Positiver endexspiratorischer Druck
Ein positiver endexspiratorischer Druck, (Abk. PEEP für positive end-expiratory pressure) bezeichnet einen bei der Beatmung künstlich in der Lunge erzeugten positiven Druck, der nach Abschluss der Ausatmung (Exspiration) anliegt. Dieser Druck erhöht den Atemwegsmitteldruck und die funktionelle Residualkapazität. PEEP kann dazu beitragen, einen Kollaps der Lungenbläschen, der Alveolen, zu verhindern und beugt damit Atelektasen vor. Außerdem kann in vielen Fällen die Sauerstoffsättigung des Blutes verbessert werden.
Bei nahezu jeder maschinellen Beatmung wird zumindest ein mäßiger PEEP verwendet, beispielsweise auch beim Ertrinkungs- oder Tauchunfall, sowie bei Rauch- oder Kohlenmonoxid-Intoxikationen. Auch bei einem Lungenödem kommt der sogenannte PEEP zum Einsatz!
Durch die Erhöhung des Drucks im Brustraum verringert PEEP den Rückfluss des venösen Blutes zum Herzen, wodurch das Herzzeitvolumen sinken kann. Umgekehrt entsteht ein Rückstau in obere und untere Hohlvene mit entsprechenden Druckerhöhungen in vorgeschalteten Organen. Abhängig von der Höhe des PEEP kann es dadurch zu Schädigungen und Funktionseinschränkungen von Gehirn, Leber, Nieren und anderer Organe kommen.
Bei Operationen am Hals (Strumaresektion, Thyreoidektomie, Carotis-Desobliteration usw.) verhindert PEEP das Eindringen von Luft in versehentlich eröffnete große Venen und somit die gefährliche Luftembolie.
Relative Kontraindikationen für PEEP sind obstruktive Atemwegserkrankungen die zur Ausbildung eines intrinsic Peep neigen, wie beispielsweise das Asthma. Da durch die Atemwegsobstruktion die Exspirationzeit für einen vollständigen Druckausgleich nicht ausreicht, bleibt in den Alveolen jenseits der Verengung ein positiver Druck bestehen.
Moderne Beatmungsgeräte bieten detaillierte Einstell- und Messmöglichkeiten zur PEEP-Beatmung. Bei einigen Modellen von Beatmungsbeuteln ist ein einfaches PEEP-Ventil vorhanden oder es ist möglich, ein PEEP-Ventil anzuschließen.
Für die Anwendung an Patienten ohne ausreichende Schutzreflexe muss der Atemweg durch endotracheale Intubation oder vergleichbare Verfahren gesichert werden. Andernfalls besteht die Gefahr des Erbrechens und der Aspiration infolge einer Überblähung des Magens. Bei wachen Patienten kann etwa im Rahmen der Masken-CPAP auch eine Maske zum Einsatz kommen. Auch hier besteht, wenn auch deutlich geringer, die Gefahr der Magenüberblähung. Bei sorgfältiger Anpassung der Systeme werden aber die Nachteile des positiven Druckes in der Ausatemphase durch Vorteile aufgewogen.
Vorteile
- Vergrößerung der funktionellen Residualkapazität, dadurch Erhöhung der Gasaustauschfläche, Ventilations-Perfusions-Verhältnis, verminderte intrapulmonale Shunts, erhöhte Oxygenierung
- Vermeidung von Atelektasen
- Verbesserung der Lungencompliance
- Reduktion eines Lungenödems
Nachteile
- Gefahr des Barotraumas bei zu hohem PEEP-Niveau
- Erhöhte rechtsventrikuläre Nachlast
- Zunahme des intrakraniellen Drucks