Wassermelone



Wassermelone

Wassermelone (Citrullus lanatus)

Systematik
Rosiden
Eurosiden I
Ordnung: Kürbisartige (Cucurbitales)
Familie: Kürbisgewächse (Cucurbitaceae)
Gattung: Citrullus
Art: Wassermelone
Wissenschaftlicher Name
Citrullus lanatus
(Thunb.) Matsum. & Nakai
Wassermelonen

Die Wassermelone (Citrullus lanatus) ist eine aus Afrika stammende Nutzpflanze, die heute weltweit in warmen Regionen angebaut wird. Die Wildform wird auch Tsamma-Melone genannt.

Beschreibung

Die Wassermelone ist eine niederliegende bis kletternde, einjährige, krautige Pflanze. Die Sprossachsen sind dünn, kantig, gefurcht und abstehend steif behaart. Sie besitzen verzweigte Ranken. Die meisten Sorten sind wie die Wildformen stark verzweigt und werden bis zu zehn Meter lang. Einige Zwerg-Wassermelonen-Sorten haben verkürzte Internodien und wachsen eher buschig. Das Wurzelsystem ist weitläufig, aber vorwiegend nahe der Oberfläche.

Die Blätter sind gefiedert, wodurch sie sich von den anderen kultivierten Kürbisgewächsen unterscheiden. Sie sind beidseitig steif behaart.

Männliche (oben) und weibliche (unten) Blüte

Die Art ist einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch). Die Blüten stehen einzeln in Achseln der oberen Laubblätter. Sie sind gelb und weniger auffällig als die Blüten der meisten anderen Kürbisgewächse. Die Farbe ist hellgelb, manchmal grün geadert. Die Kronzipfel sind rund 15 Millimeter lang, stumpf und ausgebreitet.

Die Frucht ist eine meist 20 bis 60 Zentimeter lange und kugelige bis längliche oder zylindrische Panzerbeere. Die Fruchtrinde ist ein bis vier Zentimeter dick und hart, aber nicht beständig. Die Farbe ist hell- bis dunkelgrün, dabei einfarbig, gestreift oder marmoriert. Das Fruchtfleisch schmeckt schal bis süß.

Die meisten Sorten besitzen rotes Fruchtfleisch, es gibt jedoch auch grüne, orangefarbene, gelbe und weiße Sorten sowie Landrassen. Die Samen variieren in Farbe (schwarz, braun, rot, grün, weiß), Form und Größe; die Merkmale können zur Identifizierung der Sorten dienen.

Der essbare Anteil der Frucht besteht zu rund 95,8 % aus Wasser, 0,2 % Fasern, 0,2 % Protein, 0,2 % Fett, 3,3 % Kohlenhydraten und 0,3 % Mineralstoffen, sowie Vitamin A und C, und dem zu den Antioxidantien zählenden roten Farbstoff Lycopin.[1][2]

Verbreitung

Wassermelone mit gelbem Fleisch
Verwilderte Wassermelonen in Australien

Die Wildformen sind im zentralen Afrika weit verbreitet. Die Pflanzen sind relativ trockenresistent und wachsen am besten auf fruchtbarem, sandigem Boden an heißen, sonnigen, trockenen Standorten.

Die Kulturformen werden heute weltweit in den tropischen und subtropischen Gebieten angebaut. In den Gebieten, in denen die Wassermelone angebaut wird, kann sie auch verwildern. Dies ist vor allem in Madagaskar und Australien der Fall. In Österreich kommt sie selten auf Ruderalstandorten, besonders Mülldeponien, in den warmen Klimalagen unbeständig verwildert vor.[3]

Systematik

Innerhalb der Art werden zwei Varietäten unterschieden:

  • var. lanatus ist die kultivierte Wassermelone
  • var. citroides umfasst die wilden Formen.

Var. lanatus

Die Früchte können bis zu 100 kg schwer werden, meist jedoch wiegen sie 4 bis 25 kg. Es gibt eigene „Kühlschrank“-Sorten, die nur rund ein Kilogramm wiegen, also bequem in einen Kühlschrank passen. Eine dieser Sorten ist 'Sugar Baby' mit kleinen, dunkelgrünen, sphärischen Früchten, die seit 1956 auf dem Markt ist. In den USA gezüchtete Sorten, die jedoch auch in Afrika und Asien weit verbreitet sind, sind 'Charleston Grey' und 'Crimson Sweet'. 'Accra', 'Anokye' und 'Volta' sind typische afrikanische Sorten, 'Arka Jyoti' und 'Tarmuj' indische.

Samenlose Sorten können erzeugt werden, seit Kihara 1951 entdeckte, dass triploide Wassermelonen praktisch keine Samen bilden. Dazu werden künstlich tetraploide Pflanzen erzeugt, die als Mutterpflanzen dienen und mit Pollen von diploiden Pflanzen bestäubt werden. Die entstehenden triploiden F1-Hybriden sind steril, bilden jedoch bei Bestäubung die samenlosen Früchte.

