Rote Lichtnelke



Rote Lichtnelke

Rote Lichtnelke (Silene dioica)

Systematik
Ordnung: Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie: Nelkengewächse (Caryophyllaceae)
Unterfamilie: Caryophylloideae
Tribus: Sileneae
Gattung: Leimkräuter (Silene)
Art: Rote Lichtnelke
Wissenschaftlicher Name
Silene dioica
(L.) Clairville

Die Rote Lichtnelke (Silene dioica), auch Rotes Leimkraut, Rote Nachtnelke, Rote Waldnelke, Taglichtnelke oder Herrgottsblut genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Leimkräuter (Silene) innerhalb der Familie der Nelkengewächse (Caryophyllaceae). Der Artenname dioica bedeutet „zweihäusig“.

Beschreibung

Erscheinungsbild und Laubblatt

Die Rote Lichtnelke wächst als sommergrüne, zweijährige oder wenige Jahre ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 30 bis 90 Zentimeter. Sie ist dicht drüsig behaart. Die gegenständig am Stängel angeordneten Laubblätter besitzen eine einfache, eiförmige bis lanzettliche Blattspreite, die ganzrandig und zum oberen Ende spitz ausläuft.

Blütenstand mit Blüten in dichasialer Anordnung.
Blütenstand von oben, die Nebenkrone ist in den Blüten erkennbar.

Blütenstand und Blüte

Die Rote Lichtnelke ist zweihäusig getrenntgeschlechtig (diözisch). Die Blütezeit dauert von April bis Oktober. Auffällig ist die dichasiale Anordnung der Blüten. Die fünfzähligen, duftlosen, roten Blüten weisen einen Durchmesser von 18 bis 25 Millimeter auf und sind nur am Tag geöffnet. Der stark behaarte Kelch ist 10 bis 15 Millimeter lang, bei männlichen Blüten 10- und bei weiblichen Blüten 20-nervig. Die fünf Kronblätter sind tief zweispaltig mit einer Länge von 15 bis 25 Millimeter. Am Schlund der Krone befindet sich eine Nebenkrone die aus fünf zweilappigen Ligulae gebildet wird. Die weibliche Blüte enthält fünf Griffel.

Frucht und Samen

Die im Herbst bis in den frühen Winter gebildete, kugelige Kapselfrucht besitzt zehn nach außen gekrümmte Zähne an denen entlang sie sich zackig öffnet. Die mohnartigen, dunkelbraunen bis schwarzen Samen werden durch Hin- und Herwiegen im Wind aus der Kapsel herausgeschüttelt.

Inhaltsstoff und Chromosomenzahl

Die Rote Lichtnelke enthält, wie viele andere Arten aus der Familie der Nelkengewächse Triterpensaponine. Die Chromosomenzahl beträgt n = 12 [1]

Ökologie

Meistens hat jede Pflanze nur ein Geschlecht. Selten findet man aber auch Pflanzen mit zwittrigen Blüten; deshalb ist die Art eigentlich dreihäusig und die Artbezeichnung dioica (zweihäusig) ist nicht korrekt.

Die Bestäubung der Roten Lichtnelke erfolgt ausschließlich über Insekten, überwiegend von Tagfaltern. Auch manche Schwebfliegenarten gelangen an den Nektar. Hummeln beißen von außen ein Loch in die Kelchwand. Im Unterschied zu den Schmetterlingen besitzen Hummeln nur einen kurzen Rüssel und gingen sonst leer aus. Die Ausbreitung wird durch Selbst- und Windausbreitung bewirkt, daneben erfolgt aber auch Schwimmausbreitung, weshalb die Art auch als Bach- und Stromtalpflanze auftritt.

Vorkommen

Die Rote Lichtnelke ist eurasisch verbreitet, mit Schwerpunkt in den mittleren und nördlichen Bereichen. In den meisten europäischen Gebieten ist sie anzutreffen, in Südosteuropa (Südbalkan) fehlt sie allerdings ganz. Außerhalb Eurasiens werden Funde in Algerien und Marokko dokumentiert. Die Rote Lichtnelke ist in manchen Gebieten der Gemäßigten Zonen ein Neophyt.

