Virngrund


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Virngrund/Firngrund
Der Virngrund im Osten der Schwäbisch-Fränkischen Waldberge

Der Virngrund im Osten der Schwäbisch-Fränkischen Waldberge

Höchster Gipfel Hornberg (580 m ü. NN)
Lage Ostalbkreis und Landkreis Schwäbisch Hall, Baden-Württemberg; Deutschland
Virngrund/Firngrund (Baden-Württemberg)
Koordinaten 49° 1′ N, 10° 12′ OKoordinaten: 49° 1′ N, 10° 12′ O
Schönenbergkirche am Rande des Virngrunds

Schönenbergkirche am Rande des Virngrunds

Waldweg im Virngrund

Waldweg im Virngrund

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Der Virngrund (auch Firngrund genannt) ist ein waldreicher, bis 580 m ü. NN[1] hoher, sanft gewellter Höhenzug im Ostalbkreis und im Landkreis Schwäbisch Hall in Baden-Württemberg (Deutschland).

Namensursprung

Der Name Virngrund leitet sich vermutlich vom althochdeutschen fergunna her, was so viel wie „Gebirge“ bedeutet. Im frühen Mittelalter wurde die Bezeichnung Virngrund auch für einen großen Teil des Gebiets im Bereich der Flusstäler von Jagst, Wörnitz, Altmühl und Fränkischer Rezat verwendet. Ein Diplom Karls des Großen für Ansbach vom 29. März 768 bezeichnet dieses Gebiet als Vircunnia (infra Ualdo, qui vocatur Vircunnia).[2] Eine nördlich von Ansbach gelegende Burg trägt den Namen Virnsberg.

Geographische Lage

Der Virngrund liegt nördlich der württembergischen Stadt Ellwangen und südlich der Frankenhöhe. Seine höchste Erhebung ist der 580 m ü. NN hohe Hornberg. Durchflossen wird der Virngrund von Süden nach Norden von der Jagst. In Nord-Süd-Richtung führen die B 290 und A 7 durch die Waldlandschaft; letztere führt im Virngrundtunnel durch den Hornberg.

Herrschaftsgeschichte

Während der Kelten- und Römerzeit war der Virngrunds vermutlich schwach besiedelt. Der Limes, die Nordgrenze des Römischen Reichs, verlief nur wenige Kilometer südlich. Erst nach der Gründung des Klosters Ellwangen im Jahre 764 wurden Siedlungen im Virngrund angelegt. Bereits im 9. Jahrhundert war das Kloster Ellwangen im Besitz des Virngrundwaldes. Kaiser Heinrich II. erklärte den Virngrund in einer Urkunde vom 5. September 1024 zum Bannforst und vergab ihn als Lehen an das Kloster Ellwangen. Die Urkunde ist nicht erhalten, sie wurde aber 1152 durch Barbarossa und 1335 durch Ludwig den Baiern bestätigt.[3] Damals lagen die Grenzen des Virngrunds in etwa auf einer Verbindungslinie der heutigen Orte Hüttlingen, Stödtlen, Wört, Matzenbach, Gerbertshofen, Stimpfach, Bühlertann und Sulzbach.[4]

König Konrad IV. vergab an den Schenken Walter von Limpurg zwischen 1241 und 1251 ein Jagdrecht, das sich auch auf einen Teil des Ellwanger Bannforsts erstreckte. In der Folge konkurrierten das Kloster und die Schenken von Limpurg um den westlichen Teil des Virngrunds. Die Schenken setzten sich langfristig durch und brachten bis 1410 das Gebiet westlich der Blinden Rot, etwa ein Viertel des Virngrunds, in ihren Besitz.[3]

Siedlungsgeschichte

Vom Kloster Ellwangen aus wurden Mönchszellen im Wald gegründet. Aus ihnen entwickelten sich die heutigen Ortschaften Jagstzell, Bühlerzell und Eigenzell. Die Rodungen begannen im 9. Jahrhundert, im 12. und 13. Jahrhundert war der Waldanteil im Virngrund geringer als heute. Nach 1300, vor allem aber zwischen 1400 und 1450, wurden viele der im Virngrund angelegten Kleinsiedlungen wieder verlassen. Im Bezirk Ellwangen sollen 33 von 61 feststellbaren Siedlungen wieder aufgegeben worden sein. Man geht davon, dass diese Abfolge von Rodung und Wüstung Tannen, Fichten und Kiefern förderte.[4]

Waldnutzung

Charakteristisch für den Virngrund ist der hohe Anteil an Nadelhölzern, insbesondere Fichten.

Im Virngrund wurde nachweislich zwischen 1335 und 1859 Harz gewonnen, Hauptabnehmer waren Nürnberger Handwerker. Es wurde nur die Fichte geharzt. Um ihren Bestand zu schonen, wurde der Brennholzbedarf durch Schlagen der Tannen und Laubbäume gedeckt. Das Harzen schwächte die Fichten, über die entstandenen Wunden drang die Rotfäule ein. Es entwickelten sich Fichten-Reinbestände, die anfällig für Windwurf und Borkenkäfer waren. Die Ellwanger Verwaltung versuchte von 1726 an, Harzrechte aufzukaufen und Waldschäden durch Harzordungen zu verringern.

Die Weidenutzung der Wälder wirkte sich noch schädlicher aus. Die Ziegenweide wurde 1588 verboten, allerdings musste dieses Verbot schon bald gelockert werden. Die Forstverwaltung versuchte seit Anfang des 17. Jahrhunderts durch Weideordnungen, schlagweises Hauen und Einzäunen die Weideschäden gering zu halten. Sie beging allerdings den Fehler, gerade die nährstoffärmsten Waldstandorte dem Vieh und der Streunutzung zu überlassen. Um Ellwangen ging man nach 1800 zur Stallfütterung über, die Waldweide wurde eingestellt.

Die Sägemühle von Keuerstadt (zwischen Jagstzell und Ellenberg) bestand schon vor 1337 und ist damit die älteste bekannte Säge im Schwäbisch-Fränkischen Wald. Um 1430 gab es im Virngrund sechs Sägemühlen. Das frühe Aufkommen der Sägewerke im Virngrund geht vermutlich darauf zurück, dass dort früher als anderswo viele Fichten standen.

Aus den Wäldern des Virngrunds wurden große Mengen an Brennholz und Holzkohle an die Glashütte in Rosenberg (etwa ab 1380), den Hochofen in Abtsgmünd (ab 1611), die Eisenwerke in Wasseralfingen (ab 1671) und Königsbronn (ab 1651) sowie die Saline Schwäbisch Hall geliefert.[4]

Einzelnachweise

  1. Kartendienste des BfN
  2. Viktor Burr: Vita Hariolfi. In Ellwangen 764–1964. Schwabenverlag Ellwangen, 1964, S. 41.
  3. 3,0 3,1 Karl Fik, Hubert Häfele: Ellwanger Weiher, Fischwasser und Bäche im 15. Jahrhundert. In Ellwanger Jahrbuch 1981/1982, Band XXIX, herausgegeben vom Geschichts- und Altertumsverein Ellwangen, S. 146–149.
  4. 4,0 4,1 4,2 Erhardt Hasenmaier: Vom Urwald zum naturnahen Wirtschaftswald. In Ellwanger Jahrbuch 1989, herausgegeben vom Geschichts- und Altertumsverein Ellwangen, S. 267–278.

Weblinks

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