Termitenhügel


Termitenhügel in Somalia
Termitenhügel 1906
Termitenhügel in Queensland / Australien

Ein Termitenhügel ist der oberirdische Teil eines Termitenbaus. Daneben bauen bestimmte Termitenarten auch Erdnester (unter der Erde) und Kartonnester (auf Bäumen).

Struktur

Unterschiedliche Termitenarten bauen sehr unterschiedliche Termitenhügel. Entscheidend ist vor allem die Funktion.

Termitenhügel können sehr groß werden und mehrere Millionen Termiten beherbergen. Vor allem in Afrika und Australien prägen sie oft das Bild von Savannenlandschaften. Bei Bauten der afrikanischen Termitenart Macrotermes bellicosus (syn. Bellicositermes natalensis) wurden Höhen von bis zu sieben Metern und ein Basis-Durchmesser von bis zu 28 Metern gemessen. Die größten Bauten errichtet eine australische Art aus der Unterfamilie der Nasutitermitinae. Das Baumaterial der Termitenhügel setzt sich aus Erde und zerkautem Pflanzenmaterial (Zellulose) zusammen, als Bindemittel dienen (je nach Unterfamilie) auch Kot und Speichel der Termiten. Diese Mischung kann eine enorme Festigkeit und Härte erreichen.

Das Zentrum eines Termitenhügels bei den meisten Macrotermitninae bildet die Kammer mit der Termitenkönigin, dem zumeist einzigen fruchtbaren Weibchen, das sämtliche Eier des Insektenvolkes produziert. Um die Kammer der Königin herum erstreckt sich der meist konzentrisch angelegte Bau. Er kann sehr komplex und in mehrere Galerien gegliedert sein. In der Nähe der Königinnen-Kammer liegen die Kammern für Eier und kleinere Larven. Nach außen folgen die Kammern für größere Larven und Arbeiter-Termiten. Daran schließen sich die Pilz-Kammern an, in denen die Arbeiter als Hauptnahrungsquelle für das Termitenvolk essbare Pilze kultivieren. Der gesamte Bau ist von einem komplizierten Labyrinth von Gängen und Luftschächten durchzogen.

Funktionen

Während manche Arten trockenes Pflanzenmaterial zum späteren Verzehr einlagern, kultivieren Arten der Unterfamilie Macrotermitinae in einer obligaten Symbiose Pilze der Gattung Termitomyces, dessen asexuelle Fruchtkörper die einzige Nahrungsquelle der Kolonie darstellen. Diese Kolonien benötigen eine besonders stabile Homöostase mit sehr geringen Temperatur- und Luftfeuchteschwankungen. Um dies zu gewährleisten, haben sich innerhalb verschiedener Arten der Macrotermitine verschiedene Hügelarchitekturen entwickelt. Im begrenzten Umfang reagieren die Arten dabei auch auf Umweltveränderungen und passen ihre Architektur an.

Hauptsächlich dienen diese Termitenhügel zum Schutz vor der Witterung und zur Klimaregulation. Die komplexe Struktur von Gängen, Luftschächten und dämmenden Isolationsschichten sorgt selbst in den heißen Zonen von Afrika und Australien dafür, dass im Bau ein gleichmäßiges, verhältnismäßig kühles Klima herrscht. Manche Termitenhügel haben zur Klimatisierung hoch aufragende Zinnen mit Windschächten, durch die ständig frische, kühle Luft bis in die innersten Bereiche des Baus gedrückt wird. Die Hügel der australischen Kompass-Termiten sind länglich geformt und in Nord-Süd-Richtung angelegt, sodass nur die schmalere Seite zur Sonne zeigt und sich der Bau weniger aufheizt.

Der Hügel dient auch zum Schutz vor Fressfeinden, weshalb er auch häufig als "Festung" bezeichnet wird. Nur wenige, auf die Jagd nach Termiten spezialisierte Tiere sind in der Lage, die steinharten Mauern eines Termitenhügels aufzubrechen. Hierzu gehören vor allem Ameisenbären, aber auch Erdferkel und Gürteltiere, die mit ihren starken Klauen Löcher in einen Termitenhügel graben können. Wird ihr Bau aufgebrochen, beginnen die Termiten sofort wieder damit, ihn zu verschließen. Die wichtigsten Prädatoren von Termiten sind Ameisen, die oberirdisch oder Unterirdisch in Termitennester eindringen und ganze Kolonien in kürzester Zeit erbeuten können.

Verlassene Termitenhügel

Nicht mehr bewohnte Termitenhügel stellen durch die veränderten Bodenbedingungen besondere Kleinstlebensräume dar, die sich von ihrer Umgebung unterscheiden. So kommen beispielsweise in Westafrika bestimmte Gehölze wie die Tamarinde oder afrikanisches Ebenholz, aber auch viele sukkulente Pflanzen bevorzugt oder ausschließlich auf Termitenhügeln vor. Selbst nach tausenden Jahren können solche Unterschiede noch deutlich zu erkennen sein, wie die sogenannten Heuweltjies in Südafrika und Namibia zeigen.

Siehe auch

Literatur

  • Darlington, J. P. E. C. (1984). A method for sampling the populations of large termite nests. Ann. Appl. Biol. 104: 427-436.
  • Korb, J. 2003. Thermoregulation and ventilation of termite mounds. Naturwissenschaften 90: 212-219.
  • Korb, J. 2011. Termite mound architecture, from function to construction. In: D. E. Bignell, Y. Roisin and N. T. Lo (Hrsg.). Biology of Termites: a modern synthesis, pp. 349-374. Springer, ISBN 9789048139767.
  • Lepage, M. G., und J. P. E. C. DARLINGTON (2000): Population Dynamics of Termites. In: T. Abe, D. E. Bignell and M. Higashi (Hrsg.). Termites: Evolution, Sociality, Symbioses, Ecology, pp. 333 - 362. Kluwer Academic publishers, ISBN 0792363612.
  • Moore, J. M., und M. D. Picker (1991): Heuweltjies (Earth Mounds) in the Clanwilliam District, Cape-Province, South-Africa - 4000-Year-Old Termite Nests. Oecologia 86: 424-432.
  • Schmidt, H. (2003): Termiten, 3. Auflage, Westarp Wissenschaften, ISBN 3894325097.

Weblinks

Commons: Termite mounds – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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