Stachelschnecken
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Muricidae | ||||||||||||
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Chicoreus palmarosae | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Muricidae | ||||||||||||
Rafinesque, 1815 |
Die Stachelschnecken (Muricidae) sind eine Familie sehr oft bizarr bestachelter, fast ausschließlich mariner Schnecken. Fast alle Vertreter der Familie sind Räuber. Von den etwa 16.000 rezenten Neogastropoda entfallen etwa 10 % bzw. 1.600 Arten auf die Familie der Muricidae. Weitere etwa 1.200 Arten sind fossil belegt.
Merkmale
Die Gehäuse sind rechtsgewunden und zeigen eine sehr große Bandbreite an Gehäuseformen. Sie reicht von eiförmig bis hochtrochospiral. Einige Arten zeigen eine bizarre Bestachelung mit einem langen Siphonalkanal. Die Radula (Raspelzunge) ist meist lang und zeigt drei Elemente pro Querreihe. Viele Arten besitzen am Fuß ein Akzessorisches Bohrorgan (ABO), mit Hilfe dessen sie Kalk auflösen und so durch gleichzeitiges Raspeln mit der Radula Löcher in Schalen von Muscheln, Schnecken oder Rankenfußkrebsen bohren können.[1][2]
Die ontogenetische Entwicklung verläuft bei einem Teil der Arten über pelagische planktonfressende Veliger-Larven. So ist es bei Vertretern der Unterfamilien Rapaninae (z.B. Concholepas concholepas) und Ergalataxinae. Bei anderen Arten verläuft die Entwicklung über Nähreier. Die Entwicklung der meisten Eier stoppt sehr früh; diese werden dann von den wenigen sich entwickelnden Embryonen gefressen. Auch andere Strategien kommen vor (z. B. Einlagerung von großen Mengen Eiklar). Bei Arten mit dotterreichen Eiern bzw. mit Nähreiern findet die Entwicklung bis zur Metamorphose in der Regel in den Eikapseln statt, so dass aus diesen fertige Schnecken schlüpfen. Dies ist beispielsweise bei den bekannten Purpurschnecken wie Bolinus brandaris, Hexaplex trunculus und auch der Nordischen Purpurschnecke Nucella lapillus der Fall. Einen Übergang kann man bei verschiedenen Arten der Gattung Murex (z.B. Murex tribulus und Murex pecten) sehen, wo es Nähreier gibt und die pelagische Phase der Veliger nur wenige Tage dauert. Bei Murex trapa sind sogar beide Entwicklungswege beobachtet worden: einmal eine zweieinhalbtägige Planktonphase und einmal eine vollständige Entwicklung in der Eikapsel.[3]
Lebensweise, Vorkommen und Verbreitung
Die meisten Arten leben im flacheren Wasser und kommen in allen Meeren vor. Jedoch ist der Verbreitungsschwerpunkt eindeutig in den tropischen und subtropischen Gewässern. Nur einige wenige Arten leben auch in der Tiefsee (bis etwa 3500 m). Einige wenige Arten gehen auch ins Brackwasser, jedoch nicht ins Süßwasser. Sie leben auf Hart- und Weichsubstraten. Die meisten Arten leben räuberisch von einer breiten Palette an Beutetieren (Weichtiere, Manteltiere, Krebstiere, Vielborster). Unter diesen Arten ist die Fähigkeit zum Bohren weit verbreitet. Andere Arten weiden eher und leben von Schwämmen, Korallen und evtl. auch Algen. Einige Arten haben sich auf Polypen von Korallen spezialisiert und können die tropischen Korallenriffe in beträchtlichem Maße schädigen.
