Turkanapithecus kalakolensis


Turkanapithecus kalakolensis
Zeitliches Auftreten
frühes Miozän
18 bis 16 Mio. Jahre
Fundorte
  • Turkana-See, Kenia
Systematik
Ordnung: Primaten (Primates)
Teilordnung: Altweltaffen (Catarrhini)
Überfamilie: Menschenartige (Hominoidea)
Gattung: Turkanapithecus
Art: Turkanapithecus kalakolensis
Wissenschaftlicher Name
Turkanapithecus kalakolensis
Leakey & Leakey, 1986

Turkanapithecus kalakolensis ist eine ausgestorbene Art der Primaten, die während des frühen Miozäns in Ostafrika vorkam. Im Norden von Kenia, am Ufer des Turkana-Sees entdeckte Fossilien, die zu dieser Gattung gestellt wurden, stammen der 1986 publizierten Erstbeschreibung von Gattung und Art zufolge aus Sedimentschichten, deren Alter anhand von Leitfossilien auf rund 16 bis 18 Millionen Jahre datiert wurde.[1] Die Zuordnung der Gattung zu einer bestimmten Familie innerhalb der Überfamilie der Menschenartigen wurde in der Erstbeschreibung als „unsicher“ („incertae sedis“) bezeichnet.

Als Holotypus wurde in der Erstbeschreibung durch Richard Leakey und Meave Leakey der Gesichtsschädel KNM-WK 16950A mit zugehörigem, teilweise bezahntem Unterkiefer KNM-WK 16950B von der Fundstelle Kalodirr (3° 20' N, 35° 40' O) ausgewiesen, der während der Grabungsperiode 1985/86 als Oberflächenfund geborgen worden war. Beim Gesichtsschädel blieben Knochen im Bereich der Stirn, der Augen, der Nase und des teilweise bezahnten Oberkiefers erhalten. Als Paratypen wurden in der Erstbeschreibung unter anderem mehrere Arm- und Beinknochen (KNM-WK 16951-X) benannt, die vermutlich zum gleichen Individuum wie der Gesichtsschädel gehörten. Am selben Fundort wurden 1985/86 auch die zu Afropithecus turkanensis gestellten Fossilien entdeckt. Verwahrort der Funde ist das Kenianische Nationalmuseum (daher KNM) in Nairobi.

Turkanapithecus kalakolensis ist zugleich die Typusart und die bislang einzige Art der Gattung Turkanapithecus. Diese Bezeichnung verweist auf die Nähe des Fundortes zum Turkana-See sowie auf das griechische Wort πίθηκος (altgriechisch ausgesprochen píthēkos: „Affe“). Das Epitheton kalakolensis ist ebenfalls abgeleitet vom Fundort am Fluss Kalakol.

Turkanapithecus kalakolensis war ein relativ kleines Tier mit einer kurzen Schnauze, laut Erstbeschreibung kleiner als der ca. 20 kg schwere Proconsul africanus und vergleichbar einem heute lebenden Weißbart-Stummelaffen. Die Abgrenzung der Funde gegen gleich alte Arten der Menschenartigen erfolgte vor allem anhand diverser Merkmale der Bezahnung, speziell der Backenzähne.

Einzelnachweise

  1. Richard Leakey, Meave Leakey: A second new Miocene hominoid from Kenya. In: Nature, Band 324, 1986, S. 146–148, doi:10.1038/324146a0

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