Spix-Ara



Spix-Ara

Spix-Ara (Cyanopsitta spixii), Jungtier

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Papageien (Psittaciformes)
Familie: Eigentliche Papageien (Psittacidae)
Tribus: Neuweltpapageien (Arini)
Gattung: Spix-Aras (Cyanopsitta)
Art: Spix-Ara
Wissenschaftlicher Name
Cyanopsitta spixii
Wagler, 1832

Der in Brasilien endemische Spix-Ara (Cyanopsitta spixii) gehört zur Familie der Eigentlichen Papageien (Psittacidae). Die Art ist heute im Freiland erloschen, in Gefangenschaft wird versucht, eine Population zu erhalten, aus der später Tiere ausgewildert werden können.

Beschreibung und Entdeckung

Spix-Ara, Abbildung des Typusexemplares von 1824. Deutlich ist die Schnabelzeichnung eines Jungtieres zu erkennen.

Der Spix-Ara ist von einer blauen Grundfarbe, wobei die Bauchfedern einen leichten Grünstich aufweisen, die Schwungfedern hingegen richtig blau erscheinen. Der Kopf und Nacken sowie der Hals sind von gräulicher Farbe, wobei sich ein dunkelgraues Band vom nasalen Augenwinkel bis zum schwarz gefärbten Schnabel zieht. Die Iris ist gelb. Jungtiere besitzen eine helle Linie auf dem Schnabelrücken, der bis zur Schnabelspitze reicht.

Johann Baptist von Spix hat auf seiner Brasilien-Expedition mit C. F. Ph. Martius diesen Ara 1819 in der Caatinga in der Nähe von Joazeiro in Brasilien gesammelt und 1824 in seinem Buch "Avium species novae, quas in itinere per Brasiliam Annis MDCCCXVII-MDCCCXX Iussu et Auspiciis...." als Ara hyazinthicus beschrieben und auf Tafel XXIII abgebildet. Spix hat bereits erwähnt, dass diese Papageiart nur selten, aber stets in Gruppen vorkommt und sich durch eine schwache Stimme auszeichnet. Der Artname ("hyazinthus") war aber schon vergeben und war folglich ungültig (ein Homonym). Johann Georg Wagler, Assistent von Spix, gab dem Spix-Ara 1832 in seiner Monographia Psittacorum den heute gültigen Artnamen. Holotypus ist der von Spix gesammelte Balg, der heute noch in der Zoologischen Staatssammlung München verwahrt wird und der vermutlich als Bildvorlage für die Abbildung in dem Buch von Spix diente. An der Schnabelzeichnung (weißer Vorderrand) sieht man, dass es sich um ein juveniles Tier handelte.

Verbreitung und Erlöschen im Freiland

Spix-Ara (Bahia)
Spix 1819[1]
Reiser 1903,
Kämpfer (1928),
Hellmayr 1929[1][2]
Sichtungen 1971[1]
Letzte
Sichtungen
2000[1][3]
Sichtungen 1986/7[4]
Sichtungen und Sammelpunkte von Spix-Aras in Brasilien. Kartenbasis: Positionskarte des brasilianischen Bundesstaates Bahia
Sammelpunkte (Red pog.svg), Typusexemplar  (Blue pog.svg) und Sichtungen  (Orange ff8040 pog.svg); Name des Forschungsreisenden und Beobachtungsjahr, bzw. (Veröffentlichungsjahr).

