Ulnarisrinnen-Syndrom


Klassifikation nach ICD-10
G56.2 Läsion des N. ulnaris
ICD-10 online (WHO-Version 2019)
Betroffene Regionen des Ulnarisrinnen-Syndroms

Das Ulnarisrinnensyndrom (Synonyme Sulcus-ulnaris-Syndrom oder Kubitaltunnel-Syndrom) ist eine Druckschädigung des Nervus ulnaris am Ellbogen.

Nervus ulnaris

Arm des Menschen, der N. ulnaris ist kleinfingerseitig zu erkennen

Der Nervus ulnaris („Ellennerv“) verläuft im Bereich des Ellbogens in einer gut tastbaren Rinne (Sulcus ulnaris) nur durch wenig Bindegewebe geschützt in unmittelbarem Kontakt zur Elle und direkt unter der Haut. Man kann ihn daher durch Ertasten leicht selbst lokalisieren und meist schon bei leichter Berührung ein Kribbeln oder Brenngefühl in der Hand auslösen. Dadurch ist diese Region auch bei leichtem Anstoßen sehr schmerzempfindlich, was ihr den Namen „Musikantenknochen“ (auch „Musikknochen“, „Musikerknochen“, „Mäuschen“ genannt) gegeben hat. In Österreich spricht man oft vom „narrischen Ba (närrisches Bein)“.

Ursachen

Da der Nerv an dieser Stelle so ungeschützt ist, ist er anfällig für Verletzungen durch Druck und Zug. Durch wiederholte Bewegungen oder ständige Belastung kann es zu Reizung und schließlich Schädigung des Nervs kommen.

Symptome

Die Nervenschädigung macht sich durch ein Taubheitsgefühl im kleinen Finger, der äußeren Seite des Ringfingers und dem angrenzenden Handtellerbereich des entsprechenden Armes bemerkbar. Motorisch kann eine Schwäche der versorgten Muskeln in der betroffenen Hand und schließlich Muskelschwund auftreten. Dies führt zu einer eingeschränkten Beweglichkeit der Hand. Kleiner Finger und Ringfinger geraten in Beugestellung der Endgelenke bei Überstreckung im Grundgelenk und das Spreizen der Finger ist erschwert (Klauen- bzw. Krallenhand).

Diagnose

Die Diagnose kann ein Neurologe zwar meist schon auf Grund der Symptomschilderung stellen, aber klinische (Prüfung der Muskelkraft und Berührungsempfindung) und elektrophysiologische Untersuchungen, beispielsweise die Messung der Nervenleitgeschwindigkeiten, sind unerlässlich. Das Froment-Zeichen ist positiv.

Differentialdiagnose

Differentialdiagnostisch muss eine Schädigung des N. ulnaris am Handgelenk (Loge-de-Guyon-Syndrom) ausgeschlossen werden.

Mehrfachen und unterschiedlich lokalisierten Einwirkungen auf den Nerven (Double-Crush-Syndrom) wird ein kumulativer Effekt zugeschrieben (Upton 1973, Mackinnon 1992). Ein geringfügiger proximal lokalisierter Druck, der allein nicht ausreicht, um einen Schaden zu verursachen, kann die Empfindlichkeit der distal gelegenen Nervenanteile gegenüber Druck deutlich erhöhen (Simpson 1996). Am Oberarm lokalisierte Kompressionen des Nerven sind selten und können durch einen Processus supracondylaris oder die Struthers-Arkade ausgelöst werden.[1]

Behandlungsmöglichkeiten

Wichtig ist für den Patienten das Verständnis des auslösenden Mechanismus und eine Änderung der täglichen Gewohnheiten (Auflegen des Ellbogens am Fensterrahmen des Autos, Aufstützen des gebeugten Ellbogens etc.). Parallel muss versucht werden, mit Polstern oder durch Schienung eine Druckentlastung des Nerven herbeizuführen.

Nur bei chronischen und weiter fortschreitenden Symptomen ist eine Operation notwendig. Eine Methode verlegt den Nerv aus der Knochenrinne Richtung Ellenbeuge in eine geschütztere Lage. Einfacher und vor allem schonender ist das Durchtrennen des Gewebes, das den Nerv im Bereich des Ellenbogen umgibt. Bei der mit der Heilung verbundenen Vernarbung des Gewebes verlängert sich dieses und der Druck auf den Nerv lässt nach.

Die Operationsmethoden sind in erster Linie darauf ausgelegt, den weiteren Verlauf des Syndroms zu stoppen. Aber auch die Chancen einer Heilung des Nervs sind gut. Die akuten Symptome, wie z. B. ein unangenehmes Kribbeln in der Hand, lassen rasch nach, schwere sensible Einschränkungen können jedoch je nach Schwere der Einklemmung erst nach einem Jahr verschwinden.

Die minimal-invasive, endoskopische Operation des Ellennerven bei Sulcus-ulnaris-Syndrom (mit nur 2–3 cm statt 10–12 cm langem Schnitt) ist eine noch relativ neue Operationstechnik, die noch nicht sehr verbreitet ist, auch, weil sie spezialisierte Instrumente voraussetzt.[2]

Literatur

Einzelnachweise

  1. AWMF- Leitlinie: Chronische Ulnarisneuropathie am Ellenbogen hier online
  2. Vergleich der endoskopischen und offenen Operation

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