Einige Arten
In der Nordsee und Ostsee sind die Stachelschnecken durch die Nordische Purpurschnecke (Nucella lapillus) vertreten. Im Mittelmeer häufige Arten sind die Herkuleskeule (Bolinus brandaris) und die Stumpfe Stachelschnecke (Hexaplex trunculus), die beide vom Menschen traditionell als Purpurschnecken genutzt werden. Im Nordostatlantik ist außerdem die Gerippte Purpurschnecke (Ocenebra erinacea) zu finden, die auf Grund ihrer Nahrungsvorlieben wie einige ihrer Verwandten auch Austernbohrer genannt wird. An der afrikanischen Atlantikküste tritt die Gehörnte Stachelschnecke (Bolinus cornutus) auf, die der Herkuleskeule ähnelt, aber deutlich größer ist. Einen besonders großen Artenreichtum gibt es im Indopazifik, wo auch die größte Art der Familie, die Riesenstachelschnecke (Chicoreus ramosus) häufig ist. Weitere Arten sind unter anderen der Schnepfenkopf (Haustellum haustellum), der statt Stacheln nur Knoten aufweist, sowie einige Arten mit stark ausgebildetem Stachelkleid, darunter der Große Spinnenkopf (Murex tribulus), die Venuskammschnecke (Murex pecten), die Skorpionschnecke (Homalocantha scorpio) und Chicoreus palmarosae. An der südamerikanischen Pazifikküste finden wird unter anderen die Art Concholepas concholepas, deren Bestände durch Fischerei stark zurückgegangen sind, im Karibischen Meer die Kurzdornige Stachelschnecke (Chicoreus brevifrons) und die Apfel-Stachelschnecke (Phyllonotus pomum), die mit ihren kräftigen Radulazähnen auch dicke Muschelschalen durchbohrt. Durch den Menschen mit der Austernzucht in die Nordsee und andere Teile der Welt verschleppte Arten sind insbesondere die an der nordamerikanischen Atlantikküste lebende Urosalpinx cinerea und die aus den Meeren Ostasiens stammende Rapana venosa.
Systematik
Die Familie Muricidae wird von Bouchet & Rocroi (2005) in zehn Unterfamilien unterteilt:
- Muricinae Rafinesque, 1815
- Coralliophilinae Chenu, 1859
- Ergalataxinae Kuroda, Habe & Oyama, 1971
- Haustrinae Tan, 2003
- Muricopsinae Radwin & d’Attilio, 1971
- Ocenebrinae Cossmann, 1903
- Rapaninae Gray, 1853
- Tripterotyphinae d’Attilio & Hertz, 1988
- Trophoninae Cossmann, 1903
- Typhinae Cossmann, 1903
Literatur
- Philippe Bouchet & Jean-Pierre Rocroi: Part 2. Working classification of the Gastropoda. Malacologia, 47: 239–283, Ann Arbor 2005, ISSN 0076-2997.
- Didier Merle, Bernard Garrigues & Jean-Pierre Pointier: Fossil and Recent Muricidae of the World, Part Muricinae. 648 S., 182 Farbtafeln, Hackenheim 2011, ISBN 978-3-939767-32-9.
- Victor Millard: Classification of the Mollusca. A Classification of World Wide Mollusca. Rhine Road, Südafrika 1997, ISBN 0-620-21261-6.
- Winston Ponder & David Lindberg: Towards a phylogeny of gastropod molluscs; an analysis using morphological characters. Zoological Journal of the Linnean Society, 119: 83–265, London 1997, ISSN 0024-4082.
- Frank Riedel: Ursprung und Evolution der „höheren“ Caenogastropda. Berliner Geowissenschaftliche Abhandlungen, Reihe E, Band 32, Berlin 2000, 240 S., ISBN 3-89582-077-6.
Einzelnachweise
- ↑ Cleveland P. Hickman, Larry S. Robert, Allan Larson, Helen l’Anson, David J. Eisenhour: Zoologie. Aus dem Englischen von Thomas Lazar. Deutsche Bearbeitung von Wolf-Michael Weber. Pearson Deutschland, München 2008. 1347 Seiten. S. 510. Hier auch die deutsche Übersetzung des englischen Ausdrucks ABO (accessory boring organ).
- ↑ Melbourne R. Carriker (1981): Shell penetration and feeding by naticacean and muricacean predatory gastropods: a synthesis. Malacologia 20 (2), S. 403-422.
- ↑ Tsugio Shuto (1983): Larval development and geographical distribution of the Indo-West Pacific Murex. Bulletin Of Marine Science, 33(3): 536-544, 1983