Sein ursprüngliches Verbreitungsgebiet lag in Brasilien im Bundesstaat Bahia und angrenzenden Regionen. Es muss von jeher klein gewesen sein und sich vermutlich auf die Galeriewälder entlang des Rio São Francisco und seiner Nebenflüsse beschränkt haben. Die Datenlage zum Verbreitungsgebiet ist recht dünn, die meisten in Museen lagernden Exemplare stammen aus Gefangenschaft und besitzen somit keine Fundortangaben. Auch Berichte über die Beobachtungen wildlebender Spix-Aras waren von jeher selten. Ein Bericht von Otmar Reiser datierte vom Juni 1903,[5] Emil Kämpfer sichtete mit seiner Frau am Lake Parnagua, Piauhy bei seinem Aufenthalt 1924-28 mehrere Gruppen Spix-Aras, die am See tranken.[2] Eine weitere Beobachtung stammt aus dem Jahr 1974. 1985 sollte eine Expedition den Spix-Ara in seinem natürlichen Lebensraum beobachten, sie konnten nur noch fünf Individuen feststellen.[6]

Spix-Aras waren im Freiland Lebensraumspezialisten, die in großen, alten Carabeira-Bäumen (Tabebuia caraiba) brüten. Sie ernähren sich vorwiegend von den Früchten der Pflanzengattung Jatropha und Cnidoscolus.[6] Zu der Seltenheit in freier Wildbahn trug auch ein offenbar lebhafter Handel während der 1970er und frühen 1980er Jahre bei. Mit zunehmender Seltenheit stieg dabei der Preis, den Liebhaber für den Erwerb eines Spix-Aras zu bezahlen bereit waren. 1985 lag der Preis bei 20.000 US-Dollar.[6]

Ein weiterer Grund für den Bestandsrückgang war Lebensraumverlust. Die Böden, auf denen Caraibeiras gedeihen, sind auch für den Anbau von Mais sehr gut geeignet. Der hohe Siedlungsdruck in Brasilien führte dazu, dass der Lebensraum des Spix-Aras sehr schnell zerstört wurde. Heute geht man davon aus, dass von dem ursprünglichen Gebiet, die dem Spix-Ara Lebensraum bot, nur noch 30 Quadratkilometer so unzerstört sind, dass dort diese Papageienart überleben könnte.[6]

Durch illegalen Fang und Verlust des Lebensraumes hat die Zahl der frei lebenden Spix-Aras bis Anfang der 1980er stark abgenommen. Seit etwa 1985 warnte die Arbeitsgruppe Papageien der Zoologischen Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz e.V. (ZGAP) vor dem Erlöschen des Freilandbestandes des Spix-Aras.[7]

Abbildung eines Spix-Aras (Hintergrund) und eines Türkisaras bei einem Vogelhändler in Hamburg von Karl Neunzig (1895)

Der letzte im Freiland lebende Spix-Ara, ein Männchen, wurde intensiv beobachtet. Er war in Ermangelung eines artgleichen Paares mit einem Rotrückenara (Primolius maracana) verpaart. Das Paar legte Eier, die nach genetischen Analysen die erfolgreiche Befruchtung belegen.[8]

Aufbau und Stand der Nachzucht in Gefangenschaft

Parallel zum Erlöschen des Freilandbestandes begannen Bemühungen um die Erfassung und die Nachzucht des Spix-Ara in Gefangenschaft. 1988 waren weltweit 17 Tiere in Gefangenschaft bekannt, im Jahr 2000 waren es 42 Spix-Aras.[9]

Aktuell versucht die brasilianische Regierung ihre Spix-Aras an einheimische Vogelzüchter zu vergeben, so dass diese für Nachzuchten sorgen. Anscheinend ist dies bereits einmal gelungen. Eine weitere Organisation, die sich um die Vermehrung dieser seltenen Vogelart sorgt, ist der Tierpark Loro Parque auf Teneriffa, Spanien, dessen Spix-Aras dem brasilianischen Staat gehören. Die brasilianische Regierung hatte bereits vor einigen Jahren dem Gründer des Parks ein Pärchen übergeben, doch das hatte sich nicht vermehrt. Erst durch den dort tätigen Tierarzt Lorenzo Crosta konnte festgestellt werden, dass das Männchen unfruchtbar war. Aus diesem Anlass tauschte man dieses Tier gegen ein anderes aus und bereits einige Monate später fand man mehrere Eier im Nest, aus denen zunächst ein Junges, sechs Monate später ein weiteres Jungtier schlüpfte. Beide Jungtiere sind Weibchen.

