nachdruck von 1996).
- ↑ Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3. Auflage. Nikol, Hamburg 2005, ISBN 3-937872-16-7, S. 598 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche – Nachdruck von 1996).
- ↑ Peter Schütt, Hans Joachim Schuck, Bernd Stimm (Hrsg.): Lexikon der Baum- und Straucharten. Das Standardwerk der Forstbotanik. Morphologie, Pathologie, Ökologie und Systematik wichtiger Baum- und Straucharten. Nikol, Hamburg 2002, ISBN 3-933203-53-8, S. 491 (Nachdruck von 1992).
- ↑ Schönfelder, Schönfelder: Die Kosmos-Mittelmeerflora, S. 106