Gebärmutter
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Die Gebärmutter (lat. Uterus, griechisch δελφύς (delphys - Orakel von Delphi, Delfine (Fische mit Gebärmutter)), μήτρα (mētra) oder ύστερα (hystera)) ist ein Teil der Ausführgänge der weiblichen Geschlechtsorgane der Wirbeltiere, in welchem die befruchteten Eizellen vor der Geburt zum geburtsreifen Fetus heranreifen. Alle weiblichen Säugetiere sowie zahlreiche weitere lebendgebärende (vivipare) Wirbeltiere besitzen paarige oder unpaare Uteri.
Prozesse, die innerhalb der Gebärmutter ablaufen, werden mit dem Adjektiv intrauterin bezeichnet.
Die Gebärmutter der Frau
Die Form der Gebärmutter der Frau ähnelt einer auf dem Kopf stehenden Birne und geht am oberen Gebärmutterende, dem Fundus uteri, in die Eileiter (Tuben) über. Sie wird neben dem Fundus uteri in einen Gebärmutterkörper (Corpus uteri), einen Isthmus und den Gebärmutterhals (Cervix uteri), welcher sich in die zapfenartig in die Scheide hervorragende Portio vaginalis und die darüberliegende Portio supravaginalis gliedert, unterteilt. Bei der Nullipara (Frau ohne vorhergehende Geburten) ist er im Durchschnitt ca. 7 cm lang und bei der Multipara (Frau nach mehreren Geburten) ist eine Länge bis 8 cm normal.
Die normale Lage ist die sogenannte Anteversio, das heißt, die Gebärmutter ist gegenüber der Scheide nach vorn geneigt. Der Grad der Neigung ist abhängig von der Füllung der Harnblase und des Mastdarms. Zudem besitzt die Gebärmutter einen Knick zwischen Körper und Hals, was als Anteflexio bezeichnet wird. Bei vergrößertem Uterus (z. B. im Wochenbett bei längerer Rückenlage, in der Schwangerschaft) kann eine Biegung nach hinten (Retroflexio) auftreten. Eine Rückwärtsneigung der gestreckten Gebärmutter wird als Retroversio bezeichnet, in Kombination mit einer Abknickung nach hinten als Retroversioflexio.
Benachbarte Organe der Gebärmutter sind die davor liegende Harnblase, der dahinter liegende Darm und die davor und seitlich liegenden Eierstöcke. Seitlich der Gebärmutter liegen die Beckengefäße, unterhalb liegt der Beckenboden. Der bindegewebige Halteapparat der Gebärmutter, bestehend aus mehreren Bändern, wird Parametrium genannt.
Die Blutversorgung des oberen Teils des Organs erfolgt über die aus der Bauchschlagader (Aorta abdominalis) abgehenden Arteria ovarica (Eierstockarterie), der untere Teil über die aus der Arteria iliaca interna (inneren Beckenschlagader) abgehenden Arteria uterina (Gebärmutterarterie). Die Venen bilden ein weitmaschiges Netz in der Gebärmutterwand (Plexus uterinus), welches über die Vena uterina abfließt.[1]
Schichten
Die Gebärmutter ist, wie alle Hohlorgane, aus drei Schichten aufgebaut. Außen liegt das Perimetrium, ein glatter glänzender Überzug der Serosa. Den Hauptteil der Wand bildet eine Schicht aus glatter Muskulatur, das Myometrium. Die Innenauskleidung ist eine Schleimhaut, die als Endometrium bezeichnet wird. Die innere Höhle wird Cavum uteri genannt. Die Gebärmutterschleimhaut wird im monatlichen Zyklus hormonell gesteuert auf- und abgebaut. Kommt es in diesem Zeitraum nicht zur Befruchtung, dann erfolgt bei Primaten die Monatsblutung (Menstruation). Nicht-Primaten zeigen ebenfalls zyklische Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut im Verlauf des Sexualzyklus. Eine Menstruation gibt es bei ihnen allerdings nicht.
Bei einer Befruchtung und erfolgreichen Einnistung der befruchteten Eizelle (Zygote) wächst die Gebärmutterschleimhaut weiter und stellt die Versorgung des heranwachsenden Embryos sicher. Nach der Geburt wird bei Primaten die Gebärmutterschleimhaut mit der Plazenta als Nachgeburt ausgestoßen.
Entwicklung
Die Gebärmutter entsteht entwicklungsgeschichtlich aus dem paarigen Müller-Gang, wobei linker und rechter beim Menschen und anderen Primaten zu einem einheitlichen Hohlorgan (Uterus simplex) verschmelzen.
