Rasse (Züchtung)


Eine Haustierrasse ist eine Population eines Haustiers, die sich in Merkmalen wie dem Körperbau, den Eigenschaften als Nutztier und dem Verhalten von anderen Populationen abgrenzen lässt[1] und diese Merkmale vererbt.[2] Nach dem Grad der züchterischen Bearbeitung werden Kulturrassen, Landrassen und Übergangsrassen unterschieden. Haustierrassen entsprechen den Sorten bei Kulturpflanzen.

Entwicklung des Rassebegriffs im Zusammenhang mit Haustieren

Haustiere zeigen eine große innerartliche Variabilität. Lange wurden die innerartlichen Unterschiede bei Haustieren behandelt wie Unterschiede zwischen Arten. Innerhalb der jeweiligen Haustierarten wurden taxonomische Einheiten gebildet.[3] Während Linné im 18. Jahrhundert von der Unveränderbarkeit der Arten ausging und diese als von Gott geschaffen betrachtete, wurde später versucht, die große Variabilität der Haustiere durch Abstammungslinien zu erklären.[4] Rassebildung wurde als Vorgang verstanden, der mit der Bildung von Arten und Unterarten bei Wildtieren vergleichbar sei.[3]

In zahlreichen aktuellen Rassedefinitionen wird Bezug genommen auf Wolf Herre, der 1961 formulierte: „Rassen sind Untereinheiten der Haustiere einer Art, die sich in mehreren erblichen Merkmalen voneinander stärker unterscheiden. Sie werden nach subjektivem Ermessen abgegrenzt.“ und unterstrich, dass der Begriff ausschließlich für Untergliederungen von Haustieren verwendet werden sollte.[5] Einige Autoren weisen auf den Zusammenhang zwischen Rassen und gezielter Selektion durch den Menschen und bestimmte Zuchtziele hin. Teils wird darauf verwiesen, dass eine natürliche Rassebildung nicht stattfindet. Andere Autoren dagegen verwenden den Begriff auch bei natürlicher Merkmalsdifferenzierung.

Einteilung von Rassen nach dem Grad der züchterischen Bearbeitung

Landrassen

Landrassen, Primitivrassen, Naturrassen oder geografische Rassen sind hauptsächlich durch natürliche Selektion entstandene Haustierrassen. Unter Umwelt- und Klimaeinflüssen entstanden sie in einem bestimmten, meist abgelegenen oder wenig günstigen Lebensraum. Sie sind besser an die Bedingungen in diesem Gebiet angepasst, daher genügsamer und widerstandsfähiger, jedoch weniger leistungsfähig als Kulturrassen. Gewöhnlich besitzen sie auch eine größere genetische Vielfalt als diese. Teilweise bilden sie die Ausgangspopulation für Kulturrassen.[1][6]

Übergangsrassen

Übergangsrassen oder „veredelte Landrassen“ sind aus Landrassen hervorgegangene, etwas stärker züchterisch beeinflusste Haustierrassen. Sie haben die Vorteile der Landrassen teilweise bewahrt, sind jedoch ertragreicher als diese.[6]

Kulturrassen

Kulturrassen oder Zuchtrassen sind durch Zucht entstandene Haustierrassen, die aufgrund wirtschaftlicher Bedürfnisse oder Liebhabereien gezüchtet wurden und durch künstliche Selektion ständig auf ihren Verwendungszweck hin optimiert werden. In der Nutztierzucht sind wirtschaftliche Leistungsmerkmale, wie beispielsweise Ertrag, das primäre Zuchtziel, hochleistungsfähige Kulturrassen bilden die Grundlage hochentwickelter landwirtschaftlichen Produktion. In der Liebhaberzucht hingegen stehen Merkmale wie Körperbau oder Fellfarbe und Zeichnung im Vordergrund. Häufig werden Kulturrassen in Schläge und Linien unterteilt. Kulturrassen sind meist anspruchsvoller als Landrassen.[1][7]

Siehe auch

Literatur

Weiterführende Literatur:

  • Martin Haller: Seltene Haus- und Nutztierrassen. Graz/Stuttgart 2000, ISBN 3-7020-0893-4.
  • Hans Hinrich Sambraus: Atlas der Nutztierrassen. 250 Rassen in Wort und Bild. 4. erw. Auflage. Stuttgart 1994, ISBN 3-8001-7308-5.
  • Landwirtschaftliche Tierrassen. Berlin 1930 (6 Tafeln).
  • Simon von Nathusius: Atlas der Rassen und Formen unserer Haustiere. Stuttgart 1904–1906 (4 Teile).

Verwendete Literatur:

  • B. Mayr: Rassenentwicklung, Nutzungszüchtung und Erhaltung der genetischen Vielfalt. In: Horst Kräußlich (Hrsg.): Tierzüchtungslehre. 4. Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart 1994, ISBN 3-8001-4371-2, S. 56–66.
  • Rolf Sauermost, Doris Freudig u. a. (Hrsg.): Lexikon der Biologie. In vierzehn Bänden. Band 8: Kapkastanie bis Lynx. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2002, ISBN 3-8274-0333-2 (506 Seiten).

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Mayr, 1994 (S. 56).
  2. Ekkehard Wiesner, Rolf Berg, Regine Ribbeck: Wörterbuch der Veterinärmedizin. VEB Gustav Fischer Verlag, Jena 1978.
  3. 3,0 3,1 Erik Zimen: 'Der Hund – Abstammung, Verhalten, Mensch und Hund. Goldmann, 1992, ISBN 3-4421-2397-6, S. 140 ff
  4. Erik Zimen: 'Der Hund – Abstammung, Verhalten, Mensch und Hund. Goldmann, 1992, ISBN 3-4421-2397-6, S. 24 ff.
  5. Wolf Herre, Manfred Röhrs: Haustiere – Zoologisch gesehen. Gustav Fischer Verlag 1990, ISBN 3-437-20446-7, S. 27.
  6. 6,0 6,1 Sauermost und Freudig, 2002 (Artikel „Landrasse“).
  7. Sauermost und Freudig, 2002 (Artikel „Kulturrassen“).

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