Uhren-Zeichen-Test


Beim Uhren-Zeichen-Test nach Shulman (1993) handelt es sich um ein weitverbreitetes Schnell-Screening zur Prüfung der Visuokonstruktion (parietale Funktion) und des Problemlösens (frontale Funktion), zum Beispiel während der ersten diagnostischen Abklärung dementieller Erkrankungen.

Durchführung

Der Patient wird gebeten, das Zifferblatt einer Uhr zu zeichnen und eine bestimmte Zeigereinstellung ("13:25 Uhr", "Fünf vor halb Zwei") einzutragen. Die Durchführung dauert 2-5 Minuten.

Auswertung

Anhand der Abweichungen in der Darstellung von der "Normal-Leistung" (Aufteilung des Zifferblattes, Schriftbild der Zahlen, Fehlen der Zeiger und Ähnliches) lassen sich Rückschlüsse auf das Ausmaß der Hirnfunktionsstörung ziehen. Dabei werden je nach Abweichung 1-6 Punkte vergeben, wobei ein Score ≥ 3 als Hinweis auf eine Demenz gilt.

  • Score 1 = Uhr ist perfekt (Ziffern 1-12 an der richtigen Stelle, korrekte Uhrzeit eingezeichnet)
  • Score 2 = leichte visuell-räumliche Fehler (z. B. Abstände zwischen den Ziffern ungleichmäßig, Ziffern außerhalb des Zifferblattes, Verwendung von Linien zur Orientierung, Verdrehung des Zifferblattes)
  • Score 3 = Fehlerhafte Uhr bei erhaltener visuell-räumlicher Darstellung (z. B. nur ein Zeiger eingezeichnet, Uhrzeit als Text, keine Uhrzeit)
  • Score 4 = mittelgradige Desorganisation, korrektes Einzeichnen der Uhr unmöglich (z. B. sehr unregelmäßige Zwischenräume, keine Ziffern, Ziffern >12, Rechts-Links-Umkehr, Dysgraphie)
  • Score 5 = Schwergradige visuell-räumliche Desorganisation (wie 4, aber stärker ausgeprägt)
  • Score 6 = keine Darstellung der Uhr

Eine Aufzählung weiterer Tests zur Prüfung der Visuokonstruktion findet sich im Artikel Klinische Neuropsychologie bei den Neuropsychologischen Tests zur Visuokonstruktion.

Literatur

  • Brunnhuber, S., Frauenknecht, S. & Lieb, K.: Intensivkurs Psychiatrie und Psychotherapie. Urban & Fischer: München 2005. ISBN 3-437-42131-X
  • Shulman, K. I., Gold, D. P., Cohen, C. A. & Zucchero, C. A.: Clock-drawing and dementia in the community: A longitudinal study. International Journal of Geriatric Psychiatry, 8 (1993), 487–496.