Tabernaemontana undulata


Tabernaemontana undulata
Systematik
Euasteriden I
Ordnung: Enzianartige (Gentianales)
Familie: Hundsgiftgewächse (Apocynaceae)
Unterfamilie: Rauvolfioideae
Gattung: Tabernaemontana
Art: Tabernaemontana undulata
Wissenschaftlicher Name
Tabernaemontana undulata
Vahl

Tabernaemontana undulata ist eine Pflanzenart aus der Gattung Tabernaemontana in der Unterfamilie Rauvolfioideae innerhalb der Familie der Hundsgiftgewächse (Apocynaceae). Die Matis und Matsés benutzen sie als Heilpflanze und bezeichnen sie als Becchete oder Bëcchëte (ausgesprochen B'-chéw-teh). Sie kommt beispielsweise im Amazonischen Regenwald und in Costa Rica vor.

Beschreibung

Tabernaemontana undulata wächst als Baum oder Strauch und erreicht Wuchshöhen von 1,5 bis 7 Meter. Die Pflanzenteile sind unbehaart. Die gegenständigen, häutigen Laubblätter sind mit einer Länge von 7 bis 26 Zentimetern und einer Breite von 2,3 bis 8,5 Zentimetern elliptisch oder lanzettlich, selten länglich-eiförmig mit gewelltem Blattrand. Der 0,4 bis 1,5 Zentimeter lange Blattstiel besitzt an der Basis Drüsen.

Blüten und Früchte erscheinen das ganze Jahr. Der seitenständige, auf einem 0,4 bis 1,7 Zentimeter langen Blütenstandsschaft stehende, zymöse Blütenstand ist stark reduziert und enthält nur ein bis vier Blüten. Die eiförmigen Deckblätter sind mehr oder weniger einen Millimeter lang. Der Blütenstiel besitzt eine Länge von zwei bis fünf Millimetern. Die zwittrigen, radiärsymmetrischen, fünfzähligen Blüten besitzen ein doppeltes Perianth. Die fünf etwa acht Millimeter langen Kelchzipfel besitzen sechs bis sieben Drüsen an ihrer Basis. Die fünf rosa- bis lachsfarbenen, gelb bis cremefarbenen gefleckten Kronblätter sind zu einer 1,9 bis 2,8 Zentimeter langen Röhre verwachsen mit etwa 1,5 Zentimeter langen Kronzipfeln. Die fünf Staubblätter besitzen etwa vier Millimeter lange Staubbeutel.

Die nierenförmigen Früchte sind violett bis kaffeefarben und 2,5 bis 3 Zentimeter lang. Die etwa 1,1 Zentimeter langen Samen besitzen eine runzelige Oberfläche.

Wirkung der Droge

In die Augen getröpfelt, gibt Becchete der Umgebung eine größere Struktur und ein größeres Ausmaß, wodurch Tiere bei der Jagd leichter ausgemacht werden können. Die Wirkung hält Tage oder Wochen an, nicht nur ein paar Stunden. Zusätzlich zur Vergrößerung der Sicht gibt es einen Zuwachs an Energie. Beim Verabreichen brennen die Augen, was aber schon aufgrund des Umstandes, dass Becchete mit Wasser aus dem Amazonas extrahiert wird, das eine hohe Konzentration von Tanninen aufweist, nicht anders zu erwarten ist, da diese von sich aus schon Brennen und Beißen in den Augen verursachen. Es wurde berichtet, das Indigene vom Volk der Ticuna den Milchsaft von einer nah verwandten Art, Tabernaemontana sananho, mit Wasser mischen, um Augenwunden zu behandeln.[1] Zusätzlich zur Anwendung an den Augen wie bei den Matis und Ticuna nehmen es die Matsés gewöhnlich oral ein.

Wirkstoffe

Der Hauptwirkstoff Tabernaemontana ist Ibogain, eine natürlich vorkommende psychotrope Substanz. Ibogain wird zur Schmerzbehandlung und zur Suchtbehandlung bei Abhängigkeit von Opiaten verwendet. Außerdem wird es zur Unterstützung der psychologischen Selbstbeobachtung und zu spirituellem Empfinden verwendet. In kleinen Dosierungen ist Ibogain ein Anregungsmittel und Aphrodisiakum, während es in größeren Mengen als Mittel zum Weissagen dient, ähnlich wie Ayahuasca and Peyote.