Weitere Spix-Aras befinden sich seit 2005 in Deutschland. 2008 brüteten sie erfolgreich, 2011 schlüpften dort zwei weitere Spix-Aras.[10][11]

Das Al Wabra Wildlife Preservation Center in Katar betreibt ein eigenes Zuchtprogramm. Dort befindet sich die zur Zeit größte Population des Spix-Aras. Im Jahr 2010 wurden hier insgesamt 6 Spix-Aras (1 männlich, 5 weiblich) ausgebrütet. 2011 gelang die Nachzucht eines weiblichen Exemplars.

Eine Aufstellung über den Bestand in Gefangenschaft zeigt folgende Tabelle:

Institutionen[12] Männchen Weibchen Unbekannt Summe
Al Wabra Wildlife Preservation (AWWP), Katar[13] 22 34 0 56
Association for the Conservation of Threatened Parrots (ACTP), Deutschland[14] 1 3 0 4
Loro Parque Fundación (LPF), Teneriffa, Spanien[15] 3 5 0 8
Lymington Foundation (LF) São Paulo, Brasilien[16] 2 1 0 3
São Paulo Zoo (SPZ), São Paulo, Brasilien 2 2 0 4
Nicht Teil des internationalen Zuchtprogramms (Schätzung) 0 0 12 12
Summen 30 45 12 87

Spix-Aras in den Medien

Im US-amerikanischen Animationsfilm Rio von 2011 sind die letzten beiden Spix-Aras die Hauptfiguren. Die Geschichte handelt von Zuchtversuchen zum Erhalt dieser Art und um skrupellose Tierhändler, denen der Profit wichtiger ist als der Artenschutz. Die Geschichte der männlichen Hauptfigur zeigt deutliche Parallelen zur Geschichte eines realen in den USA lebenden, einzelnen, männlichen Spix-Ara, der heute in Brasilien lebt. Die Federhaube der Filmaras ist dagegen ebenso wie der Rest der Handlung filmische Freiheit.

Am 25. und 26. Dezember 2010 sendete das SWR-Fernsehen einen Film, der die Rückführung eines Spix-Aras und eines Lear-Aras aus Teneriffa nach Brasilien schilderte. Eine Wiederholung der Sendung erfolgte am 8. Januar 2011 im Ersten Fernsehprogramm der ARD.[17] In der Zoodoku Papageien, Palmen & Co. der ARD wird die Zucht von Spix-Aras im Loro Parque[18] auf Teneriffa gezeigt.

Literatur

  • Tony Juniper: Spix's Macaw: The Race to Save the World's Rarest Bird. 2003, ISBN 1-84115-651-5.
  • A. T. Juniper, C. Yamashita: The habitat and status of Spix's Macaw Cyanopsitta spixii. In: Bird Conservation International. 1, 1991, S. 19 online (2010)
  • Paul Roth (1990): Spix-Ara. Was wissen wir heute über diesen seltenen Vogel. Bericht über ein 1985 bis 1988 durchgeführtes Projekt. In: Papageien Nr. 3 und 4 1990 (online auf den Webseiten des Fonds für bedrohte Papageien)

Erfahrungsberichte aus der Erhaltungszucht

  • Sven Hammer, Ryan Watson: The challenge of managing Spix Macaws (Cyanopsitta spixii) at Qatar - an eleven-year retrospection/ Erfahrungsbericht über 11 Jahre Haltung und Zucht des Spix-Ara (Cyanopsitta spixii) in der Al Wabra Wildlife Preservation, Katar. In: Der Zoologische Garten. Volume 81, Issues 2–3, 2012, S. 81–95 (online)
  • Matthias Reinschmidt, David Waugh: Haltung und Zucht des Spix-Aras in der Loro Parque Fundación. In: Papageien. 3/2010, S. 81–86. (online)