Tsamma-Melonen in der Kalahari

Var. citroides

Die Wildform wird auch Tsamma-Melone oder Zitronenmelone genannt. Die Früchte haben weißes oder hellgrünes Fleisch. Es gibt neben den bitteren Wildformen auch kultivierte Formen, die schal bis bitter schmecken. Die Fruchtrinde wird eingelegt oder zu Konserven verarbeitet, der Rest ans Vieh verfüttert. Die Samen sind groß und verschiedenfarbig. Der Samenertrag kann bei 500 bis 700 kg pro Hektar liegen.

In Afrika wird sie vielfach egusi genannt, aber auch andere Arten führen diesen Namen. Die Samen, die nicht bitter sind, werden geröstet gegessen oder zu Mehl vermahlen. Das Öl aus den Samen wird zum Kochen verwendet. Aus dem proteinreichen Presskuchen werden frittierte Samenbälle gemacht. Lokale Landrassen sind 'Aketewa' und 'Nerri' in Ghana sowie 'Bara' und 'Serewe' in Nigeria.

Nutzung

Würfelförmige Wassermelone in einem japanischen Supermarkt für umgerechnet 300 USD

Die Weltproduktion an Wassermelonen betrug 2010 89 Mio. Tonnen. Die wichtigsten Anbauländer sind in absteigender Reihenfolge China, Türkei, USA, Iran, Brasilien und Spanien.[4]

Die Früchte werden als erfrischendes und durstlöschendes Obst gegessen. In der Kalahari und anderen Trockengebieten Afrikas war sie jahrhundertelang eine wichtige Wasserquelle für die Menschen. Meist werden die Früchte roh verspeist, in Afrika manchmal auch gekocht. Die Rinde kann eingelegt oder kandiert werden. In den südlichen Gebieten der früheren Sowjetunion wird der Saft der Früchte zu einem alkoholischen Getränk vergoren oder zu einem süßen Sirup eingekocht.

Die Samen werden in Indien gemahlen und zu Brot gebacken. Im Nahen und Mittleren Osten werden die Samen geröstet gegessen. In China, wo die Nutzung der Samen im Vordergrund steht, wurden Sorten mit extragroßen Samen gezüchtet. Aus den Samen kann zudem das hauptsächlich als Kosmetikzusatz sowie seltener als Salatöl und Lampenöl genutzte Ootangaöl bzw. Wassermelonenkernöl gewonnen werden.

Geschichte

Die Früchte wurden ursprünglich wohl zuerst wegen der nahrhaften Samen gesammelt, da das Fruchtfleisch der Wildformen bitter ist. Ob damals bereits nichtbittere Formen ausgelesen wurden, ist unbekannt. Die ersten domestizierten Wassermelonen sind aus der Zeit um 2000 v. Chr. aus dem Alten Ägypten und aus Westasien bekannt. Rasch verbreitete sie sich über Zentralasien und Indien, 1000 v. Chr. wurde sie auch in China und Südrussland angebaut. Lange wurde sie vorwiegend in heißen und trockenen Gebieten angebaut, also in den Tropen und im Mittelmeergebiet. Heute wird sie auch in den feuchten Tropen angebaut. Von römischen Autoren wie Plinius oder Columella wird die Wassermelone nicht erwähnt, in den romanischen Sprachen gibt es auch keinen einheitlichen Namen für die Art. Dies deutet auf eine relativ späte Einführung der Wassermelone nach Europa. Linguistische Studien lassen vermuten, dass sie im Südwesten Europas von den Arabern eingeführt wurde, in Südosteuropa erst durch die ottomanische Expansion. In Zentral- und Nordeuropa wurde sie nie angebaut, hier wird der Name meist aus den Begriffen für Wasser und Melone zusammengesetzt (Tschechisch, alle germanischen Sprachen).[5]

Literatur

  • R. W. Robinson, D. S. Decker-Walters: Cucurbits. CAB International, Wallingford 1997, S. 84-88. ISBN 0-85199-133-5

Weblinks

Wiktionary: Wassermelone – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Wassermelone – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. J. Guha, S. P. Sen: Physiology, biochemistry and medicinal importance. In: N. M. Nayar, T. A. More: Cucurbits. Science Publishers, Enfield 1998, S. 97-127. ISBN 1-57808-003-7
  2. Dr Duke's Phytochemical database
  3. M. A. Fischer, K. Oswald, W. Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. Dritte Auflage, Land Oberösterreich, Biologiezentrum der OÖ Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9
  4. Nach: FAOSTAT, Daten für „watermelons“, abgerufen 7. Juni 2012.
  5. M. Pitrat, M. Chauvet, C. Foury: Diversity, history and production of cultivated cucurbits. In: K. Abak, S. Büyükalaca: Proceedings of the First International Symposium on Cucurbits. Acta Horticultae, Band 492, 1999. ISSN 0567-7572