Wiesen-Wachtelweizen
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Wiesen-Wachtelweizen | ||||||||||||
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Wiesen-Wachtelweizen (Melampyrum pratense). Illustration von Otto Wilhelm Thomé | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Melampyrum pratense | ||||||||||||
L. |
Der Wiesen-Wachtelweizen (Melampyrum pratense) ist ein einjähriger Halbschmarotzer, der mit seinen knotenartig geformten Saugorganen an den Wurzeln anderer Pflanzen schmarotzt. Solche sind beispielsweise Fichten. Die Pflanzenart weist einen besonderen Saisondimorphismus aus. Er kann je nach Jahreszeit und Umweltbedingungen verschiedene Ökotypen ausbilden, die oft in vernale, aestivale und autumnale Jahreszeiten-Typen und campicole und monticole Höhen-Typen unterschieden werden.[1] Taxonomisch werden diese Ökotypen von einigen Autoren als Unterarten angesehen, doch ist deren Stellung umstritten. Durch den Gehalt an Aucubin ist der Wiesen-Wachtelweizen schwach giftig.
Vorkommen
Der Wiesen-Wachtelweizen wächst in mäßig trockenen, lichten Laub-, Laubmischwäldern und Fichtenwäldern sowie an deren Rändern und in bodensauren Zwergstrauchheiden. Kalkhaltige Böden werden gemieden. In Deutschland ist es die häufigste Wachtelweizen-Art mit weiter Verbreitung, regional jedoch nur zerstreutem, in einigen Teilen sogar seltenem Vorkommen. Insgesamt ist er von Europa bis nach West-Sibirien verbreitet.
Erkennungsmerkmale
Der Wiesen-Wachtelweizen wird 10 cm bis 50 cm groß und blüht zwischen Mai und August. Seine Blüten weisen lanzettliche grüne Deckblätter auf, die ganzrandig sind und am Grund keilartig verschmälert und abgerundet sind. Die Einzelblüten stehen in einseitswendigen Ähren, wobei die unteren entfernt stehen. Die 12 bis 20 mm lange Krone ist gelblichweiß bis sattgelb gefärbt, ist keulenartig geformt und bildet eine lange gerade Röhre. Selten kann sie auch purpurn überlaufen sein. Die Kronröhre ist mindestens doppelt so lang wie der unbehaarte Kelch, dessen Kelchzähne fast anliegend sind. Die Kapselfrüchte sind zweispaltig und enthalten nur wenig Samen. Sie werden häufig von Ameisen ausgebreitet.
Unterarten
Die Art ist sehr formenreich und bildet wenig verzweigte Sommer- und stark verzweigte Herbstformen. Als wichtigste Unterarten können unterschieden werden:[2]
- ssp. pratense L.: Blüten einfarbig gelb, Stängelglieder wenige, verlängert
- ssp. commutatum (Tausch) Britt.: Blüten weißlich mit gelber Lippe, Stängelglieder zahlreich.
Ökologie
Der Wiesen-Wachtelweizen ist ein einjähriger Halbschmarotzer, der mit knotigen Saugorganen auf den Wurzeln anderer Pflanzen, z.B. auf Fichten schmarotzt. Um an das Wasser und gelöste Nährsalze gegen die Saugkraft des Wirts zu gelangen, hat die Pflanze eine besonders hohe Transpirationsrate und welkt daher nach dem Abpflücken sehr schnell. Beim Herbarisieren werden die Pflanzen aufgrund von Oxidationsprozessen schnell fast schwarz. Die Keimblätter bleiben aber als Assimilationsorgane lange erhalten. Die Hochblätter tragen extraflorale Nektarien. Die Pflanze zeigt einen Saisondimorphismus . Die Blüten sind „Maskenblumen“ und stehen in ährenförmigen, lichtwendigen Trauben. Der Pollen ist glatt und trocken und wird bei Berührung der Staubblattanhängsel ausgestreut. Wegen der bis 15 mm langen Röhre, sind nur Hummeln als legale Bestäuber erfolgreich; Bienen verüben dagegen „Einbruch“. Durch Krümmung der Griffel zu den Staubbeuteln ist auch spontane Selbstbestäubung möglich. Neuerdings wurde nachgewiesen, dass sich an der Blütenaußenseite überdimensionale Staubbeutelattrappen befinden. Die Blütezeit liegt zwischen Mai und August.
Die Früchte sind fachspaltige, 2-fächrige Kapseln mit nur wenigen Samen. Durch 2 abstehende Kelchzähne sind sie Windstreuer und Tierstreuer. Auch eine Ausbreitung durch Ameisen kommt vor; diese werden bis zur Fruchtreife durch extraflorale Nektarien an den Hochblättern angelockt. Die Samen sind Ameisenpuppen täuschend ähnlich und keimen in den „Ameisennestern“. Fruchtreife liegt zwischen Juli und September. Die Samen sind kurzlebige Kältekeimer.
Giftigkeit
Durch den Gehalt an Aucubin ist der Wiesen-Wachtelweizen in allen Teilen schwach giftig. Besonders giftreich sind die Samen; sie können z.B. für Mäuse tödlich sein. Vergiftungen wurden aber auch bei Pflanzenfressern beobachtet. Die Schwarz-blaue Färbung des Brotgetreides geht auch auf Aucubin zurück.
Quellen
- R. Düll/ H. Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. 7. Auflage, Quelle & Meyer-Verlag, 2011, ISBN 978-3-494-01424-1