Bevorzugte Standorte der Roten Lichtnelke sind kalkreiche feuchte Wiesen, feuchte Waldschläge, Waldsäume, Hochstaudenfluren, Gebüsche sowie Bruch- und Auenwälder. In den Alpen steigt die Rote Lichtnelke bis in Höhenlagen von 2400 Meter.

Entsprechend der ökologischen Zeigerwerte nach Ellenberg wird die Rote Lichtnelke als Halbschattenpflanze für mäßig warmes Seeklima angegeben. Die Rote Lichtnelke bevorzugt gleichmäßig feuchte bis nasse, niemals stark saure und stickstoffreiche Böden. Sie wächst in Gruppen, jedoch nur selten bestandsbildend.

Taxonomie

Die Erstveröffentlichung dieser Art erfolgte 1753 unter dem Namen Lychnis dioica durch Carl von Linné in Species Plantarum, S. 437. Das Typusmaterial wurde hinterlegt als: Herb. Linn. No. 602.6, "6 dioica / Cucubalus dioicus" (lecto- Talavera & Muñoz Garmendia 1989). Joseph Philippe de Clairville stellte 1811 in Manuel d'Herborisation en Suisse et en Valais, S. 146 diese Art in die Gattung Silene. Ein Homonym ist Silene dioica A.DC. nom. illeg. hom.. Weitere Synonyme für Silene dioica (L.) Clairv. sind (jeweils mit den Erstveröffentlichungen): Lychnis dioica var. rubra Weigel: Fl. Pom. Rug., 1769, S. 85, Lychnis rubra Patze, E.Mey. & Elkan, Lychnis sylvestris Schkuhr: 1791, Lychnis diurna Sibth.: Fl. Oxon., 1794, S. 145, Melandrium sylvestre (Schkuhr) Röhl.: Deutschl. Fl., ed. 2, 2, 1812, S. 274, Melandrium diurnum (Sibth.) Fr.: Bot. Not., 1842, S. 170, Melandrium dioicum (L.) Coss. & Germ.: Syn. Anal. Fl. Paris, 1845, S. 28, Melandrium rubrum Garcke nom. illeg.: Fl. N. Mitt.-Deutschland, 1858, ed. 4, S. 55, Melandrium dioicum subsp. rubrum D.Löve. [2]

Verwendung

Die Rote Lichtnelke wird als Zierpflanze in Parks und Gärten in den Gemäßigten Gebieten der Welt verwendet. Dafür stehen mehrere Sorten zur Verfügung, z.B. auch rosa blühende und solche mit gefüllten Blüten.

In der Volksmedizin wurden die zu Brei zerstoßenen Samen zur Behandlung von Schlangenbissen eingesetzt.[3]

Die Wurzeln der Roten Lichtnelke wurden früher wie Seife benutzt.

In den Haushalten Nordostitaliens werden in der lokalen Küche mit dem Kraut, zusammen mit Ricotta, auch Ravioli gefüllt.

Quellen und weiterführende Informationen

Der Artikel beruht hauptsächlich auf folgenden Unterlagen:

  • Kremer: Wildblumen, München 2001, ISBN 3-576-11456-4
  • Dankwart Seidel: Blumen, München 2001, ISBN 3-405-15766-8
  • Rote Lichtnelke. FloraWeb.de
  • R. Düll/ H. Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder, 7. Auflage, Quelle & Meyer-Verlag, 2011, ISBN 978-3-494-01424-1
  • Margot Spohn/ Marianne Golte-Bechtle: Was blüht denn da? Enzyklopädie, Kosmosverlag, 2005

Einzelnachweise

  1. G. Tischler: Die Chromosomenzahlen der Gefäßpflanzen Mitteleuropas, S-Gravenhage, Junk, 1950.
  2. Eintrag bei Tropicos.
  3. Oskar Sebald: Wegweiser durch die Natur - Wildpflanzen Mitteleuropas, ADAC Verlag, München 1989, ISBN 3-87003-352-5, Seite 70.

Weblinks

Commons: Rote Lichtnelke (Silene dioica) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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