Tonikum
Als Tonikum (neulateinisch aus griechisch tonikòs, „gespannt“; Plural Tonika) werden „kräftigende“ Mittel oder so genannte Stärkungsmittel bezeichnet. Als Synonym wird auch der Begriff Roborans (lat. roborare, „stärken“; Pl. Roborantia) verwendet. In der Regel sind es Tinkturen, also alkoholische Auszüge aus einem oder mehreren pflanzlichen oder tierischen Stoffen.
Verwendung
Tonika sind Präparate für den innerlichen oder äußerlichen Gebrauch (Arzneimittel, Nahrungsergänzungsmittel, Kosmetika), die den Körper bzw. bestimmte Organe kräftigen sollen. Sie dienen weniger der Heilung von Krankheiten, als vielmehr der Vorbeugung mittels einer besonderen Versorgung mit für gesundheitsfördernd gehaltenen Substanzen wie Vitaminen, Mineralstoffen, Lecithin und anderen. Zu den bekanntesten Tonika gehören Lebertran und Ginseng, auch die Coca-Cola in ihrer ursprünglichen Rezeptur, oder das Präparat „Frauengold“.
Der Name Tonic Water für Limonade begründet sich aus der symptomlindernden Wirkung des enthaltenen Chinins bei Infektionskrankheiten wie Malaria.
Tonika in der chinesischen Medizin
Auch in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) haben Tonika ihren festen Platz. Nach der Auffassung der TCM regen sie den Qì- und den Blut-Fluss an, beseitigen Blockaden und stärken die körpereigenen Abwehrkräfte. Sie werden in der chinesischen Medizin seit Jahrtausenden eingesetzt. Schon im „Huang Di Nei Jing“ (黃帝內經) wurden 13 Medizin-Rezepturen der späteren Wu-Familie als Beispiele beschrieben, um zu verdeutlichen, wie diese Medizin von innen her wirke, nämlich die Kräuter-Tonika (Tinkturen: Jiu), Kräuter-Kugeln (große Kugeln: Wan, kleine Kugeln: Dan), Kräuter-Sude (Abkochung: Tang) und Kräuter-Pulver (San).
Im „Han Gao Zong-Siegel-Buch“ wurden die Wu-Tonika wie folgt gepriesen: „Die beste Güteklasse der Medizin muss drei Eigenschaften haben: Geist, Essenz und höhere Energie. Diese drei müssen miteinander koexistieren; Essenz wandelt Energie um; Energie wandelt Geist um oder Geist wandelt Energie um und Energie wandelt Essenz um. Der stetige Kreislauf dieser Energie wirkt auf meinen ganzen Körper.“[1]
Zu Zeiten von Konfuzius (551-479 v. Chr.) galten die Tonika des Wu-Clans als das wichtigste Geschenk der Götter, neben der Jade und dem Tee. Ihre Verwendung geht auf Shen Nung zurück, der vor 5000 Jahren gelebt haben soll. Besonders in der elitäreren Schicht erfreuten sie sich großer Beliebtheit, und um die Einnahme wurde ein regelrechter Kult betrieben, der sich auch in den Riten der Zhou widerspiegelte. So gab es genaue Richtlinien, welcher Adelsrang Trinkkelche bestimmter Materialien (Jade, Gold, Silber, Bronze oder Keramik) und Formen für die Einnahme der Tonika benutzen durfte (Jue und Gu), auch Riten usw. waren festgelegt.
Literatur
- 黄帝内经 - Huang Di Nei Jing, Huang Cheng-Verlag - 花城出版社, 2004, ISBN 7-5360-4095-4.
- Veröffentlichungen von Studien über die Wu-Familie von Frau Yun Yi Na - 云伊娜, 2009, chinesische Quelle
- HAN GAO ZONG-Siegel-Buch", Biographie eines der ersten Han-Kaiser
- Lun Yu (Originaltext und Übersetzung), Zhong Gua-Verlag - 中华书局, 2006,ISBN 7-101-05418-8.
- Shuo Wen Jie Zi - 說文解字, Zhong Hua-Verlag - 中华书局, 2004, ISBN 7-101-00260-9.
- Veröffentlichungen von Studien über das Huang Di Nei Jing von Frau Qu Li Min - 曲黎敏, 2009, chinesische Quelle
Fußnote
- ↑ Originaler Quellentext: 《高上玉皇心印妙经》云:上药三品,神与气精,精气神彼此作用互存,或精化气,气化神,或神化气,气化精,不断循环施化流行于吾人之周身。藥酒中所存在的氣也被科學所證實!