Porphyrophora polonica



Porphyrophora polonica

Lebenszyklus

Systematik
Ordnung: Schnabelkerfe (Hemiptera)
Unterordnung: Pflanzenläuse (Sternorrhyncha)
Überfamilie: Schildläuse (Coccoidea)
Familie: Höhlenschildläuse (Margarodidae)
Gattung: Porphyrophora
Art: Porphyrophora polonica
Wissenschaftlicher Name
Porphyrophora polonica
(Linné 1758)
Verbreitung

Porphyrophora polonica, gelegentlich auch als Polnische Karminschildlaus oder Kermeslaus bezeichnet, ist eine Art aus der Überfamilie der Schildläuse. Die Art hatte im Mittelalter und in der frühen Neuzeit große Bedeutung, weil sie vor der Entwicklung synthetischer Farbstoffe einen der wertvollen roten Farbstoffe lieferte. Ihre Bedeutung in Europa ließ etwas nach als im 16. Jahrhundert in der Neuen Welt die einfach zu haltende Cochenilleschildlaus entdeckt wurde.

Lebenszyklus

Etwa Mitte Juli legen die Weibchen dieser Schildlausart zwischen 600 und 700 Eier in die Erde. Die Larven schlüpfen im späten August oder frühen September. Sie kommen erst im nächsten Frühjahr an die Erdoberfläche, wo sie für eine kurze Zeit an den niedrigwachsenden Blättern ihrer Futterpflanzen fressen. Sie kehren dann wieder in die Erde zurück, um sich an der Pflanzenwurzel festzusaugen.[1]

Der Befall durch diese Schildlausart ist durch kleine, dunkel- bis violettrote Erhebungen auf der Futterpflanze erkennbar. Im Juni verpuppen sich die Larven. Im späten Juni oder zu Beginn des Juli kriechen die Weibchen, die ihre Larvenform behalten, auf die Futterpflanzen und werden dort von den kleinen Männchen, die Flügel ausbilden, befruchtet. Die Männchen sterben kurz nach der Begattung ab.[1]

Lebensweise

Porphyrophora polonica lebt auf Pflanzen, die auf sandigem und trockenen Böden steht. Die wichtigste Nahrungspflanze ist der Ausdauernde Knäuel, aber es sind weitere Futterpflanzen aus insgesamt zwanzig Gattungen bekannt. Zu den Futterpflanzen zählen Kleines Habichtskraut, Taubenkropf-Leimkraut, Hunds-Straußgras, Kahles Bruchkraut und Fingerkräuter.[1][2]

Porphyrophora polonica war einst in der Paläarktis weit verbreitet[1] und wurde wirtschaftlich in einem großen Teil Eurasiens genutzt. Der Nutzungsraum reichte von Frankreich und England[2] bis nach China. Die größte wirtschaftliche Bedeutung hatte diese Schildlaus jedoch in Zentraleuropa. Eine übermäßige Nutzung sowie Veränderung des Lebensraums hat die Schildlaus weitgehend zum Verschwinden gebracht. Seit 1994 steht sie auf der ukrainischen Roten Liste der gefährdeten Arten.[3] In Polen war die Schildlaus noch in den 1960er Jahren häufig. Derzeit liegen nur ungenügende Daten vor, um ihre Schutzwürdigkeit in Polen zu bestimmen.[1]

Wirtschaftliche Nutzung

Bereits die Slaven des Altertums waren in der Lage, rote Färbemittel aus den Larven der Schildlaus zu gewinnen. Frühe analytische Belege für den Einsatz dieses Färbemittels liegen aus Nordeuropa (Veien/Norwegen - viertes Jahrhundert n.Chr.)sowie aus der Altai-Region im südlichen Sibirien (Pazyryk-Gräber - 500-400 v.Chr.) vor. Die Arbeit war zeitintensiv und brachte nur geringe Erträge. Jede einzelne Pflanze brachte nur etwa 40 dieser Insekten. Deswegen mussten tausende von Pflanzen ausgegraben, gereinigt und die Insekten abgeerntet werden, bevor eine handelbare Menge gewonnen war. Da in Europa jedoch nur sehr wenig rote Färbemittel zur Verfügung standen, war die Farbe eine sehr gesuchte Handelsware. Die Schildlaus lieferte außerdem ein ausgesprochen brillantes Rot, so dass viele Färber sie besonders schätzten.[4] An Bedeutung verlor sie erst, als aus Südamerika zunehmend Cochenilleschildläuse importiert wurden.

Synonyme

Die Art wurde unter einer Reihe von Synonymen beschrieben. Dazu zählen:

  • Coccus polonicus Linnaeus, 1758
  • Coccus radicum Beckmann, 1790
  • Coccionella polonica Hahnemann, 1793
  • Porphyrophora frischii Brandt, 1835
  • Porphyrophora fritchii Signoret, 1869
  • Margarodes polonicus Cockerell, 1902

Belege

Literatur

  • Amy Butler Greenfield: A Perfect Red – Empire, Espionage and the Qest for the Color of Desire, HarperCollins Publisher, New York 2004, ISBN 0-06-052275-5
  • Helmut Schweppe: "Handbuch der Naturfarbstoffe", ecomed-Verlag Landsberg, 1992, ISBN 3-609-65130X

Einzelbelege

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 , Łagowska Bożena, Golan Katarzyna, Stepaniuk Krzysztof: Występowanie czerwca polskiego – Porphyrophora polonica (L.) (Hemiptera: Margarodidae) w Polsce oraz uwagi o jego cyklu życiowym. In: Wiadomości entomologiczne. 25. Jahrgang, Nr. 1. Polskie Towarzystwo Entomologiczne, 2006, ISSN 0138-0737, S. 5–14 (poznan.pl [PDF; abgerufen am 27. Januar 2007]). Summary and image captions in English.
  2. 2,0 2,1 Dr. Wolfe: A Farther Account of the Polish Cochineal. In: Philosophical Transactions. 56. Jahrgang. The Royal Society, 1766, S. 184–186 (jstor.org [abgerufen am 8. Februar 2007]).
  3. Червона книга України. 1994. Abgerufen am 28. Januar 2007.
  4. Amy Butler Greenfield: A Perfect Red – Empire, Espionage and the Qest for the Color of Desire, HarperCollins Publisher, New York 2004, ISBN 0-06-052275-5, S. 30

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