Erfolgt diese Verschmelzung nicht komplett, ist dies die Ursache für verschiedene Uterusfehlbildungen: Eine ausbleibende Verschmelzung führt zur Doppelbildung der Gebärmutter, begleitet von einer Fehlbildung der Vagina mit Ausbildung einer Trennwand auch dort (Uterus duplex et vagina duplex; ein nur unvollständiger Zusammenschluss (mit ausbleibender Verschmelzung des oberen Abschnitts der Müller-Gänge) zu einem Uterus bicornis (einer sog. „zweihörnige Gebärmutter“, mit einfach oder doppelt vorhandenem Muttermund sowie mit oder ohne Scheidenseptum). Der sogenannte Uterus arcuatus kann als abgeschwächte Form eines Uterus bicornis gesehen werden.
Die Gebärmutter ist präpubertär relativ klein, wird nach der Pubertät beim Menschen 5–10 cm groß und dehnt sich während der Schwangerschaft stark nach oben und zu den Seiten aus. Sie reicht am Ende der Schwangerschaft bis an die Rippen. Nach der Entbindung schrumpft sie wieder zusammen. Nach der Menopause wird sie nochmals kleiner.
Untersuchungen an Tier- und insbesondere Mausmodellen konnten aufzeigen, dass Transkriptionsfaktoren der HOX-Gen-Gruppen, hierbei speziell HOX A9, A10, A11 und A13, eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Urogenitaltrakts spielen. Es ließen sich die einzelnen HOX-Genabschnitte bestimmten morphologischen Strukturen zuordnen, so etwa dass HOX A10 für die Uterusentwicklung, HOX A11 für den kaudalen Uterus- und Zervix-Anteil, HOX A13 für die obere Vagina und HOX A9 für die Eileiterentwicklung verantwortlich sind.[2][3][4][5]
Gebärmutter der Nicht-Primaten
Bei den meisten Säugetieren verschmilzt während der fetalen Entwicklung nur ein Teil der Müller-Gänge zu einem kompakten Uteruskörper (Corpus uteri). Der bei den Tieren als der vordere Abschnitt bezeichnete Teil wird von vornherein paarig angelegt, was auch hier als Uterus bicornis mit zwei Uterushörnern (Cornua uteri) bezeichnet wird. Einen solchen Uterus bicornis (zweihörnige Gebärmutter) besitzen beispielsweise alle Raub- und Huftiere.
Bei Hasenartigen, vielen Nagetieren, Riesengleitern, Beutelsäugern und Kloakentieren bleibt der gesamte Uterus paarig (Uterus duplex).
Bei Vögeln wird als „Uterus“ der Abschnitt des Oviductus bezeichnet, in dem die Kalkschale gebildet wird.
Mögliche Krankheitsanzeichen oder Krankheiten
Erkrankungen der Gebärmutter werden als Metropathien bezeichnet. Im Einzelnen versteht man darunter:
- Blutungsanomalien
- ausbleibende (Amenorrhoe), zu schwache oder zu seltene Menstruation (Oligomenorrhoe)
- zu starke, zu häufige oder unregelmäßige Menstruation
- Aplasie und Dysplasie (Fehlbildungen)
- Uterus unicornus
- Myome (Uterus myomatosus)
- Korpuskarzinom
- Gebärmutterhalskrebs (Cervixkarzinom)
- Gebärmuttervorfall (Prolaps)
- Uterusatonie
- Pyometra
- Physometra
- Hämometra
- Mukometra
Siehe auch
- Therapie in utero (medizinische Behandlung eines Ungeborenen innerhalb der Gebärmutter)
- Flexible Transgastrische Peritoneoskopie
- Hysterektomie
- Bandl-Ring
Literatur
- Uwe Gille: Weibliche Geschlechtsorgane. In: F.-V. Salomon u. a. (Hrsg.): Anatomie für die Tiermedizin. 2. erw. Aufl. Enke, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8304-1075-1, S. 379–389.
Einzelnachweise
- ↑ Johannes W. Rohen: Topographische Anatomie: Lehrbuch mit besonderer Berücksichtigung der klinischen Aspekte und der bildgebenden Verfahren. 10. völlig neugestaltete Auflage, Schattauer, Stuttgart/ New York 2008, ISBN 9783794526161, S. 417.
- ↑ Abbildung über die Zuordnung der HOX-Gene zu den Urogentialabschnitten
- ↑ Weibliche genitale Fehlbildungen. Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG),herausgebende Fachgesellschaft. AWMF-Register Nr. 015/052 Klasse: S1 + IDA, S.4 online
- ↑ Evolution of the mammalian vagina Posted by PZ Myers on January 14, 2007 online
- ↑ Evolution des Urogentialtraktes