Geschichte

Scott Wallace vom National Geographic Magazine war der erste, der über den Gebrauch dieser indigenen Heilpflanze beim Stamm der Matis berichtete.[2] Dan James Pantone, einer der Gründer des Movement in the Amazon for Tribal Subsistence and Economic Sustainability (MATSES), entdeckte, dass der Stamm der Matsés ebenfalls Becchete verwendete. Im September 2008 sammelte Pantone Pflanzenproben im Territorium der Matsés in the Region des Yaquerana Flusses an der Grenze von Peru mit Brasilien. Zusammen mit anderen Botanikern der Universidad Nacional de la Amazonía Peruana (UNAP) in Iquitos, Peru, gelang es ihm die Pflanzenart als Tabernaemontana undulata, Teil der Gattung Tabernaemontana und der Pflanzenfamilie Apocynaceae, zu identifizieren.

Systematik

Die Erstbeschreibung von Tabernaemontana undulata erfolgte 1798 durch Martin Vahl in Eclog. Amer. 2, S. 20. Synonyme für Tabernaemontana undulata Vahl sind Bonafousia undulata (Vahl) A.DC. und Stemmadenia nervosa Standl. & L.Wms.

Rechtslage

In Deutschland unterliegt Tabernaemontana undulata nicht dem BtMG. Es fällt jedoch unter die Definition von § 2 Abs. 1 des AMG, sobald es für die medizinisch-biologisch wirksame Anwendung an Mensch oder Tier bestimmt ist. Somit ist Herstellung und Verkauf einer Substanz nach dem AMG reguliert, unabhängig davon in welcher Form die Substanz vorliegt, wenn sie in Bestimmung § 2 Abs. 1 erfüllt.[3][4] Der Verkauf und die Herstellung von Arzneimitteln ohne Genehmigung ist strafbar nach AMG § 2 Abs. 1 Nr. 5 a. F., § 2 Abs. 1 Nr. 2a n. F., § 5, § 95 Abs. 1 Nr. 1, StPO § 354a. Dies wurde in einem Urteil des Bundesgerichtshofs zu der frei verfügbaren Chemikalie γ-Butyrolacton (GBL) bestätigt, welche nach dem AMG als Arzneimittel eingestuft wird, sobald sie für den Konsum bzw. Gebrauch an Mensch oder Tier bestimmt ist.[5][6]

Quellen

Einzelnachweise

  1. James A. Duke: Module 8: AMAZONIAN (IBEROAMERICAN). In: MEDICAL BOTANY – SYLLABUS. Abgerufen am 7. August 2010 (englisch).
  2. Scott Wallace: Into the Amazon. In: National Geographic Magazine. August 2003, abgerufen am 8. August 2010 (englisch).
  3. Erwin Deutsch, Rudolf Ratzel, Hans-Dieter Lippert: Kommentar zum Arzneimittelgesetz (AMG). 3. Auflage, Gabler Wissenschaftsverlage, 2010, ISBN 978-3-6420-1454-3, S. 64–66.
  4. ArzneimittelG § 2 Abs. 1 Nr. 5 a. F., § 2 Abs. 1 Nr. 2a n. F., § 5, § 95 Abs. 1 Nr. 1. Abgerufen am 16. Mai 2012.
  5. Martin Kämpf: Strafrecht: Handel mit Gamma-Butyrolacton (GBL, liquid ecstasy) zu Konsumzwecken. 25. Juli 2011.
  6. Das unerlaubte Inverkehrbringen von Gamma-Butyrolacton (GBL) zu Konsumzwecken ist nach dem Arzneimittelgesetz strafbar. BGH-Urteil vom 8. Dezember 2009, 1 StR 277/09, LG Nürnberg-Fürth bei Lexetius.com/2009,3836.

Weblinks

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