Rhinoplastik
- Seiten mit Skriptfehlern
- Therapeutisches Verfahren in der plastischen Chirurgie
- Nase
Als Rhinoplastik wird die operative Korrektur der äußeren menschlichen Nase bezeichnet. Sie dient der Behandlung von angeborenen Formveränderungen wie z. B. einer Höckernase oder Verletzungsfolgen wie Schiefnase und Sattelnase. Auch die Korrektur von Nasenspitzen- oder Nasenflügelveränderungen im Rahmen von Schönheitsoperationen fällt unter diesen Begriff. Die operative Korrektur der inneren menschlichen Nase heißt Nasenseptumplastik, der häufige Fall von gleichzeitiger Korrektur des inneren und äußeren Nasengerüstes Septo-Rhinoplastik. Bei der Rhinoplastik kann überschüssiges Körpergewebe wie z. B. der Knochen oder Knorpel eines Nasenhöckers entfernt werden (Nasenreduktionsplastik), oder zerstörtes oder fehlendes Gewebe wird durch Gewebeverpflanzung ersetzt (Nasenaufbauplastik).
Geschichte
Unfall- oder Kriegsverletzungen mit erheblichem Substanzverlust von Nasengewebe erfordern auch heute noch umfangreiche Hautverschiebungen aus der Nasenumgebung zur Rekonstruktion. Weitaus häufiger war der totale Nasenverlust im vorchristlichen Indien, wo das Abhacken der Nase eine drakonische Strafe war. Nasenrekonstruktionen unter Verwendung von Haut aus der Stirn, die sogenannte Indische Nasenplastik, wurden in Indien bereits seit etwa 400 v. Chr. durchgeführt. Im Westen erregte erstmals Ende des 18. Jahrhunderts ein Manuskript des venezianischen Reisenden Niccolò Manucci (1638–1717) Aufsehen, das eine akkurate Beschreibung der indischen Rhinoplastik enthält.[1] Zu diesem Thema wurde 1866 der Chirurg Friedrich Trendelenburg an der Humboldt-Universität zu Berlin mit einer Dissertation unter dem Titel De veterum Indorum chirurgia (Über die Chirurgie der alten Inder) promoviert.[2]
Als Begründer der modernen Rhinoplastik gilt der deutsche Chirurg Jacques Joseph (1865–1934), der im Ersten Weltkrieg viele Soldaten operierte, die schwerste Gesichtsverletzungen davongetragen hatten. Nach Kriegsende konnte Joseph seine Erfahrung auch der vornehmen Berliner Gesellschaft zur Verfügung stellen, wenn Nasenverkleinerungen oder andere ästhetische Gesichtskorrekturen gewünscht wurden. Die Joseph’schen Methoden der Nasen- und Gesichtschirurgie mit ihrer sorgfältigen Planung des Eingriffs noch vor der Operation, den neuartigen Instrumenten und der gleichzeitigen Beachtung von funktionellen und ästhetischen Gesichtspunkten wurden in den 1920er Jahren bis in die USA bekannt und dort weiterentwickelt. Die grundsätzlichen Methoden und Techniken Josephs haben in der modernen Rhinoplastik bis heute Bestand. [3]
Operationsmethoden
Bei den meisten Rhinoplastiken wird der von Jacques Joseph entwickelte endonasale Zugang verwendet: die Schnitte befinden sich innerhalb der Nase, es entstehen keine äußerlich sichtbaren Narben. Auf diese Weise können Schiefnasen und Höckernasen begradigt, Nasen verkleinert und Sattelnasen aufgebaut werden. Die Korrektur von Formveränderungen der Nasenspitze und der Nasenflügel ist auf diese Weise oft nicht mit der erforderlichen Übersicht möglich, vor allem, wenn es sich um schwierige Korrekturen oder Zweiteingriffe handelt. In diesen Fällen wird bei einer offenen Rhinoplastik die Hautbedeckung von Nasenspitze und Nasenflügeln abgehoben, um besser an das Gewebe gelangen zu können. Dabei entsteht eine winzige äußerliche Narbe am Übergang der Oberlippe zum Nasensteg. Der größere Teil der Narbe ist auch hier im Naseninneren verborgen. Die Operation wird, außer in Ausnahmefällen, in Vollnarkose durchgeführt. Je nach Konstitution des Patienten kann der Eingriff stationär (3 bis 4 Tage) oder ambulant durchgeführt werden. Für etwa 14 Tage muss ein äußerer Nasenverband getragen werden. Gesellschafts- und arbeitsfähig ist man nach ca. zwei Wochen.
Zum Gewebeersatz bei Nasenaufbauplastiken wird vorzugsweise körpereigener Knorpel verwendet, der entweder von der Nasenscheidewand, dem Ohr oder auch aus der Rippe entnommen werden kann. Wenn diese autologen Transplantate nicht in ausreichender Menge gewonnen werden können, werden ersatzweise auch Kunststoffe wie speziell strukturiertes Polytetrafluorethen verwendet. [4]
Risiken
Nach einer Langzeitstudie des Plastischen Chirurgen Prof. Wolfgang Mühlbauer aus dem Jahr 2001 verändern sich nach der Korrektur 40 Prozent der Nasen in unerwünschter Weise.[5] Die besten Erfolge werden nach dieser Studie in jungem Alter erzielt, bis etwa 30 Jahre.[6]
Normale Folgen des Eingriffs sind leichte Blutungen und Blutergüsse sowie vorübergehende Gefühlsstörungen im OP-Bereich. Relativ häufig ist leichtes Nasenbluten. Selten treten Infektionen auf. Wuchernde Narben im Naseninneren können zu einem Narbenhöcker führen; die Häufigkeit liegt bei etwa fünf Prozent.[7]
Hinsichtlich der allgemeinen Risiken operativer Eingriffe siehe Operation (Medizin).
Einzelnachweise
- ↑ P.J. Sykes, P. Santoni-Rugiu, R.F. Mazzola: Nicolò Manuzzi (1639-1717) and the first report of the Indian Rhinoplasty. In: J Plast Reconstr Aesthet Surg 63 (2010), S. 247–250, 251–256
- ↑ Hans Killian: Meister der Chirurgie. 2. Aufl., Thieme, Stuttgart 1980, S. 140.
- ↑ 100 Jahre moderne Nasenchirurgie - Laudatio von Prof. Behrbohm, Berlin
- ↑ Übersichtsartikel in der NZZ (2008)
- ↑ Karin Willen: Schönheitsoperationen. Reinbek 2003, S. 16
- ↑ Karin Willen, S. 19
- ↑ Karin Willen, S. 18
Literatur
- George C. Peck: Nasenplastik. Thieme, Stuttgart 1986
- Naumann et al.: Kopf und Hals-Chirurgie. Band 1, Thieme, Stuttgart 1995