Wilde Karde
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- Kardengewächse
Wilde Karde | ||||||||||||
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Wilde Karde (Dipsacus fullonum), Blütenstand. | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Dipsacus fullonum | ||||||||||||
L. |
Die Wilde Karde (Dipsacus fullonum L., Syn.: Dipsacus sylvestris Huds.)[1] ist eine Pflanzenart, die zur Unterfamilie der Kardengewächse (Dipsacoideae) gehört. Der Name Dipsacus kommt aus dem griechischen dipsa für Durst: Nach Regen sammelt sich in den Trichtern der Stängelblätter das Wasser, das Vögeln oder Wanderern zum Durststillen dienen kann.
Beschreibung
Die Wilde Karde ist eine zweijährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von bis zu 1,50 Meter erreicht. Die Stängel sind stachelig. Die Grundblätter sind kurzgestielt und in einer Rosette angeordnet. Die kreuzgegenständigen Stängelblätter sind in der Basis paarweise zusammengewachsen und am Rand gekerbt.
Die Blütezeit reicht von Juli bis August. Die bei einer Länge von 5 bis 8 cm eiförmig-länglichen, walzenförmigen, köpfchenförmigen Blütenstände sind von stacheligen, unterschiedlich langen, bogig aufsteigenden Hüllblättern umgeben. Die Tragblätter sind länger als die Blüte. Die Blüten sind zwittrig. Die vier violetten Kronblätter sind röhrenförmig verwachsen.[2]
Die vom Kelch gekrönten Früchte sind häutige, einsamige Nüsse (Achänen).
Ökologie
Die Wilde Karde ist eine zweijährige Halbrosettenpflanze. Man nennt sie auch eine Zisternenpflanze, weil die gegenständigen, unten verwachsenen Blätter ein Wassersammelbecken (Phytotelm) bilden. Deren Funktion wird als Aufkriechschutz gegen Ameisen interpretiert. Möglicherweise stellt aber auch Insektenfang und Ansiedlung von Kleinlebewesen eine zusätzliche Stickstoffversorgung dar.
Blütenökologisch handelt es sich um „Körbchenblumen“. Die Entfaltung der Blüten geht ausnahmsweise von der Mitte des Blütenstandes aus und schreitet sowohl nach oben wie nach unten fort. Die Blüten sind vormännlich mit einer 1 cm langen engen Röhre und herausragenden Narben und Staubbeuteln. Die Blüten werden sehr reichlich von Insekten besucht. Der Nektar ist aber nur für langrüsselige Hummeln und für Schmetterlinge erreichbar. Auch Selbstbestäubung ist erfolgreich.
Es handelt sich um einen typischer Tierstreuer, denn Tiere bleiben an allen stacheligen Pflanzenteilen, besonders aber an den Fruchtständen hängen. Die Früchte werden von den elastischen Spreublättern, sowie durch den Rückschlag der ganzen Pflanze meterweit fortgeschleudert. Auch Windausbreitung und Bearbeitungsverbreitung beispielsweise durch Stieglitze findet statt. Fruchtreife ist von September bis Oktober.
Inhaltsstoffe und Volksheilkunde
Die Wilde Karde enthält das Glykosid Scabiosid, Terpene, Kaffeesäureverbindungen, organische Säuren, Glucoside und Saponine.
Im Mittelalter wurden Zubereitungen aus der Wurzel der Karde äußerlich bei Schrunden und Warzen verwendet.[3] In der Volksheilkunde wird die Wurzel gegen Gelbsucht und Leberbeschwerden, Magenkrankheiten, kleinen Wunden, Gerstenkörnern, Fisteln, Hautflechten und Nagelgeschwüren empfohlen. Getrocknete Pflanzen liefern einen wasserlöslichen Farbstoff, der als Ersatz für Indigo galt.[2]
Vorkommen
In Deutschland ist die Wilde Karde als Archäophyt zu betrachten. Diese Pflanzenart ist in Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Süd-Niedersachsen verbreitet. Sie kommt zerstreut auch in Nord-Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Brandenburg vor. Im Bergland ist sie selten.[4]
Die Wilde Karde ist in wärmeren Gebieten insbesondere auf Überschwemmungsflächen, an Ufern, Wegen, auf Weiden und in Ruinen sowohl in den Niederungen als auch im Hügelland zwischen Juli und Oktober anzutreffen.
Galerie
- Wilde karde.jpg
Einzelnachweise
- ↑ Werner Rothmaler (Begr.), Eckehart J. Jäger (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Band 2. Gefäßpflanzen: Grundband. 19., bearb. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, München 2005, ISBN 3-8274-1600-0.
- ↑ 2,0 2,1 Klaus Becker, Stefan John: Farbatlas Nutzpflanzen in Mitteleuropa. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 2000, S. 218, ISBN 3-8001-4134-5
- ↑ Madaus, Dr. Gerhard: Lehrbuch der Biologischen Heilmittel. Hildesheim 1979, Band II, S. 1225
- ↑ Werner Rothmaler [Begr], Eckehart J. Jäger (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. 20., neu bearb. u. erweit. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2011, ISBN 978-3-8274-1606-3.
Literatur
- Kremer: Wildblumen, München 2001, ISBN 3-576-11456-4
- Wegweiser durch die Natur Wildpflanzen Mitteleuropas. München 1989, ISBN 3-87003-352-5