Strand-Melde



Strand-Melde

Strand-Melde (Atriplex littoralis)

Systematik
Ordnung: Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie: Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae)
Unterfamilie: Chenopodioideae
Tribus: Atripliceae
Gattung: Melden (Atriplex)
Art: Strand-Melde
Wissenschaftlicher Name
Atriplex littoralis
L.

Die Strand-Melde (Atriplex littoralis) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Melden (Atriplex) in der Familie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae). Sie besiedelt Salzpflanzenfluren an den Küsten sowie salzhältige Böden im Binnenland und ist auch in Deutschland und Österreich heimisch.

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Die Strandmelde ist eine einjährige krautige Pflanze. Der niederliegende bis aufrechte Stängel ist verzweigt mit aufrechten bis aufsteigenden Ästen und erreicht eine Länge von 25 bis 100 cm (selten bis 150 cm). Die grünen Äste sind anfangs durch Blasenhaare mehlig bestäubt, später verkahlen sie. Die Laubblätter sind wechselständig (die untersten auch gegenständig) am Stängel angeordnet. Sie besitzen einen kurzen Blattstiel und erreichen eine Länge von meist 25 bis 80 mm (bis 120 mm) und eine Breite von 2 bis 8 mm (bis 12 mm). Ihre dünne, beidseitig grüne Blattspreite ist linealisch oder schmal lanzettlich mit ganzrandigem oder buchtig gezähntem Blattrand.

Blütenstand und Blüte

blühende Strand-Melde

Die Strand-Melde ist einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch) (manchmal fast zweihäusig). Die Blütenstände bestehen aus bis zu 20 cm langen, dichteren oder unterbrochenen Ähren von Blütenknäueln. Männliche Blüten enthalten vier bis fünf Blütenhüllblätter (Tepalen) und vier bis fünf Staubblätter. Weibliche Blüten, die nur aus dem Fruchtknoten bestehen, werden umhüllt von zwei nur am Grunde verwachsenen Vorblättern. Diese sind bei einer Länge von bis zu 10 mm dreieckig und weisen im Unterschied zu Atriplex intracontinentalis eine langgestreckte Spitze auf. Am Rand sind sie häufig gezähnt, seltener ganzrandig. Ihre im unteren Teil stark bemehlte Fläche trägt deutliche höckerartige Anhängsel. Die Innenseite der Vorblätter ist oft glänzend weiß.

Die Blütezeit reicht von Juli bis September. Die Bestäubung erfolgt in der Regel durch den Wind, ist aber auch durch Insekten oder durch Selbstbestäubung möglich[1].

fruchtende Strand-Melde mit Vorblättern der weiblichen Blüten

Frucht und Samen

Zur Fruchtzeit verfärben sich die grünen Vorblätter oft braun oder schwarz. Es gibt zwei Samentypen (Heterokarpie): rötlich-schwarze, flache Samen mit einem Durchmesser von etwa 1,5 mm sowie rotbraune, flache oder etwas konkave Samen mit einem Durchmesser von 2 bis 2,5 mm. Die rotbraune Färbung der größeren Samen ist ein Unterscheidungsmerkmal zu Atriplex intracontinentalis, deren größere Samen hellbraun sind.

Chromosomenzahl

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 18.

Photosyntheseweg

Die Strand-Melde ist eine C3-Pflanze mit normaler Blattanatomie[2].

Ökologie

Die 2-zelligen Blasenhaare der Pflanze dienen der Ausscheidung von überschüssigem Salz, indem sie bei Reife zerplatzen.

Die Strand-Melde ist eine Nahrungspflanze für die Raupen der Eulenfalter Strand-Erdeule (Agrotis ripae)[3], Euxoa cursoria und die Gemüseeule (Lacanobia oleracea). Auch die Miniersackträger Coleophora atriplicis, Coleophora salinella und Coleophora versurella fressen an dieser Art[4].

Der Schlauchpilz Chaetoplea calvescens lebt als Saprobiont auf den toten Stängeln der Strand-Melde[5].

