Wildpark Tiergarten Weilburg
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Wildpark Tiergarten Weilburg | |||
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Fläche | 93 Hektar | ||
Tierarten | 22 Arten | ||
Besucherzahlen | 111.000 Besucher im Jahr 2010 | ||
Organisation | |||
Trägerschaft | Landesbetrieb Hessen-Forst, Wildparkleitung Forstamt Weilburg | ||
Förderorganisationen | Verein Freunde und Förderer des Wildparks Tiergarten | ||
Das Bauernhaus aus Dillhausen beherbergt ein kleines Museum | |||
Lage | |||
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Koordinaten: 50° 29′ 19″ N, 8° 19′ 39″ O
Der Wildpark Tiergarten Weilburg ist ein Wildpark nahe der hessischen Stadt Weilburg, in der Gemarkung des Stadtteils Hirschhausen. Im Jahr 2010 hatte er rund 111.000 Besucher. Betreiber ist das Forstamt Weilburg unter der Trägerschaft des hessischen Landesbetriebes Hessen-Forst.
Anlage
Neben den zahlreichen Gehegen auf einer Fläche von 93 ha, die vor allem heimische Tierarten zeigen, umfasst der Tierpark mehrere Weiher und ein rund sechs Kilometer langes Wegenetz. Bis zu 400 Jahre alte Hute-Eichen gehören zum Baumbestand des Parks, der zwar planmäßig gepflanzt wurde, aber einem natürlichen Mischwald nachempfunden ist.
Die Gaststätte „Zum Tiergarten“ (Hessenhaus) befindet sich in einem Westerwälder Bauernhaus aus Langendernbach. Ein Bauernmuseum befindet sich in einem rund 200 Jahre alten Bauernhaus aus Mengerskichen-Dillhausen, das 1972 in den Park versetzt wurde. Neben den Tagesgästen werden dort auch Teilnehmer von Tagungen bewirtet. Im Park stehen verschiedene Spielgeräte für Kinder zur Verfügung.
Zu den im Wildpark Tiergarten lebenden Tieren gehören neben Dam-, Muffel-, Reh-, Rot-, Schwarzwild, Enten und Gänsen auch Heckrinder, Elchwild, Fischotter, Skudden, Steinböcke, Przewalski-Pferde sowie Wölfe, Wildkatzen, Braunbären und Luchse.
Im Wildpark leben über 200 Pilzarten, von denen einige auf der Roten Liste stehen. Ein Pilz-Lehrpfad informiert über die Bedeutung dieser Spezies für das Ökosystem Wald.
Geschichte
Die Anlage geht auf die Tiergärten der Grafen und Fürsten aus dem Haus Nassau-Weilburg zurück. Östlich von Weilburg, im Gebiet des heutigen Tiergartens, hielt bereits 1590 Graf Albrecht von Nassau Damwild, das aus Holland eingeführt worden war. Graf Johann Ernst ließ das Gelände von 1685 bis 1688 zu einem Jagdpark erweitern, mit einem Holzzaun einfrieden und drei Weiher mit einer Gesamtfläche von rund 1,5 Hektar anlegen.
Unter Fürst Karl August von Nassau-Weilburg wurde dieser Zaun 1732 durch eine 3,8 Kilometer lange und mehr als zwei Meter hohe Steinmauer ersetzt. Sie ist noch heute erhalten und umschließt 92 Hektar Land. Zum Bauen der Mauer wurden die Einwohner der umliegenden Dörfer herangezogen. An Wildwechseln wurden außen an der Mauer Rampen angelegt, sodass die Tiere zwar in den Park hinein, aber nicht wieder heraus konnten. Bis 1736 ließ Karl August zudem ein Jagdschloss errichten, das 1916 bei einem Brand zerstört wurde. Mauer- und Schlossbau erfolgten nach den Plänen des fürstlichen Gärtners Johann Martin Petri.
Ab 1816 wurde der Tierpark zunächst nicht mehr als solcher genutzt, sondern wie ein herkömmlicher Wald nach den Erfordernissen der Forstwirtschaft. 1970 wurde er erneut als Tierpark unter der Leitung der hessischen Landesforstverwaltung eröffnet.
Weitere Informationen
Ein fuer Wikipedia posthum veroeffentlichter Bericht zur Geschichte des Wildparks Tiergarten Weilburg, geschrieben (nach 1998) von Siegfried Müller, der 1916 im Tiergarten geboren wurde:
Bereits 1590 hielt Graf Albrecht von Nassau und Saarbruecken schon Damwild oestlich von Weilburg, im Bereich des spaeteren Tiergartens. Dieses ist eng verbunden mit der Geschichte der Grafen von Nassau Weilburg. Zwei Jahrzehnte nach dem 30 jaehrigen Krieg liess der Graf Johann Ernst von Nassau-Weilburg das quadradische Wald- und Wiesengelaende von einem Quadratkilometer (100 ha) einfrieden. Die Einfriedung bestand zunaechst aus einem Plankenzaun. Es wurde aus jagdlichen Gruenden Damwild gehalten. Im Inneren des Tiergartens wurden Alleen und Scheisen angelegt, um eine Hetzjagd per Pferd hinter einer Huntemeute zu ermoeglichen. (Parforcejagd, die heute noch in England betrieben wird.)
Fuer den Grafen Johann Ernst und sein jagdliches Gefolge boten zunaechst provisorische Jagdzelte Unterkunft. Um 1686 kam es dann zur Errichtung eines Wohnhauses mit 12 Betten, eines Stalles, einer Scheune, eines Lustgartens und eines Kuechengebaeudes. Hier wohnte der "Tiergaertner", der fuer die jagdlichen Einrichtungen verantwortlich war. Er war gleichzeitig der Paechter fuer die in und um den Tiergarten liegenden landwirtschaftlichen Flaechen. So begann die Existenz des spaeteren Pachthofes Tiergarten.
