Wiesenspinner
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Wiesenspinner | ||||||||||
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Habichtskrautspinner (Lemonia dumi) | ||||||||||
Systematik | ||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||
Lemoniidae | ||||||||||
Hampson, 1918 |
Die Wiesenspinner (Lemoniidae), auch Herbstspinner genannt, sind eine Familie der Schmetterlinge (Lepidoptera). Die Vertreter der Wiesenspinner wurden ursprünglich zu den Glucken (Lasiocampidae) gestellt.[1] Den Wiesenspinnern werden heute weltweit etwa 20 Arten zugerechnet. In Europa kommen davon fünf Arten vor,[2] davon leben zwei auch in Mitteleuropa.[3] Beide Arten sind nur sehr lokal und selten anzutreffen.
Merkmale
Die mittelgroßen bis großen Falter haben einen gedrungenen Körperbau und breite Flügel. Die Adern R2 - R5 sind mit M1 gestielt, was die Wiesenspinner von den Glucken unterscheidet.[1]
Die Fühler sind bei beiden Geschlechtern bis zur Spitze gekämmt, bei manchen Arten ist sogar eine dritte Reihe von Zähnchen, beispielsweise auf der Fühlerunterseite ausgebildet. Die Facettenaugen sind unbehaart, sind aber häufig nach vorne hin bewimpert. Punktaugen und Maxillarpalpen sind ebenso wie ein Saugrüssel nicht ausgebildet. Die dreigliedrigen Labialpalpen sind entweder mäßig entwickelt oder eher kurz. Die Vorderbeine sind zum Graben modifiziert.
Die Arten unterscheiden sich von den übrigen Schmetterlingsfamilien durch das Fehlen eines Saugrüssels, durch kurze Schienen (Tibien) und zwei sehr kräftig ausgebildete Stachel an der Außenseite des ersten Tarsengliedes, die in entgegengesetzte Richtungen zeigen, an den Vorderbeinen, durch Tibien an den Hinterbeinen, die keine mittigen, langen Dorne tragen und durch das Fehlen der Frenulum-Borsten an den Hinterflügeln bei beiden Geschlechtern.[4]
Die Eier sind vom aufrechten Typ und sind halbkugelig bis nahezu kugelig. und besitzen eine weiche Außenschale (Chorion). Sie werden in Gruppen abgelegt.
Die Raupen besitzen eine lange und starke Behaarung, sie ist lediglich beim Habichtskrautspinner und bei der Gattung Sabalia im letzten Raupenstadium nicht lang. Spinndrüsen sind nicht vorhanden, so dass die Larven keine Kokons herstellen können.[1]
Verbreitung
Die Vertreter der Wiesenspinner sind von Europa bis Zentralasien und im Mittelmeerraum anzutreffen.[1] Die Gattung Lemonia ist paläarktisch verbreitet und hat ihr Hauptverbreitungsgebiet im Mittelmeerraum und dem Mittleren Osten. Die Gattung Sabalia hat den Schwerpunkt ihrer Verbreitung in Ostafrika.[4]
Lebensweise
Die Imagines sind in der Regel nachtaktiv, es gibt jedoch auch tag- und nachtaktive Arten, deren Facettenaugen kleiner ausgebildet sind. Beispielsweise fliegen die Männchen des Habichtskrautspinners (Lemonia dumi) am Tage bei hellem Sonnenschein in schnellem, unstetem Flug auf der Suche nach Weibchen umher, sie lassen sich jedoch auch nachts durch künstliches Licht anlocken. Die Flügel werden in Ruhestellung dachartig über dem Hinterleib zusammengefaltet, wobei der Vorderrand der Hinterflügel oft darunter hervorsteht.[4]
Die Raupen der Gattung Lemonia ernähren sich hauptsächlich von Löwenzahn (Taraxacum), Habichtskräutern (Hieracium) und Gänsedisteln (Sonchus), allesamt aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Von den Raupen der Art Sabalia tippelskirchi ist bekannt, dass sie gesellig an Euphorbia granti fressen.[4]
Systematik
Die Familie wird in zwei Gattungen, Lemonia und Sabalia unterteilt, die von manchen Autoren auch in eigene Unterfamilien gestellt werden. Gelegentlich wird auch eine dritte Gattung, Spiramiopsis genannt, die jedoch meistens zu den Brahmaspinnern (Brahmaeidae) gerechnet wird.[5]
Die Familie ist aller Wahrscheinlichkeit nach mit den Brahmaspinnern und den Schwärmern (Sphingidae) nahe verwandt. Dies ist wird unter anderem auf Grund der Aderung der Hinterflügel vermutet.[4] Nachstehend werden alle in Europa vorkommenden Arten gelistet, die in Mitteleuropa heimischen Arten sind gesondert (A, CH, D) gekennzeichnet:
- Lemonia balcanica (Herrich-Schäffer, 1847)
- Lemonia ballioni (Christoph, 1888)
- Habichtskrautspinner, Lemonia dumi (Linnaeus, 1761) (A, CH, D)
- Lemonia philopalus (Donzel, 1842)
- Löwenzahnspinner, Lemonia taraxaci (Denis & Schiffermüller, 1775) (A, CH, D)
Gefährdung und Schutz
Die Wiesenspinner sind hauptsächlich gefährdet durch Kultivierungsmaßnahmen an Brachen und Feuchtbiotopen, in Mitteleuropa darüber hinaus auch durch den Einsatz von Herbiziden und Düngemitteln in der Landwirtschaft.[1] Die beiden in Deutschland vorkommenden Arten Lemonia dumi und Lemonia taraxaci sind durch die Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) Anlage 1 besonders geschützt bzw. streng geschützt. Die Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands führt Lemonia taraxaci in der Kategorie 1 (vom Aussterben bedroht) und Lemonia dumi in der Kategorie 2 (stark gefährdet).[6]
Quellen
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 J. J. de Freina: Die Bombyces und Sphinges der Westpalaearktis. Band 1. Noctuoidea, Sphingoidea, Geometoidea, Bombycoidea. EFW Edition Forschung & Wissenschaft Verlag GmbH, München, 1987, ISBN 3-926285-00-1
- ↑ Lemoniidae. Fauna Europaea, abgerufen am 17. Februar 2009.
- ↑ Lemoniidae. Lepiforum e.V., abgerufen am 17. Februar 2009.
- ↑ 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 N. P. Kristensen: Lepidoptera, Moths and Butterflies, 1: Evolution, Systematics, and Biogeography. Handbuch der Zoologie 4 (35) S. 341f, Walter de Gruyter. Berlin, New York 2003, ISBN 3-11-015704-7
- ↑ Malcolm J. Scoble:The Lepidoptera: Form, Function and Diversity. S. 317 Oxford University Press 1995, ISBN 978-0-19-854952-9
- ↑ Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands. Landwirtschaftsverlag, Münster 1998, ISBN 978-3-89624-110-8
Literatur
- Manfred Koch: Wir bestimmen. Schmetterlinge. Band 2. Bären, Spinner, Schwärmer und Bohrer Deutschlands. Neumann Verlag Radebeul 2. Auflage 1964
Weblinks
- Lemoniidae bei Fauna Europaea
- Lepiforum e. V. Fotos