Vorkommen

Lebensraum der Strand-Melde

Das natürliche Verbreitungsgebiet der Strand-Melde umfasst Nordeuropa, Westeuropa, Mitteleuropa und Südeuropa und Teile von Nordafrika (Marokko und Algerien), wo die Pflanzen die Küsten von Ostsee und Nordsee, Atlantik und Mittelmeer besiedeln[6]. (Ähnliche Pflanzen im Inland sind nach Suchorukow (2007) meist die Atriplex intracontinentalis. Als eingeführte Art kommt die Strand-Melde auch im nordöstlichen Nordamerika vor.

In Deutschland ist die Strandmelde in Niedersachsen und Bremen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern heimisch. Sie wächst in Salzpflanzenfluren der Spülsäume und auf Sand- und Kiesstränden. Die Pflanzensoziologie nennt sie als Charakterart der Assoziation Atriplicetum littoralis. Sie ist eine Zeigerpflanze für volle Besonnung und überschwemmte, salzige Böden mit übermäßigem Stickstoffgehalt[3].

In Österreich tritt die Art im pannonischen Gebiet sehr selten, sonst nur unbeständig auf Salzfluren und salzhältigen Ruderalfluren, wie durch Streusalz belastete Straßenrändern, der collinen Höhenstufe auf. Die natürlichen Vorkommen beschränken sich auf den burgenländischen Seewinkel, in Wien, Oberösterreich und Osttirol tritt die Spezies nur unbeständig auf. Sie gilt als vom Aussterben bedroht.[7]

Systematik

Die Strand-Melde (Atriplex littoralis) zählt innerhalb der Gattung Atriplex zur Sektion Teutliopsis Dumort.[2].

Die Erstbeschreibung dieser Art erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum 2, S. 1054[8].

Synonyme von Atriplex littoralis L., die auf demselben Typus beruhen, sind: Atriplex patula L. var. littoralis (L.) A.Gray, Atriplex patula L. var. littoralis (L.) Hall & Clements (nom. superfl.), Chenopodium littorale (L.) Thunb. und Schizotheca littoralis (L.) Gourr. (nom.illegit.). Als Synonym angesehen werden auch Atriplex serrata Huds., Atriplex marina L., Atriplex hastata L. subsp. littoralis Pons sowie Atriplex hastata L. var. littoralis Farwell.

Literatur

  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3364-4. S. 93. (Abschnitt Beschreibung)
  • Alexander P. Suchorukow: Zur Systematik und Chorologie der in Russland und den benachbarten Staaten (in den Grenzen der ehemaligen USSR) vorkommenden Atriplex-Arten (Chenopodiaceae). In: Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien, Serie B, 108, 2007, S. 348. (pdf-Datei) (Abschnitte Beschreibung, Chromosomenzahl, Systematik)
  • Stanley L. Welsh: Atriplex littoralis, S. 332 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico, Volume 4: Magnoliophyta: Caryophyllidae, part 1., Oxford University Press, New York u. a. 2003, ISBN 0-19-517389-9. (Abschnitte Beschreibung, Vorkommen in Nordamerika)
  • R. Düll/ H. Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder, 7. Auflage, Quelle & Meyer-Verlag, 2011, ISBN 978-3-494-01424-1

Einzelnachweise

  1. Eintrag bei BiolFlor
  2. 2,0 2,1 Gudrun Kadereit, Evgeny V. Mavrodiev, Elizabeth H. Zacharias & Alexander P. Sukhorukov: Molecular phylogeny of Atripliceae (Chenopodioideae, Chenopodiaceae): Implications for systematics, biogeography, flower and fruit evolution, and the origin of C4 Photosynthesis, In: American Journal of Botany, Volume 97 (10), 2010, S. 1664-1687. (pdf-Datei)
  3. 3,0 3,1 Strand-Melde. FloraWeb.de
  4. Gaden S. Robinson, Phillip R. Ackery, Ian J. Kitching, George W. Beccaloni & Luis M. Hernández: Eintrag bei HOSTS - A Database of the World's Lepidopteran Hostplants
  5. Eintrag bei EOL Encyclopedia of Life.
  6. P. Uotila, 2011: Chenopodiaceae (pro parte majore) . – In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Atriplex littoralis. Eintrag bei PESI-Portal.
  7. Erstbeschreibung eingescannt bei Biodiversity Heritage Library

Weblinks

Commons: Strand-Melde – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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