1688 legte man einen Weiher fuer die Fischzucht an, indem der durch den Tiergarten fliessende Bach gestaut wurde. Ich entsinne mich, dass nach dem Ersten Weltkrieg die Brauerei Helbig aus Weilburg das Eis fuer die Kuehlung des Bieres hier holte. Die Mauer um den Tiergarten wurde noch zuer Regierungszeit des Grafen Johann Ernst gebaut, also vor 1719. Ueber den Mauerbau gibt es keine Akten, aber man kann sicher sein, dass sie im Frondienst erbaut wurde, also ohne Belastung fuer die hoefischen Finanzen.
Von 1732 bis 1736 liess der Nachfolger, Fuerst Karl August, ein stattliches Jagd- und Lusthaus in der Naehe der Frankfurter Strasse bauen, welches spaeter als Forsthaus diente und 1916 abbrannte. Danach wurde an dieser Stelle ein neues Forsthaus gebaut, in dem heute der Revierleiter wohnt, der neben forstlichen Taetigkeiten fuer die Versorgung der im Tiergarten untergebrachten Tiere zustaendig ist.
Mit Errichtung dieses Jagd- und Lusthauses wurde 1732 bis 1734 eine Verbindungsstrasse von Weilburg zum Lusthaus gebaut, die heutige "Frankfurter Strasse". Sie verband den Sommersitz des Herrschers Karl August, den "Windhof" bei Weilburg, mit dem Tiergarten. Der schon erwaehnte Pachthof Tiergarten wurde durch den Fuersten Karl August im Jahre 1733 neu errichtet. Karl August verlegte sein Gestuet in den Tiergarten, so dass der Pferdezucht von nun an grosses Augenmerk geschenkt wurde.
Im Jahr 1808 wurde einer der ersten schulmaessig ausgebildeten Tieraerzte Nassaus, Johann Peter Lieser aus Wiesbaden-Sonnenberg an das Landgestuet Tiergarten berufen. Er wurde damit auch Hofgutspaechter. Dies war der Beginn des Erbpachtrechtes der Familie Lieser im Tiergarten. Die Dauer der Erbpacht lief ueber 120 Jahre und endete 1934 mit dem Tod meines Onkels Wilhelm Priester. Der erwaehnte Tierarzt Johann Peter Lieser war mein Ur-Ur-Grossvater muetterlicherseits. Dessen Sohn, Friedrich Wilhelm August Ernst Lieser folgte ihm als Nachfolger und war von 1846 bis 1889 Tierarzt im Tiergarten. Ich selbst bin 1916 in dem Pachthof Tiergarten geboren. Meine Grossmutter lebte noch allein in diesem Pachthof, der dann 1936 wegen Baufaelligkeit abgerissen wurde. An dessen Stelle wurde ein Fachwerkhaus aus Dillhausen aufgestellt.
Bis 1866, der Eingliederung Nassaus zu Preussen, stand die forstliche Nutzung im Vordergrund, die Jagd spielte eine untergeordnete Rolle. Damwild war aber immer noch da. Der Rheinische Pferdezuchtverein unterhielt bis etwa 1935 noch eine Fohlenweide, die mit Fohlen beschickt wurde. Ein Fohlenwaerter aus Hirschhausen hatte die Aufsicht und wohnte in einem Zimmer im Fohlenstall, der heute noch vorhanden ist. 1969 erntschloss sich die Hessische Landesforstverwaltung, innerhalb der Mauer einen modernen Wildpark anzulegen, in dem in moeglichst natuerlicher Umgebung einheimische Wildarten beobachtet werden koennen. Es gibt hier 400-jaehrige Huteeichen und Buchen. Der heutige Wildbestand besteht aus Auerochs, Tarpan, Rueckzuechtungen von Tierarten, die seit langem ausgestorben sind. Przewalskipferd, Exmoor-Pony, Wisent, Fischotter, Luchs, Steinbock, Rothirsch, Damhirsch, Sikawild, Muffelwild, Rehwild, Schwarzwild und seit 1998 Elch. Auf und an den drei Weihern herrscht durch die Wasservoegel ein lebendiges und buntes Bild. Um die Besucher auch fuer Pilze, die meist unscheinbaren Helfer im Naturhaushalt zu interessieren wurde in den Jahren 1992 und 1993 ein Pilzlehrpfad angelegt. Es handelt sich hier kaum um Speisepilze, sondern um wichtige Zersetzer und Umsetzer fuer den Waldboden und das vermodernde Holz. Fast alle Waldbaeume haben ueber ihr Wurzelsystem eine Verbindung zu dem feinen, unterirdischen Myceliumsystem bestimmter Pilze. Am Kassenhaeuschen kann man ein hervorragend ausgestattetes Heft ueber den Pilzlehrpfad des Wildparks kaufen.[1]
Literatur
- Randolf Fügen: Highlights in Mittelhessen. 1. Auflage. Wartenberg Verlag, Gudersberg-Gleichen 2003, ISBN 3-8313-1044-0.
Weblinks
- Offizielle Homepage des Wildparkes.
- Inoffizielle Homepage zu Weilburg an der Lahn – mit vielen Informationen und Bildern zum Wildpark
- Wildpark Tiergarten Weilburg auf hessen-forst.de
Einzelnachweise
- ↑ der obige --~~~~Bericht befindet sich im Besitz der Nachkommen