Weblinks

Commons: Spix-Ara – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Ortsangabe aus: A. T. Juniper, C. Yamashita: The habitat and status of Spix's Macaw Cyanopsitta spixii. In: Bird Conservation International. 1, 1991, S. 19. online (2010)
  2. 2,0 2,1 Ortsangabe aus: Marco Antonio Rego, Luís Fábio Silveira, Vítor de Queiroz PiacentiniI, Fabio Schunck, Érika Machado, Renato Torres Pinheiro, Elivânia Reis: As aves da Estação Ecológica Serra Geral do Tocantins, Centro do Brasil. The birds of Estação Ecológica Serra Geral do Tocantins. In: Biota Neotrop. vol.11 no.1 Campinas Jan./Mar. 2011. Aufgerufen am 30. Oktober 2012; Originalquellen laut Literaturverzeichnis, zu Kämpfer: Naumburg, E.M.B. 1928. Remarks on Kaempfer's collections in eastern Brazil. Auk 45(1), S. 60-65. Voller Name: Ernst Kaempfer online www.jstor.org; für Hellmayr: HELLMAYR, C.E. 1938. Catalogue of birds of the Americas, Part. XI. Field Mus. Nat. Hist. Zool. Ser. 13, S. 1-430 online www.archive.org Bei Reiser und In der Literatur ist ein See als Sichtungsort angegeben.
  3. Jahr nach Geographische Angaben IUCN aufgerufen am 30. Oktober 2012.
  4. Roth 1990
  5. Otmar Reiser: Die Ergebnisse der Zool. Expedition der Akad. der Wissenschaften nach Nordostbrasilien im Jahre 1903. In: Denkschriften der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der K.u.K Akademie der Wissenschaften. Bd. 76 (1903). (Volltext nach www.bluemacaws.org)
  6. 6,0 6,1 6,2 6,3 Dominic Couzens: Seltene Vögel – Überlebenskünstler, Evolutionsverlierer und Verschollene. Haupt Verlag, Bern 2011, ISBN 978-3-258-07629-4, S. 164f.
  7. Berichte über Spix-Aras im Mitgliederinformation der ZGAP Oktober 1987, Berichte über Spix Aras im Mitgliederinformation der ZGAP Dezember 1986
  8. Cristina Y. Miyaki1, Patricia J. Faria1, Richard Griffiths, João C.C. Araujo, Yara M. Barros: The last wild Spix’s Macaw and an Illiger’s Macaw produced a hybrid. In: Conservation Genetics. 2 (2001), S. 53–55. (online) aufgerufen am 30. Oktober 2012.
  9. D. R. Waugh: Parrot conservation and Loro Parque Fundacion, Puerto de la Cruz. In: Int. Zoo Yb. (2000) 37, S. S. 288–298, Hier S. 290 (online) abgerufen am 30. Oktober 2012.
  10. FAZ: Seltener Zuchterfolg, ACTP: Frieda - der erste deutsche Spix-Ara, Frankfurter Rundschau: Zucht eines seltenen Papageis geglückt
  11. ACTP: Erste Spix-Aras in 2011 geschlüpft, Berliner Morgenpost: Nachwuchs bei seltenen Spix-Aras in Schöneiche
  12. Quelle für Bestandszahlen: Spix’s Macaw Fact File 2010
  13. Quelle für den Namen: http://awwp.alwabra.com/
  14. Quelle für den Namen: http://www.act-parrots.eu/
  15. Quelle für den Namen: http://www.loroparque-fundacion.org/
  16. Quelle für den Namen: http://www.fundacaolymington.org/
  17. Des Mannes blaues Wunder. In: FAZ. 22. Dezember 2010, S. 35.
  18. Folge 4 der ARD-Doku Papageien,Palmen & Co.

Die News der letzten Tage