Situs inversus
Klassifikation nach ICD-10 | |
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Q89.3 | Situs inversus |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Situs inversus (lat. invertierte Lage) ist der medizinische Ausdruck für das Vollbild einer Heterotaxie, eine seltene, aber an sich nicht krankhafte Besonderheit der Anatomie, bei der sich Organe spiegelverkehrt auf der anderen Seite des Körpers befinden.
Situs inversus bei Menschen
Der Situs inversus tritt bei etwa einem von 8.000 bis 25.000 Menschen und bei der Hälfte der Menschen mit primärer ciliärer Dyskinesie (Kartagener-Syndrom) auf. Bei Menschen mit dieser Heterotaxie befindet sich die Leber beispielsweise auf der linken und im Gegensatz dazu die Milz auf der rechten Seite.
Medizinische Besonderheiten
Um eine Appendizitis (Blinddarmentzündung) nicht zu übersehen, muss bei Schmerzen im linken Unterbauch auch an die Möglichkeit eines Situs inversus gedacht werden.
Entsprechend der spiegelverkehrten Lage des Herzens (Dextrokardie, gr. dexios = „rechts“, kardia = „Herz“) muss die Ableitung des EKGs angepasst werden; es müssen u.a. in den Brustwandableitungen die Elektroden spiegelbildlich am Brustkorb befestigt werden. Bei einigen Menschen mit Pätau-Syndrom (Trisomie 13) liegt die Dextrokardie vor, während die übrigen Organe wie üblich angelegt sind.
Situs inversus bei Tieren
Weinbergschnecken haben normalerweise rechtsgängige Schneckenhäuser. Die Häufigkeit linksgängiger Weinbergschnecken wird auf etwa 1:10.000 bis 1:1.000.000 geschätzt.[1][2] Bei solchen Tieren, die als Schneckenkönige bezeichnet werden, sind auch sämtliche Organe (z. B. Herz, Atem- und Geschlechtsöffnung) seitenvertauscht.
Ursache hierfür ist bei der Wanderschnecke (Lymnaea peregra) ein maternaler Faktor, das Dextral-Protein. Dieses Protein bestimmt die Schlagrichtung der Cilien in der Morphogenese - Wachstumsfaktoren werden von den Cilien verteilt und bestimmen so wie sich das Gehäuse ausprägt. Da es ein maternaler Faktor ist, kann das Dextral-Protein in die Oocyte eingelagert werden und so auch bei homozygot-rezessiven Nachkommen für eine normale Entwicklung sorgen.